0023 . Geheimschaltung X
und fragte sie nach den Mutanten.
„Hinaus, Sie Barbar!" schrie sie und wollte Luft holen, um neue Beschimpfungen auf den Russen zu häufen. Sein Grinsen verschlug ihr jedoch die Sprache. Sie wandte sich nur schweigend ab. Der General schlug einen zarteren Ton an.
„Sie haben mir einmal gedroht, R-17 könne meine ganze Truppe vernichten. Ich habe mir Ihre Worte zu Herzen genommen. Oder wollen Sie jetzt behaupten, daß das ein harmloser Bluff gewesen ist?"
Thora antwortete nicht.
„Nun gut, wie Sie wollen!" knurrte Tomisenkow. „Glauben Sie nicht, daß ich ständig bereit bin. Ihnen Rechenschaft zu geben. Sie hatten mir gedroht, Und ich habe gleichfalls nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß mir Ihr Roboter im Wege war. Ich war der schnellere, und Sie sind mehr denn je in meiner Macht. Sie haben noch zwei Stunden Zeit, sich auszuruhen. Dann brechen wir das Lager ab und marschieren nach Nordosten. Die Venusfestung wird fallen! Darauf können Sie sich verlassen! Und ich allein werde das Erbe Ihrer arkonidischen Vorväter antreten. Mit Ihnen oder ohne Sie!"
Er bekam keine Antwort und ging schließlich schulterzuckend hinaus. Auf dem Appellplatz passierte er das Schwarze Brett bei der Unterkunft der Bereitschaftskompanie. Popolzak hatte einen neuen Zettel anbringen lassen, auf dem die Namen der fünf Männer standen, die im Gefecht mit R-17 gefallen waren. Tomisenkow wehrte sich gegen die Frage nach dem Sinn dieser Aktion. Er hatte Kopfschmerzen, als er sein Zelt betrat.
*
Fünf Terrastunden später befand sich seine kleine Armee auf dem Marsch. Die geringere Anziehungskraft der Venus machte es den Leuten leichter, das kostbare Gerät und die Vorräte zu tragen, die sie nach ihrer Bruchlandung noch hatten retten können. Es war nicht viel, gemessen an dem, was sie in den nächsten Monaten noch benötigen würden. Um so geiziger mußten sie mit ihren wenigen Habseligkeiten umgehen. Wer irgend etwas aus Leichtsinn oder Bequemlichkeit liegen ließ, wurde zur Rechenschaft gezogen. In dieser Beziehung waren Tomisenkows Befehle eindeutig. Schon vor Monaten war eine Bestandsaufnahme gemacht worden. Seitdem folgten regelmäßig in kurzen Abständen Appelle und Kontrollen. Jedes Streichholz, jede Trockenkonserve, jede Patrone war registriert. Wer einen Schuß aus seiner Waffe abgab, mußte darüber Buch führen und Meldung erstatten.
Die Vorauseinheiten und die Nachhuten waren am geringsten mit Gepäck beladen. Von ihnen wurde die meiste Beweglichkeit verlangt. Jedesmal, wenn Tomisenkow seine Truppe auf einen längeren Marsch schickte und damit sein Hauptquartier wieder ein Stück nach Nordosten verlegte, stellte er sich die Frage, ob sein Optimismus auf Grund der Stärke seiner Armee auch wirklich gerechtfertigt war.
Im Dschungel der sumpfigen Niederungen gab es keine Möglichkeit, die Marschkolonne dicht zusammenzuhalten. Das Unterholz war oft so dicht, daß es mit Atomgranaten beseitigt werden mußte. Es handelte sich dabei um sogenannte „saubere" Kernverschmelzungsgeschosse, die keine gefährliche Strahlung verursachten. Doch die Gefahr eines Waldbrandes bestand immer. Der Einsatz von Atomgranaten war somit durch den geringen Vorrat an Trockenlöschmitteln von vornherein auf ein geringes Maß beschränkt. Den Weg, den die Truppenspitze bahnte, mußten auch die anderen Soldaten nehmen.
Die Marschkolonne zog sich daher oft mehrere Kilometer weit auseinander. Nein, wenn man es von dieser Seite aus betrachtete, brauchte Tomisenkow nicht unbedingt stolz darauf zu sein, daß er noch annähernd über ein halbes Regiment verfügte. Auf dem Vormarsch bot es auch schwächeren Angreifern immer eine ungedeckte Flanke. Und es war zudem schon arrogant, einen Gegner wie Perry Rhodan als schwach zu bezeichnen. Tomisenkow hielt sich aus diesem Grunde immer in der Nähe Thoras. Er tat es mit derartiger Hartnäckigkeit, daß sie darüber die Sprache wiedergewann. Sie gab ihm ganz klar zu verstehen, daß sie seine Nähe nicht schätzte.
„Auf Ihre Gefühle kann ich leider keine Rücksicht nehmen. Für den Fall, daß Rhodan angreift, brauche ich eine Geisel. Und sollte er gar auf die Idee kommen, Sie hier herauszuholen, muß ich mir die Möglichkeit offen lassen, Sie vorher zu töten."
Diese Offenheit frappierte Thora. Sie flüchtete sich dabei meistens in ihren angeborenen Hochmut. Es war hundertdreizehn Uhr, als ein Stoßtrupp den Fund eines russischen Schnellfeuerkarabiners meldete. Ein Feldwebel brachte die Waffe zum
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