0021 - Satans eigene Schrift
steckte er ihn in das Türschloß.
Nach einer Drehung war die Tür offen. Das war der Beweis, daß Jerome Claves auch in der Kirche gewesen sein mußte.
Zamorra dachte an die Gruppe, die ihm in der vorigen Nacht zweimal begegnet war. Hatten die auch etwas mit diesem Satanskult zu tun?
Wenn ja und wenn er richtig tippte, dann mußte auch der Name seines alten Professors in diesem Zusammenhang irgendwo auftauchen. Nun, das festzustellen sollte keine Schwierigkeit sein.
Da er im Zuge seiner Arbeiten sehr viel mit der Universität in Paris korrespondierte und dort im parapsychologischen Institut überdies ein sehr guter Bekannter von ihm einen Lehrstuhl innehatte, würde er das im Handumdrehen herausbekommen.
Er betrat die Vorhalle des Charles Magne und bat den Angestellten hinter dem Empfangsschalter, ihm noch einmal das Gästebuch zu geben.
Erst sträubte der sich, doch ein Geldschein, den Zamorra auf den Tresen zauberte, vertrieb die Bedenken des jungen Mannes.
Zamorra bat auch noch um einen Zettel und schrieb sich die fünf Namen auf, die dort unter den Zimmerreservierungen standen.
Dann ließ er sich ein Ferngespräch nach Paris vermitteln.
Nachdem das Rufzeichen dreimal ertönt war, wurde der Hörer am andern Ende abgehoben.
»Parapsychologisches Institut«, meldete sich eine weibliche Stimme.
»Verbinden Sie mich bitte mit Professor Cousteau.«
»Einen Moment, Monsieur.«
Sekunden später dröhnte ein voller Baß aus der Hörmuschel. Zamorra nahm den Hörer unwillkürlich ein Stück vom Ohr weg.
»Hallo, Pierre. Schrei nicht so. Ich höre dich bestens. Hier ist Zamorra. Ich brauche deine Hilfe.«
Pierre Cousteau lachte polternd los. »Haha, Zamorra, der Geistertöter. Musterstudent der Sorbonne, solange es um Phantastisches geht. Was brauchst du denn? Einen Vampir oder einen Lampengeist? Kannst du alles haben. Sogar kostenlos. Aber Spaß beiseite, was ist los?«
Zamorra berichtete es ihm. Als er den Selbstmord von Jerome Claves erwähnte, pfiff Cousteau durch die Zähne. »Hypnose. Ganz klar. Wahrscheinlich hast du ihm Fragen gestellt, die er nicht beantworten durfte. Aber was soll ich jetzt tun?«
Zamorra holte seinen Zettel hervor.
»Paß auf, Pierre, ich gebe dir jetzt fünf Namen durch. Kannst du für mich feststellen lassen, ob die einmal auf der Sorbonne eingeschrieben waren, und wenn ja, ob sie auch Vorlesungen bei dem alten Darien gehört haben. Das wäre vielleicht eine Erklärung, warum die sich jetzt alle hier aufhalten. Von dem Spinner hat man ja lange nichts mehr gehört. Und es weist alles darauf hin, daß er hier in der Nähe herumspukt. Sollte mich gar nicht wundern.«
»Lieber Freund, nichts einfacher als das. Du mußt dich nur einen Moment gedulden. Am besten rufe ich zurück. Gib mir mal deine Nummer. Dann melde ich mich, sobald ich alles habe heraussuchen lassen.«
Zamorra gab ihm die Telefonnummer vom Charles Magne durch und legte auf.
Dann bestellte er sich einen Kaffee und wartete ungeduldig.
Lange dauerte es nicht. Als das Telefon klingelte und der Angestellte den Hörer abhob, gab er gleich darauf dem Professor ein Zeichen.
»Monsieur, für Sie!«
Zamorra sprang auf und nahm den Hörer.
»Ja, Pierre, was ist?«
»Volltreffer, alter Junge. Die waren alle einmal hier. Haben zwar nicht alle die gleichen Fächer studiert, waren aber alle zu gleicher Zeit hier eingeschrieben. Unter anderem habe ich auch deinen Namen in den Jahrgangslisten gefunden. Was sie aber gemeinsam haben, ist folgendes: Sie haben alle bei dem alten Darien gehört. Da staunst du, was? Ist auch gleichgültig. Dich kann man sowieso nicht überraschen. Reicht dir das?«
»Und wie, Pierre. Du hast mir sehr geholfen. Wenn ich einmal nach Paris komme, erzähle ich dir, wie die ganze Sache ausgegangen ist«, meinte Zamorra, und in Gedanken fügte er hinzu: Wenn sie überhaupt für mich gut ausgeht.
Er bestellte noch Grüße an die gesamte Institutsbesatzung und legte dann auf.
Der Tanz konnte beginnen. Abends wollte er der Kirche noch mal einen Besuch abstatten. Unter Umständen konnte er herausbekommen, wer hinter diesen Satansmessen steckte.
Bis dahin wollte er sich noch einige Stunden aufs Ohr legen, denn diese Nacht würde lang werden, wenn sie überhaupt für ihn zu Ende gehen sollte.
***
Gegen sieben Uhr wachte Zamorra auf. Auf seinen inneren Wecker hatte er sich bis jetzt immer verlassen können.
Er machte sich frisch, zog sich an und entschloß sich, erst noch einen Kaffee zu trinken, ehe
Weitere Kostenlose Bücher