0018 - Die Hexenmühle
uns hat doch ein Gewehr.« Die Antwort gab Morton Grove.
Erschrocken blickten die Männer ihn an.
»Aber wir können nicht auf einen Polizisten schießen«, gab ein noch jüngerer Mitbürger zu verstehen.
»Sie werden sich bestimmt nicht wehren«, erwiderte Grove.
»Nicht bei der Übermacht«, schlug auch Simon Patrick in die Kerbe. Damit waren die Weichen gestellt. Hatte die Antwort des Bürgermeisters doch bewiesen, daß er auf den Vorschlag positiv reagierte.
»Vielleicht gelingt es uns, sie doch noch zu befreien«, meinte Horace Hiller. »Ich meine, hinterher. Wäre doch nicht schlecht, den Vampiren ein Schnippchen zu schlagen.«
»Unter Umständen ja«, meinte Patrick.
Dann wurde ein Plan ausgeklügelt. Alle verschwanden, gingen in ihre Häuser, um die Waffen zu holen. Fast jeder hatte hier ein Gewehr. Einige besaßen noch aus dem letzten Krieg Sturmgewehre, Beutewaffen von den Deutschen.
Eine Viertelstunde später trafen sich die sieben Männer wieder im Haus des Bürgermeisters.
Simon Patrick mahnte sie noch einmal. »Auf keinen Fall schießen«, sagte er. »Wir müssen es auch anders schaffen.« Jeder versprach es dem Bürgermeister in die Hand. Dann verließen die Männer das Haus. Wie Diebe in der Nacht schlichen sie auf das Gasthaus zu.
Auf dem Kirchturm hockte noch immer die riesige Fledermaus. Sie hatte das Maul aufgerissen und zeigte die Zähne. Ein siegessicheres, höhnisches Kichern drang aus ihrem Rachen. Sinclair und seine Freunde würden sich wundern…
***
Normalerweise schlafe ich tief und fest, Meistens auch traumlos. Aber dann liege ich in einem Bett und hocke nicht auf einem unbequemen Stuhl, auf dessen Sitzfläche man sich Blasen am Hintern holen kann. Folglich war es mit meinem Schlaf nicht weit her. Er glich mehr einem leichten Dahinduseln. Hin und wieder schreckte ich hoch. Die anderen ratzten, wie man so schön sagt.
Suko war außer Konkurrenz. Er gehörte zu den Typen, die sogar auf einem fliegenden Düsenjäger schlafen könnten.
Paul Maurer und Kitty gönnte ich die Ruhe. Schließlich hatten sie einiges hinter sich.
Ich freute mich auf die Stunde, in der wir das miese Nest hier wieder verlassen konnten. In diesem Dorf fühlte ich mich wirklich mehr als unwohl.
Der Schlaf übermannte mich mal wieder. Ich vergrub den Kopf in beide Hände und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. Wieder plagten mich Träume. Fetzen vergangener Abenteuer schossen mir durch den Kopf. Ich sah mich wieder unter Wasser gegen die Seeschlange kämpfen, dann in eine andere Welt verschwinden und vor dem Dämonenauge stehen.
Myxin tauchte wieder auf. Grinsend und triumphierend. Und hinter ihm stand drohend der Schwarze Tod.
Er hob seine Skeletthand, krümmte die Finger und schlug damit nach meinem Kopf.
Etwas polterte.
Ich erwachte.
Das Poltern hatte ich nicht in meinem Traum gehört. Die Tür war hart aufgerissen worden und mit der Klinke gegen die Wand geprallt.
Für Bruchteile von Sekunden war ich nicht ganz da. Und diese Zeit reichte den Männern.
Wie Ameisen quollen sie ins Zimmer. Ehe ich mich versah, spürte ich eine kalte Gewehrmündung im Nacken.
Ich zuckte unter der Berührung zusammen. Der Mann, der mich bedrohte, war Horace Hiller, unser Wirt.
Flach legte ich die Hände auf den Tisch und rührte mich nicht. Ich beobachtete nur.
Suko war ebenfalls aus dem Schlaf hochgefahren. Und er reagierte schneller, zog blitzschnell seine rechte Faust hoch und schlug sie einem Mann ins Gesicht.
Der Kerl flog zu Boden, doch ein anderer drosch Suko den Gewehrlauf in den Nacken.
Mein Freund stöhnte auf, seine Augen wurden glasig, und er fiel bewußtlos zu Boden. Der Schlag hätte auch einen Ochsen gefällt.
Paul Maurer und Kitty Lavall zu überwältigen war keine große Kunst. Sie wurden erst richtig wach, als bereits Fesseln ihre Hand- und Fußgelenke verschnürten.
Vor dem Tisch standen zwei weitere Männer und richteten die Mündungen ihrer Gewehre auf mich. Der Mann, den Suko niedergeschlagen hatte, erhob sich. Er blutete aus der Nase. »Es tut mir leid«, hörte ich Hillers Stimme dicht neben meinem rechten Ohr. »Aber wir können nicht anders handeln.«
»Darf ich denn wenigstens um eine Erklärung bitten?« fragte ich.
Ein schwarzhaariger, breitschultriger Mann drängte sich in den Vordergrund.
»Mein Name ist Simon Patrick«, sagte er, »ich bin hier der Bürgermeister.«
»Wie schön für Sie«, erwiderte ich sarkastisch. Ich war sauer, verflucht sauer sogar.
»Was wir
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