Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
kannst du nicht tun. Das ist nicht dein Ernst. Bitte, Fabro, laß mich hinaus. Ich hab’ doch nichts damit zu tun!«
    Ich hörte, wie er sagte: »Halt das Maul!« Gleich darauf ein schwerer Fall, und die Frauenstimme verstummte.
    »Hast du gehört, daß ich die Wahrheit gesagt habe?« höhnte El Fabro.
    Der Kollege kam mit Sammy zurück. Ich nahm den Wirt mit hinaus auf den Flur.
    »El Fabro ist drin und will sich nicht ergeben. Er hat ein Mädchen bei sich und droht, sie umzubringen, wenn wir eindringen.«
    Der Einäugige nickte. »Das ist Emmy, eine alte Freundin von ihm.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu überraschen? Überlege dir, was du antwortest, Sammy. Fürs Theaterspielen habe ich jetzt keinen Sinn mehr.«
    Sammy kratzte sein stoppeliges Kinn. Er wußte sehr gut, wann er sich mit uns und wann er sich mit den Ganoven gutstellen mußte, und im Augenblick saßen wir am längeren Hebel.
    »Vom Hof aus kann man mit einer Leiter das Fenster zu diesem Zimmer erreichen, G-man, ich weiß nicht, ob Sie das riskieren wollen. Wenn El Fabro es merkt, macht es ihm Vergnügen, Sie von oben herab wegzuputzen wie eine Fliege an der Wand.«
    »Hast du eine Leiter?«
    »Ja, eine Leiter habe ich, aber lassen Sie mich aus dem Geschäft heraus, G-man. Ich möchte mir keine Kugel einfangen.«
    Ich ließ die beiden Kollegen zurück, nahm Tony mit. Sammy mußte uns den Weg in den Hof und die Leiter zeigen.
    »Kann ich abhauen?« flüsterte er unruhig, als wir uns an der Leiter zu schaffen machten.
    Ich winkte ihm, und er beeilte sich.
    »Es muß völlig lautlos geschehen«, flüsterte ich Tony ins Ohr. »Wenn er es hört, geht einer von uns drauf.«
    »Ich klettere hoch«, hauchte Tony.
    Ich schüttelte den Kopf. »No, mein Junge, laß mich das machen. Immer nach dem Dienstalter.«
    Es ist gar nicht so einfach, eine Leiter an die Wand zu lehnen, wenn man es völlig geräuschlos machen muß, und es ist noch schwerer, geräuschlos hinaufzuklettern. Solche Leiter von zwanzig Stufen kommt einem dann vor, als reiche sie bis auf die Spitze des Mount Everest.
    Ich tigerte also hoch, einhändig, in der rechten Hand hielt ich den 38er. Unten hielt Tony die schwankende Leiter fest. Es klappte leidlich. Wir hatten das Ding seitlich neben das trübe erleuchtete Fenster angelegt, und als ich oben war, brauchte ich mich nur ein wenig zur Seite zu neigen, um durch das Fenster sehen zu können.
    Ich blickte in ein miserabel eingerichtetes Zimmer, eine Mischung aus Schlaf- und Wohnraum. Auf dem Bett hockte ein strohblondes Girl und hielt beide Hände angstvoll vor den Mund. El Fabro stand am anderen Ende des Zimmers und starrte auf die Tür. Er qualmte an einer Zigarette und hielt einen schweren Revolver in der Hand.
    Ich dachte, daß es das beste sei, El Fabro kurzerhand so zu treffen, daß er kampfunfähig wurde, aber das Mädchen saß mir zu sehr in Schußrichtung. Ihr Kopf versteckte einen Teil von El Fabros Figur.
    Ich wartete und hoffte, sie würde ihre Stellung verändern, aber sie tat nichts anderes, als hilflos den Kopf hinund herzudrehen, und bei einer dieser Drehungen blickte sie zum Fenster. Es fiel genug Licht ins Freie, daß sie meinen Schädel hinter der Scheibe sehen konnte. Ich fuchtelte mit der Hand, um ihr klarzumachen, daß sie sich hinlegen solle.
    Sie starrte mich an wie einen Marsmenschen, und dann tat sie etwas, was vielleicht Tiefenpsychologen erklären können. Ich kann es nicht. Anstatt sich darüber zu freuen, daß jemand erschien, um den Mann zu erledigen, der ihr mit dem Tod gedroht hatte, ließ sie die Hände vom Mund fallen und kreischte: »Fabro, da ist jemand hinter der Scheibe!«
    El Fabros Körper zuckte hoch, und sein Arm fuhr in die Waagerechte. Mir blieb keine Wahl mehr. Ich zog durch. Die Scheibe, durch die ich schießen mußte, ging in tausend Splitter.
    Ich turnte noch ein paar Stufen hoch, griff durch die zersplitterte Scheibe, drehte den Fenstergriff und schwang mich ins Innere.
    Das blonde Mädchen lag auf dem Bett und kreischte ununterbrochen. Fabro war zu Boden gegangen.
    Ich war bei ihm, bevor er die Waffe heben konnte. Ich wand sie ihm aus der Hand. Im gleichen Augenblick krachte der Riegel unter den Schulterstößen meiner Kollegen aus der Fassung, und die Tür sprang auf. Tony hatte es unten auch nicht mehr ausgehalten und kam durch das Fenster.
    Ich untersuchte den Gangster. Er hatte einen Oberarmschuß. Er wollte eine Zigarette haben. Tony ging hinunter, um eine Ambulanz

Weitere Kostenlose Bücher