0018 - Die Hexenmühle
hervorriefen.
»Aber das ist ja grauenhaft«, flüsterte Simon Patrick, als Hiller seinen Bericht beendet hatte.
»Du sagst es, Simon.«
Auch die anderen Männer redeten wild durcheinander, bis Patrick mit lauter Stimme nach Ruhe verlangte.
Der große, dunkelhaarige Bürgermeister war blaß geworden. Er war ein Kerl wie ein Kleiderschrank, den nichts erschüttern konnte. Doch nun fehlten ihm einfach die Worte.
Ein paarmal atmete er tief durch, bevor er überhaupt sprechen konnte. »Männer«, sagte er, »ihr habt gehört, was uns Horace gesagt hat und was ihm widerfahren ist. Wir müssen uns entscheiden. Und zwar schnell. Wir alle haben erlebt, was dieser Sinclair für ein Mann ist, was er leistet. Meiner Meinung nach würde er es mit seinem Freund zusammen schaffen, mit der verdammten Vampirbrut aufzuräumen. Aber das wissen die Blutsauger auch. Sie würden sich zurückziehen, warten, bis die Männer aus London verschwunden sind. Dann würden sie über unser Dorf mit aller Grausamkeit herfallen. Können wir das riskieren, meine Freunde?«
»Nein!« lautete die einstimmige Antwort.
»Dann würdet ihr also mithelfen, diesen Sinclair zu überwältigen? Natürlich auch seine Freunde.«
Betretenes Schweigen.
»Ihr wißt«, fuhr Patrick fort, »daß ihr euch mit dieser Aktion mitschuldig macht. Euch gewissermaßen gegen das Gesetz stellt und vier Menschen den verdammten Blutsaugern ausliefert.« Wieder erhielt der Bürgermeister keine Antwort.
»Oh, verdammt«, fluchte er und schlug die rechte Faust in die linke offene Handfläche. »Ich habe mich noch nie in meinem ganzen Leben so mies gefühlt. Was machen wir nur?«
Keiner wußte Rat.
Schließlich sagte Horace Hiller: »Wir können ja abstimmen, und zwar geheim.«
Der Bürgermeister hob den Blick, schaute seinen Schwager an. »Ja, Horace, die Idee ist gut. Wie auch jeder abstimmt, er muß es mit seinem Gewissen vereinbaren. Hat einer einen anderen Vorschlag?«
Kopfschütteln.
»Gut«, sagte Simon Patrick. »Ich hole dann Papier und Bleistift. Der Herr möge uns beistehen«, flüsterte er.
Simon Patrick ging hinaus. Er ließ seine schweigenden Mitbewohner zurück.
Am unwohlsten fühlte sich Horace Hiller. »Was hättet denn ihr an meiner Stelle getan?« fragte er krächzend. »Wie hättet ihr gehandelt? Los, sagt es mir. Ich will es wissen!«
Morton Grove antwortete für alle. »Wir hätten ebenso gehandelt, Horace. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
»Danke.«
Simon Patrick kehrte zurück. Er gab jedem einen Bleistift und ein Stück Papier. »Noch ist es Zeit, Leute«, sagte der Bürgermeister. »Wer nicht abstimmen will, kann den Raum jetzt verlassen. Ich würde ihn nicht als Feigling ansehen.«
Keiner ging hinaus.
»Ich danke euch, Freunde.«
Jeder hatte seinen Zettel erhalten. Die Männer stellten sich so auf, daß keiner dem anderen auf das Papier sehen konnte. Horace Hiller ging zum Fenster. Er legte den Zettel auf die schmale Fensterbank, atmete tief durch und schrieb sein Ja auf das Papier.
Dann faltete er den Zettel zusammen.
Auch die anderen hatten inzwischen ihre Stimme abgegeben. Simon Patrick ging mit einem Hut herum und sammelte die Zettel ein. Als er seinen Schwager erreichte, schaute er Hiller fest in die Augen.
»Und du hast es dir genau überlegt, Horace?«
»Ja.«
»Gut.«
Horace Hiller warf seine Stimme in den Hut. Der Bürgermeister schlug seinem Schwager auf die Schulter und ging dann zum Tisch.
Die Zettel flatterten aus dem Hut auf die Tischplatte.
Die Männer traten näher. Fast körperlich war die Spannung zu spüren, die über dem Raum lag.
»All right«, sagte Simon Patrick mit schwerer Stimme. »Fangen wir mit der Auszählung an.«
Die Männer beobachteten jede seiner Bewegungen.
Der Bürgermeister griff nach dem ersten Zettel, faltete ihn auseinander.
»Nein.«
Der zweite Zettel.
»Ja.«
Aufstöhnen. Einer strich sich ununterbrochen über sein Kinn. Die Bartstoppeln gaben ein schabendes Geräusch ab.
Sieben Stimmen standen zur Verfügung. Und sieben Zettel lagen nach einer Minute ausgebreitet auf dem Tisch.
Jeder konnte das Ergebnis mit eigenen Augen sehen. Und doch gab der Bürgermeister es offiziell bekannt.
»Sieben Wähler anwesend. Sieben Stimmen abgegeben. Ungültig – keine. Mit Nein stimmten zwei Wähler. Mit Ja stimmten fünf Wähler. Die Wahl ist angenommen.«
»Ich habe damit gerechnet«, sagte Horace Hiller.
»Und wie stellen wir es an?« fragte der Bürgermeister.
»Jeder von
Weitere Kostenlose Bücher