0014 - Der Schreckenskult
ihn seine Schmerzen so, daß für nichts anderes in seinem gequälten Gehirn Platz war, doch das konnte sich von einem Augenblick zum anderen ändern.
Zamorra und Bill Fleming trieben Oscanora vor sich her zum Sikorsky-Hubschrauber. Mit vorgehaltenem Revolver zwang ihn Zamorra, auf einem der acht Sitze hinter dem Pilotensessel Platz zu nehmen.
Der Hubschraubermotor dröhnte. Die Drehflügel rotierten irrsinnig schnell. Der von ihnen verursachte Wind zerzauste Zamorras Haar. Er hob Nicole in den Hubschrauber und legte sie zwischen den Sitzen nieder. Das Amulett hatte Zamorra in der Tasche seines Smokings verschwinden lassen.
Die Cochanoee-Anhänger und die furchtbaren Leibwächter Oscanoras, jene dämonischen Wesen mit den Tierköpfen, versuchten zunächst über die Treppe und die Diele des Penthouses aufs Dach vorzudringen.
Doch in der Diele raste der Dämon, tobte Cochanoee umher, von wilden Schmerzen geplagt. Zwei seiner Diener fielen seinen fuchtbaren Schlägen zum Opfer, und den Leibwächter mit dem Rattenkopf zerfleischte er, riß ihm den Kopf ab und zerhackte seinen Körper mit dem Raubvogelschnabel, irrsinnig vor Qual und Wut.
Als einige Cochanoee-Anhänger durch die Luke auf das Dach vordrangen, schoß Bill Fleming auf sie, geduckt vor dem Einstieg des Hubschraubers stehend. Über seinem Kopf rotierten die Drehflügel.
Bill traf einen der Dämonendiener in die Schulter, einen zweiten in den Hals. Die schweren 45er Kugeln rissen die Getroffenen um, sie fielen den Nachdrängenden entgegen, die sich hinter ihnen auf der steilen Eisentreppe drängten, und brachten sie zu Fall.
Bill kletterte in den Hubschrauber, schloß die Tür und setzte sich nach vorn ins Cockpit. Während seiner Militärzeit bei der US Air Force hatte Bill gelernt, mit allen möglichen Hubschraubertypen und auch mit Flugzeugen zu fliegen, sofern es sich bei letzteren nicht um hochspezialisierte Überschalljäger oder schwerste Passagiermaschinen handelte. Später hatte Bill immer dafür gesorgt, daß sein Pilotenschein nicht verfiel und seine Kenntnisse nicht verstaubten.
Er hob von dem flachen Hoteldach ab.
Cochanoee zwängte sich aus dem Dachausgang des Penthouses, gerade als der Hubschrauber an Höhe gewann. Durch die Plexiglaskuppel konnte Bill den Dämon beobachten, während er den Steuerknüppel nach hinten zog und steil aufstieg.
Cochanoees rechtes Auge war erloschen, doch das linke sprühte und funkelte nur um so mehr. Eine mörderische Wut und ein dämonischer Haß standen im grotesken Gesicht des Schrecklichen.
Als Cochanoee sah, daß er den Hubschrauber nicht mehr erreichen konnte, holte er mit einem seiner sieben Arme aus und warf einen unregelmäßig geformten Gegenstand, der dumpf gegen die Plexiglaskuppel des Hubschraubers schlug.
Für einen Moment konnte Bill erkennen, was es war. Der Rattenkopf des einen Leibwächters. Dann stieg der Hubschrauber steil hinauf in den Sternenhimmel, Hoteldach und Dämon blieben zurück und entschwanden dem Blick.
***
»Das war verdammt knapp!« schrie Zamorra nach vorn, wo ein schmaler Durchgang zum Cockpit führte.
Bill Fleming nickte, ohne den Kopf zu wenden. Er hatte den Kopfhörer des Sprechfunkgeräts aufgesetzt und das Mikrofon vor dem Mund. Mit einem Auge schielte er zu dem kleinen Radarschirm rechts unten an der Konsole mit den vielen Instrumentenskalen.
Miami verfügte über zwei Flughäfen, einen internationalen zivilen und einen kleineren der Küstenwache. Es gab zwei Lufttaxigesellschaften, bei denen man Hubschrauber mit und ohne Pilot mieten konnte, und natürlich waren etliche Sport- und Privatflugzeuge an diesem exklusiven Tummelplatz der Millionäre zugelassen.
Der Luftraum über Miami war recht belebt, man konnte nicht einfach herumkurven, wie es einem einfiel.
Bill Fleming flog nur wenige hundert Yard hoch über den Hochhäusern und Hotelpalästen von Miami dahin, hinüber über die Biscayne Bay nach Miami Beach. Unter dem Sikorsky-Hubschrauber funkelte das Lichtermeer der 330.000-Einwohner-Stadt.
Zamorra sah, daß Oscanora immer wieder auf Nicole Duval hinunterschielte. Zamorra begann schon, sich Sorgen zu machen, da seine Sekretärin noch immer nicht zu sich gekommen war. Als sie seufzte und die Augen aufschlug, war er sehr erleichtert.
Doch gleich darauf, als Nicole sich aufsetzte, gewahrte er ihren starren Blick. Das Oberteil ihres weißen Kleides war verrutscht und gab die linke Brust frei. Nicole beachtete es nicht.
»Töte ihn!« rief
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