0018 - Die Hexenmühle
hier tun mußten, paßt uns selbst nicht«, fuhr er fort, »man hat uns dazu gezwungen.«
»Wer? Die Blutsauger?«
Patrick nickte.
Ich lächelte schmal. »Ich habe schon zahlreiche Fälle in meiner langjährigen Praxis gelöst«, erklärte ich. »Und immer wieder stellten sich Menschen auf die Seite der Dämonen, paktierten mit den Mächten der Finsternis. Jedesmal haben sie den kürzeren gezogen. Die anderen benutzten sie als Werkzeug und warfen sie dann weg wie ein altes, schmutziges Kleidungsstück.«
»Bei uns wird es nicht für immer sein«, erhielt ich zur Antwort. »Glauben Sie, daß die Mächte der Finsternis anders reagieren?« Keine Antwort.
Ich versuchte es anders. »Wissen Sie eigentlich, daß ich von Scotland Yard bin?«
»Ja.«
»Dann ist Ihnen doch auch klar, daß Sie sich eines schweren Verbrechens zusätzlich schuldig machen. Sie behindern einen Polizeibeamten im Dienst.«
»Es ist uns bekannt, Mr. Sinclair. Und seien Sie versichert, wir tun es nicht gern.«
»Davon haben meine Freunde und ich nichts. Sagen Sie, was wollen Sie eigentlich?«
»Wir schaffen Sie zur Mühle.«
Ein heißer Schreck durchfuhr mich. »Zu den Vampiren?«
»Ja.«
Verdammt, jetzt wurde es gefährlich.
Wenn Suko und ich uns einmal in den Klauen der Blutsaugerinnen befanden, dann sah es mies aus. Suko hatte keine Chance mehr, aber ich, ich war noch nicht gefesselt und mußte es einfach versuchen.
Die Männer vor mir waren keine Profis. Sie hatten ja mehr Angst als ich. Das war ihnen deutlich anzumerken. Und die Waffe, die Hiller hielt, zitterte in seinen Händen. Ich konnte es deutlich spüren.
»Nimm ihm seine Pistole ab, Horace!« befahl der Bürgermeister. »Wir wollen kein Risiko eingehen.«
Die Mündung verschwand von meinem Hals. Dafür spürte ich Hillers Hand über meine Schulter gleiten und sich dem Holster nähern. Er beugte sich vor, um an die Beretta zu gelangen, geriet dabei in die Schußlinie der zwei Gewehre.
Ich ließ mich etwas zusammensinken, spannte aber gleichzeitig unter dem Tisch die Beinmuskeln an.
Hillers Finger faßten nach dem Griff der Pistole. Wenn ich noch eine Chance hatte, dann jetzt.
Ich wagte es, wurde von einer Sekunde zur anderen zu einem explosiven Geschoß…
***
Blitzschnell riß ich den Tisch hoch. Er kippte um und knallte dem Gewehrträger gegen den Bauch. Ich hatte viel Wucht hinter diesen Angriff gelegt. Die Tischkante traf den Mann in den Magen, und er ging röchelnd zu Boden.
Mit dem angewinkelten Arm hämmerte ich nach rechts. Ich traf Horace Hiller und hatte erst einmal Ruhe vor ihm.
Das alles hatte nicht mehr als ein, zwei Sekunden gedauert. Eine Zeitspanne, die für mich günstig, für meine Gegner jedoch überraschend kurz war.
Die Leute mußten sich erst formieren.
Ich war wie ein Torpedo bei ihnen. Den Weg zur Tür mußte ich mir freikämpfen, und das tat ich im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Waffe wollte ich nicht ziehen. Der erste Schuß hätte ein Blutbad auslösen können. Außerdem hatte ich richtig kalkuliert. Auch die Männer aus dem Dorf trauten sich nicht zu schießen. Es waren schließlich keine Verbrecher, sondern normale Bauern und Handwerker.
Mein alter Trainer hätte seine Freude an mir gehabt, hätte er mich jetzt in Aktion gesehen. Auf der Matte und im Ring war ich ihm nie wild genug, was er mir allerdings in diesem Kampf gegen die Übermacht nicht hätte vorwerfen können.
Den ersten, den ich erwischen konnte, packte ich an den Hüften, hob ihn hoch und schleuderte ihn nach links zur Seite. Daß er dabei zwei seiner Freunde mit umriß, war von mir beabsichtigt.
Eine Faust raste auf mich zu. Riesengroß erschien sie mir. Ich zog den Kopf ein und spürte noch den Luftzug, als die Hand über meinen Schädel hinwegfegte.
Ich konterte. Dem Schläger ging die Luft aus. Er wurde grün im Gesicht und taumelte.
Meine Arme wirbelten wie Dreschflegel. Ich mußte selbst Schläge, Pfiffe und Tritte einstecken. In dem kleinen Raum war der Teufel los. Suko war noch immer bewußtlos. Er lag unter einem Körper begraben.
Ich näherte mich der Tür. Aber immer noch waren es verflucht viele Gegner, die sich mir in den Weg stellten. Und jetzt griffen sie auch zu den Gewehren. Sie schossen nicht, nein, sie benutzten die Dinger als Knüppel.
Quer wollte mir jemand einen Gewehrlauf durchs Gesicht ziehen. Ich blockte mit der Handkante ab.
Der Kerl schrie auf, ließ das Gewehr fallen, schlenkerte seinen Arm und brüllte. Mit einem Rundschlag räumte
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