0027 - Das Leuchtturm-Monster
Scheu hatten sie überwunden. Sie verstanden sich sogar sehr gut.
Pete wandte sich ab. Er wollte die Jungen suchen. Schließlich sollten sie ihrer Mutter helfen, die Sachen aus dem Wagen zu packen und umzuräumen.
Pete sagte Bescheid, was er vorhatte. Dann ging er los. Der Campingplatz lag an einem kleinen Wald. Einer ruhigen, geschützten Stelle der Halbinsel. Weiter nördlich wurde die Küste steil und felsig. Dort schäumte die Brandung mit elementarer Wucht gegen die Klippen und pfiff der Wind um das riesige kalte Gestein. Doch in der Nähe des alten Leuchtturms liefen die Wellen relativ ruhig aus. Man konnte sogar baden.
Pete sah nur wenige Camper im Wasser. Die meisten saßen in Strandkörben oder auf Liegestühlen. Pete Ritter zählte fast vierzig Wohnwagen. Er entdeckte auch den Weg, der zu den Toiletten und den Waschräumen führte. Sie lagen dort, wo der Wald bereits wieder dichter wurde.
Pete Ritter ahnte, daß er im Wald seine beiden Sprößlinge finden würde. Er grinste, wenn er an die Jungen dachte. Klammheimlich hatten sie sich aus dem Staub gemacht. Sie waren nicht anders als er es gewesen war. Damals, im Lausbubenalter. Pete trauerte der Zeit nach. Sie war so unbeschwert gewesen, obwohl die Schatten eines sinnlosen Krieges über seiner Kindheit gelegen hatten.
Er erreichte das Ende des Campingplatzes. Der Wald trat nun etwas zurück, gab dafür den Blick auf den alten Leuchtturm frei.
Die Blinkanlage an der Spitze war abmontiert. Wenige Yards darunter verlief eine Plattform um den Turm. Selbst aus großer Entfernung erkannte Pete Ritter das Geländer, das die Plattform umgab.
Pete blieb stehen. Der Wind wehte hier ziemlich stark. Pete stellte den Kragen seiner Nylonjacke hoch und ließ seinen Blick zu dem Turm schweifen.
Grau sahen die dicken Steine aus. Grau und verwittert. Dicht unterhalb der Plattform entdeckte Pete einige Fenster und Luken, die in dem Gemäuer wie dunkle Augen wirkten. Pete Ritter war von dem Anblick des Turms fasziniert.
War es die düstere, geheimnisvolle Aura, die von diesem Turm ausging und Pete in ihren Bann schlug? Oder war es die Faszination des Bauwerks, das vor langer Zeit errichtet worden war?
Pete Ritter schüttelte den Kopf. Egal was es war, er nahm sich vor, diesem Turm einen Besuch abzustatten. Er ging noch einige Schritte näher und entdeckte die Fußspuren im Sand. Die Abdrücke näherten sich dem Turm, im ersten Augenblick bekam Pete einen Schreck. Er glaubte, daß seine beiden Jungen sich dem Turm genähert und ihn als Spielplatz ausersehen hatten. Doch die Befürchtung bestätigte sich nicht. Die Abdrücke im Sand waren wesentlich größer. Sie gehörten zu Männerschuhen.
Ritchie und Ron! Fast hätte Pete die beiden vergessen. Himmel, wo trieben sich die Bengel nur wieder herum? Entschlossen wandte sich Pete nach rechts, schritt jetzt geradewegs auf den Wald zu. Dort würden sie bestimmt stecken.
Was Pete Ritter vermißte, war das fröhliche Gelächter, das normalerweise auf einem Campingplatz zu hören war. Hier erlebte er das genaue Gegenteil. Alles war still. Keiner sprach ein lautes Wort, bis auf die junge blonde Dame hatte niemand von ihrer Ankunft Notiz genommen.
Seltsam…
Der Mischwald nahm Pete Ritter auf. Es roch würzig. Das satte Grün des Laubes zeigte einen feuchten Schimmer. Tau, der von der Sonne noch nicht weggedampft worden war.
»Ritchie, Ron!« rief Pete Ritter.
Keine Antwort.
Er ging weiter. Drang tiefer in das Unterholz hinein. Wo steckten diese Bengel denn nur? Die sollten etwas erleben, wenn er sie fand. Es war doch keine Art, einfach fortzulaufen.
Der Boden war etwas sandig. Dicke Astwurzeln ragten wie Höcker daraus hervor. Der Pfad, über den Pete Ritter schritt, war kaum als solcher zu erkennen.
Doch dann sah er die gelben Anoraks seiner beiden Buben. Endlich hatte er sie gefunden.
»Ritchie, Ron!«
Die Jungen hörten den Ruf ihres Vaters.
Sie rannten los. Stürmten durch das Unterholz. Ritchie an der Spitze. Wie auch sein Bruder lachte er. Schweratmend blieben die beiden vor ihrem Vater stehen.
»Wo habt ihr gesteckt?«
Ritchie antwortete: »Hier im Wald.«
»Das sehe ich. Und was habt ihr gemacht?«
»Nichts…« Zögernd kam die Antwort. Pete ahnte, daß etwas dahintersteckte. Und er sah auch, daß Ron seine Arme krampfhaft auf dem Rücken hielt.
»Hast du da was?« fragte Pete Ritter.
»Nein. Wieso…?«
»Lüg nicht. Zeig her!«
Ron verzog das Gesicht, gehorchte aber. Seine Arme kamen hinter dem
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