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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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markante Gesicht des Mannes am Steuer. Kommissar Didiers unbekannter Begleiter! Calmat zog die Unterlippe zwischen die Zähne, beobachtete, wie der Wagen rückwärts in eine Einfahrt rollte und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    War Pierre Colombes Reaktion doch anders ausgefallen, als er glaubte?
    Hatte sich der hünenhafte Industrielle unter Polizeischutz gestellt?
    Calmat, der sein Opfer zumindest flüchtig kannte, glaubte nicht daran. Was sich da vor seinen Augen abspielte, sah auch nicht wie eine offizielle Aktion aus – eher wie ein Trick der Polizei. Colombe konnte über die Vorstellung, dass ihn Wölfe heimsuchen würden, nur gelacht haben – er war der Typ, der an so etwas auch dann nicht glaubte, wenn man ihm unwiderlegbare Beweise lieferte. Aber die Polizei musste die Drohung ernst nehmen. Vermutlich hatten die Beamten sich zurückgezogen, weil es der Industrielle ablehnte, sich beschützen zu lassen, und jetzt versuchte ein einzelner Mann, Colombe etwas außerhalb der Legalität im Auge zu behalten.
    Jean Calmat atmete tief durch.
    Er war mit der Erklärung zufrieden, die er sich zurechtgebastelt hatte. Und er wusste schon, was er tun konnte. Er selbst brauchte Colombe nicht zu verfolgen. Die Wölfe würden ihr Opfer finden, selbst wenn es meilenweit floh. Und sie würden töten. Sie mussten es tun, da sie ihm, Calmat, zu Gehorsam verpflichtet waren, da er sie aus ihrem Gefängnis befreit und sie sich dadurch untertan gemacht hatte. Er lächelte. Colombe war im Grunde bereits tot, er wusste es nur noch nicht. Der Gangster hatte Zeit, sich um den Mann aus dem Citroën zu kümmern und ihn auszuschalten. Er war überzeugt, dass ihm das keine Schwierigkeiten machen würde – und dann brauchte er nur noch dafür zu sorgen, dass die Presse von dem Drohbrief und von Pierre Colombes Reaktion erfuhr.
    Calmats Augen funkelten, als er an die Zukunft dachte.
    Nach Colombes Tod würde niemand mehr wagen, sich dem ›Herrn der Wölfe‹ zu widersetzen. Paris würde vor ihm zittern. Vor ihm, Jean Calmat! Er würde Millionen verdienen. Die Reichen würden froh sein, ihn mit Gold überschütten zu dürfen, wenn sie nur sicher vor den Wölfen waren. Und dann…
    An dieser Stelle stockten Calmats Überlegungen.
    Weiter dachte er nicht. Er wusste, dass er nicht ewig so weitermachen konnte, dass er irgendwann einen Weg finden musste, sich von seinen unheimlichen Verbündeten zu trennen – aber darüber konnte er sich immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es so weit war.
    Aus schmalen Augen beobachtete er, wie der Fahrer des Citroën ausstieg, die Einfahrt verließ und sich einen geschützten Beobachtungsposten zwischen ein paar Büschen suchte. Einen Platz, von dem aus er Colombes Haus im Auge behalten konnte, aber nicht seinen eigenen Wagen.
    Mit einer trägen, zufriedenen Bewegung nahm Jean Calmat die Zeitung wieder vor sein Gesicht, und um seine schmalen Lippen spielte ein satanisches Lächeln.
    ***
    Zamorra ahnte nicht, dass er beobachtet wurde.
    Er wartete etwa eine Stunde. Das silberne Amulett lag um seinen Hals – denn er war darauf gefasst, dass die Wölfe in der Nähe von Pierre Colombes Haus auftauchen würden, und er hoffte, sie diesmal vertreiben zu können, bevor sie über ihr Opfer herfielen.
    Kurz nach elf Uhr öffnete sich Colombes Haustür.
    Der blonde Hüne erschien im Rahmen, blinzelte in die Sonne und atmete tief die klare, weiche Frühlingsluft ein. Er ließ seinen Wagenschlüssel um den kleinen Finger kreiseln und Zamorra begriff, dass ihm eine Beschattungsaktion per Auto bevorstand.
    Er wartete gar nicht erst, bis Colombe den schweren amerikanischen Impala erreichte.
    Rasch verließ er seinen Beobachtungsposten und tauchte in den Schatten der Ziersträucher, die an dieser Straßenseite die Vorgärten begrenzten. Im Schutz der Buschkette erreichte er die Einfahrt, in der sein Leihwagen parkte. Hecken umschlossen den schmalen Weg. Irgendwann hatte er als Zufahrt zu Villen gedient, die jetzt abgerissen waren und auf deren Grundstücken ungestört Unkraut wucherte. Zamorra tastete nach dem Wagenschlüssel, erreichte den Citroën – und blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gerannt.
    Der Wagen stand auf den Felgen.
    Alle vier Reifen waren zerstochen.
    Irgendjemand wollte offenbar verhindern, dass er Pierre Colombe folgte – und unter den gegebenen Umständen gab es kaum einen Zweifel daran, wer das war.
    Der Herr der Wölfe!
    Jener unheimliche Unbekannte, der einen Bund mit den

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