Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
angepöbelt hatte, zur Seite. Nein, ich knallte ihm keinen Haken. Ich schob ihn nur zur Seite, aber es geschah wohl mit ausreichender Kraft, um ihn trotz seiner Trunkenheit nicht auf den Gedanken kommen zu lassen, mit mir anzubinden.
    Ich ging zu der schmierigen Theke. Der einäugige Sammy stand dahinter. Er war der einzige, der nicht mitgelacht hatte.
    »Einen Whisky, Sammy!« verlangte ich.
    Er schob mir ein Glas hin und goß es voll. Mit seinem einen Auge sah er mich aufmerksam an. Über dam anderen trug er eine schwarze Klappe wie ein Seeräuber in einem Hollywood-Film.
    »Wir suchen El Fabro, Sammy«, sagte ich leise.
    Er zuckte die Achseln.
    »Sammy«, fuhr ich fort und beugte mich näher zu ihm, »wir machen eine Haussuchung, und wir werden deinen Whisky zählen, um festzustellen, wieviel unverzollte Ware sich darunter befindet.«
    »El Fabro ist nicht hier«, sagte er laut, aber sein eines Auge, das mich starr ansah, machte eine leichte und schnelle Bewegung nach links, wo sich neben der Theke eine Tür befand.
    Ich verstand. Sammy wollte es nicht riskieren, von Freunden von El Fabro wegen seines Verrates in den Hafen geworfen zu werden.
    »Na schön«, sagte ich und löste mich von der Theke. »Dann sehen wir selber nach!«
    Ich ging auf die Tür neben dem Schanktisch zu.
    Sammy lief hinter mir her und kreischte: »Das können Sie nicht tun. Haben Sie einen Haussuchungsbefehl? Zeigen Sie den Haussuchungsbefehl!«
    Er packte meinen Arm. Ich schlug ihm auf die Finger und stieß ihn zurück, daß er gegen sein Flaschenregal taumelte. Es war alles Theater, und ich tat dem Einäugigen den Gefallen und spielte mit.
    Sammy kreischte: »Werft ihn raus Jungs! Das ist gegen das Gesetz. Werft ihn raus!«
    Die Stühle flogen zurück. Dutzende von Füßen scharrten über den Boden, als die Männer, von denen wohl keiner ohne Vorstrafe war, aufstanden, um sich mit mir zu beschäftigen.
    Offen gestanden, mir war das etwas zuviel Theater, das Sammy spielte, aber Tony auf der obersten Stufe der Treppe nahm gelassen seinen Revolver aus der Halfter und rief scharf: »Jeder bleibt auf seinem Platz, Jungs. Ich und das Ding hier, wir verstehen wenig Spaß.«
    Niemand blickt gern in eine runde Öffnung von einem drittel Zoll Durchmesser.
    So plötzlich sie aufgestanden waren so langsam sanken sie jetzt auf ihre Stühle zurück. Ich konnte unbehelligt die Tür öffnen.
    Eine schiefe, wurmstichige Treppe führte nach oben. Sie knarrte, als ich den Fuß auf die erste Stufe setzte. Ich bemühte mich, lautlos aufzutreten. Eine trübe Lampe gab klägliches Licht.
    Die Treppe endete vor einer Holztür. Ich legte die Hand auf die Klinke, stieß sie auf und sprang zur Seite.
    Nichts. Ich tastete nach einem Schalter, fand ihn und drehte ihn. Eine einzige Lampe flammte auf. Ich blickte in ein schäbiges und schmutziges Wohnzimmer, an dessen Stirnwand wiederum eine Tür war.
    Ich durchquerte den Raum. Als ich auf halbem Weg war, wurde jene Tür aufgerissen, und El Fabro und ich standen uns Auge in Auge gegenüber. Er trug Hemd und Hose, die aber nicht zur Zuchthauskluft gehörten. Obwohl diese Begegnung keine zwei Sekunden dauerte, sah ich genau das kleine schwarze Schnurrbärtchen, das er unter seiner gebogenen mexikanischen Nase trug.
    Ich warf mich zur Seite und schoß im Fallen. Er feuerte, bevor er die Tür zuwarf. Vom Schießen verstand er etwas und ebenso davon, wie man sich verhält, wenn geschossen wird.
    Er erwischte mich nicht, aber ich bekam auch ihn nicht.
    Er knallte die Tür zu, und ich hörte, wie er den Riegel vorschob.
    Ich stand wieder auf. Es polterte auf der Treppe, Tony, und die beiden anderen G-men kamen heraufgestürmt. Die Wache im Lokal hatte der Polizist übernommen.
    »Er steckt dahinter«, erklärte ich. »Hol mal Sammy, den Wirt herauf!« Während einer hinunterging, versuchte ich es mit gutem Zureden, obwohl ich mir nicht viel davon versprach.
    »Du bist umstellt, El Fabro«, sagte ich. »Ergib dich und komm heraus!«
    Er antwortete mit einem Fluch, den ich nicht verstand. Vermutlich sprach er spanisch. Dann sprach er englisch weiter: »Ihr bekommt mich nur heraus, wenn ihr mich fragt. Glaubst du, ich geh noch mal in die Pension zurück? Hör zu, G-man oder Cop oder was du bist! Ich habe ein Mädchen hier in meinem Zimmer. Viel ist sie nicht wert, aber immerhin, sie hat nichts Ernsthaftes auf dem Kerbholz. — Wenn ihr versucht einzudringen, knall’ ich sie ab.«
    »Fabro«, kreischte eine Frauenstimme, »das

Weitere Kostenlose Bücher