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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Auftauchen des Testaments den Plan des Mörders zunichte macht, einerlei, ob dieser Mörder nun Stenberry ist, dem es ohnedies gleichgültig sein könnte, weil es ihm nichts mehr nützt, oder ein anderer. Ich frage mich ganz etwas anderes. Inspektor Land ist sicherlich ein tüchtiger Mann, und ich habe keinen Grund, an der Fähigkeit seiner Leute zu zweifeln. Wie kommt es, dass wir das Testament erst finden, nachdem ein Mann wie ein Berserker in Graves' Wohnung gewütet hat?«
    »Vielleicht ein Geheimfach, das Land bei all seiner Tüchtigkeit übersah. Der Einbrecher wusste von dem Fach, und so zerschlug er einfach alle Möbel. Auf diese Weise musste er es einfach finden.«
    »Und warum nahm er es nicht mit?« Phil schob sich den Hut ins Gesicht und kratzte sich den Kopf.
    »Keine Antwort«, erklärte er.
    »Auch keine Antwort«, sagte ich, »außer der einen: Er wollte, dass das Testament gefunden würde.«
    »Wozu in aller Welt soll er das gewollt haben?«
    »Vielleicht, weil er es gut mit Miss Sullighan meinte.«
    »Warum in aller Welt soll ein Mörder es gut mit Miss Sullighan meinen?«, stöhnte Phil verzweifelt.
    »Wer sagt dir, dass der Einbrecher identisch ist mit dem Mörder?«
    Phil sah mich vorwurfsvoll an. »Jerry, nimm 'nen alten Freund nicht auf den Arm. Ich habe ein Dutzend Fragen auf Lager, die das, was du gerade gesagt hast, zum leeren Geschwätz machen. Warum tut dieser sagenhafte Menschenfreund das erst jetzt? Was ist mit dem Kerl, den Miss Sullighan gesehen hat? Wer war in Stenberrys Hütte? Warum…?«
    »Hör auf«, winkte ich ab. »Ich kann dir nicht eine der Fragen beantworten. Ich habe es nur so dahingesagt. Wenn Stenberry doch seinen Onkel erschossen haben sollte, muss ja der Einbrecher ein anderer sein. Das Auftauchen des Testaments spricht eigentlich nur gegen Stenberry. Man könnte annehmen, sein Onkel hat ihm gesagt, dass er Ann zum Erben eingesetzt hat, daraufhin packte Stenberry die Wut, und er tötete ihn.«
    »Und das alles wegen eines total verschuldeten Ranchbesitzes?«
    Ich zuckte die Achsel. Wir waren am Hell Ground angelangt und lenkten unsere Pferde zum Eingang des Tales.
    Alles war unverändert. Das stählerne Gerüst des Bohrturms reckte seine hässliche Gestalt zwischen den Büschen und Bäumen empor. Wir stiegen ab und banden die Pferde fest.
    »Hier war niemand«, sagte Phil und sah sich um.
    Ich ging näher an den Bohrturm heran. In der Mitte verschwand das Gestänge in der Erde. Ich legte die Hand auf den Boden. Die Erde fühlte sich feucht an. Wenn die Gegend ein Garten gewesen wäre, hätte ich anrtehmen können, der Gärtner hätte vor ein paar Stunden seine Pflanzen gegossen.
    Phil war zu mir getreten. Er machte ein Gesicht wie ein schnuppernder Hund.
    »Hier war doch wer«, sagte er leise.
    Er legte den Kopf in den Nacken und sah am Bohrturm hoch.
    »Irgendetwas hat sich verändert«, knurrte er. »Aber was? Es sieht anders aus.«
    »Das Öl ist frisch«, antwortete ich.
    »Ja«, rief er. »Das ist es. Jemand hat das Öl erneuert.«
    »Früher tat das immer Graves«, sagte ich langsam.
    Er antwortete nicht, sondern ging zu dem geschützten Transformator für den Motor.
    Ich krümelte ein wenig von der feuchten Erde zusammen. Sie war locker und von anderer Erde als der Boden der Umgebung, »Jerry!«, rief Phil vom Transformator.
    Ich ging hinüber. Er zeigte auf die Erde, dann auf den Transformator, auf den Motor.
    »Öl, Öl«, sagte er. »Alles ist frisch geölt worden.«
    »Komm mit«, schlug ich vor. »Wir gehen zur Wasserstaustelle.«
    Als wir an der kleinen Turbine standen, die Graves zur Stromerzeugung benutzt hatte, gab es keinen Zweifel mehr. An den Schiebern war deutlich zu erkennen, dass das Wasser vor nicht allzu langer Zeit auf die Turbine geleitet worden war. Das Holz war noch feucht. Der Boden im Ableitungsbrett zeigte noch Wasserstellen, wenn jetzt auch der kleine Fluss wieder seinen alten Weg floss.
    Phil und ich sahen uns an.
    »Es gibt nur eine Erklärung«, sagte ich langsam. »Der Bohrturm ist heute Nacht in Betrieb gewesen.«
    ***
    Weder Phil noch ich dachten daran, im Augenblick nach einer Erklärung zu suchen, wer sich mit dem Turm beschäftigt hatte, und vor allen Dingen, warum man es getan hatte. Wir gingen noch einmal zum eigentlichen Bohrloch zurück, und ich kratzte etwas von jener Erde zusammen und tat es in eine Zigarettenschachtel. Dann ließ ich mir von Phil in das Gestänge helfen, nahm einen Stein und kratzte in dreifacher

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