0023 . Geheimschaltung X
anerkannten Gehirns."
„Sie glauben, daß sie uns verraten könnte?"
„Ob Verrat oder nicht. Die Ostblockler haben sie in ihrer Gewalt. Sie können sie zwingen."
„Okay", lächelte Okura. „Ich bin überzeugt, daß wir das Wettrennen gewinnen werden. Trotz unseres langsamen Vorwärtskommens sind wir immer noch schneller als General Tomisenkow. Er kann seine Armee einfach nicht so schnell durch den Dschungel bringen wie wir unsere invaliden Körper. Nach meinem gestrigen Patrouillengang steht fest, daß Tomisenkows Restarmee ganz in der Nähe ist. Wir haben also bereits wesentlich aufgeholt, und ich bin überzeugt, daß wir vor ihm an der Küste ankommen werden. Um Marshall brauchen wir uns bestimmt keine Sorgen zu machen."
„Ihren Optimismus möchte ich haben", sagte Perry Rhodan. „Sie sollen aber nicht nur taktisch, sondern auch strategisch denken. Sie vergessen die großen Zusammenhänge."
„Ich verstehe Sie nicht, Sir."
„Wir haben bisher immer nur an die Leute gedacht, die uns unmittelbar begegnet sind. Fangen Sie aber einmal ganz von vorn an und suchen Sie nach dem Sinn und den Ursachen, die hinter all dem stecken!"
„Die Ursache unseres Hier seins ist Thoras Flucht."
„Sehr gut! Und nun denken Sie an die Russen!"
„Der Ostblock machte eine Invasion auf der Venus unter General Tomisenkow. Und wir haben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Tomisenkows Division ist so gut wie zerschlagen. Offenbar hat er nur noch über einen kleinen Rest die tatsächliche Befehlsgewalt..."
„Weiter! - Denken Sie nicht an die, die desertiert sind. Es muß noch mehr Menschen auf der Venus geben."
Son Okura überlegte. „Ostblockler?"
Perry Rhodan nickte. „Natürlich, mein Junge."
„Sie meinen die Nachschubflotte? - Nein, Sir, den Gedanken hatte ich auch schon. Erinnern Sie sich an unsere Begegnung mit Sergeant Rabow, der bei dem Gefecht mit den Rebellen und Pazifisten gefallen ist! Er hat uns manches verraten, aber nie davon gesprochen, wie die Nachschubflotte gelandet ist."
„Eben! Tomisenkow weiß auch offenbar nichts davon. Aber für mich steht fest, daß diese Flotte gelandet sein muß. Ich sagte, Sie sollten immer von vorn anfangen. Der Ostblock hatte zweihundert Raumschiffe losgeschickt. Vierunddreißig Einheiten davon haben wir vernichtet, als wir mit unseren eingeschalteten Energieschirmen zufällig den Kern der Flotte passierten. Weitere Schiffe mögen bei der Landung zerschellt sein. Aber ich wette, daß mehr als hundert Fahrzeuge noch auf der Venus niedergehen konnten."
Son Okura war blaß geworden.
„Bei Gott, Sir! Das würde bedeuten ..."
Er brauchte den Satz nicht auszusprechen. Beide wußten, was das bedeutete. Irgendwo auf der Venus mußte eine weitere Truppe existieren, die über die beste Ausrüstung verfügte.
„Die Nachschubflotte war zweifellos für den General bestimmt. Daß sie sich bis heute nicht bei ihm gemeldet hat, beweist mir", erklärte Rhodan trocken, „daß sich auch dieser Verein selbständig gemacht hat. Das Selbständig scheint eine Epidemie auf der Venus zu sein."
Sie sprachen nicht mehr viel über dieses Thema, obgleich es aufregend genug war. Ihr Zeitplan verlangte jetzt sechs Stunden Ruhe. Das Kräftesammeln war wichtiger als strategische Spekulationen. Dazu war auch auf dem Marsch noch Zeit.
*
Sie schliefen ihre festgesetzte Zeit und brachen dann auf. Okura mochte die Hütten nicht mehr zählen, die er auf Venusbäumen gebaut hatte. Er war ein Künstler darin geworden. Eine wurde schöner und besser als die andere. Und doch mußten sie jede wieder verlassen, ohne sie jemals wiederzusehen. Sie sprachen von solchen kleinen Sentimentalitäten, wenn sie sich an den großen Problemen sattgeredet hatten. Das Sprechen verstummte meistens ganz, sobald die ersten Kilometer Fußmarsch ihnen wieder klargemacht hatten, daß die Venus mit ihrer Wildnis eine einzige Strapaze war.
Am folgenden Tage - sie rechneten der Gewohnheit halber meistens nach dem terranischen Kalender - hörten sie Schüsse. Rhodan, der im Augenblick vorn ging, hielt sofort an. Bevor er etwas sagen konnte, folgte eine weitere Salve.
„Das ist ein Gefecht, Sir! Ich schätze, genau nördlich von hier."
„Wo sonst? Im Norden steckt Tomisenkow."
Dann folgte die Detonation einer Bombe oder Granate. Danach war es still. Sie warteten noch eine Viertelstunde. Aber das Schießen wiederholte sich nicht mehr.
„Hm, was halten Sie davon, Son?"
„Sie werden ein Lager bezogen
Weitere Kostenlose Bücher