003 - Die schwarze Rose
qualvolles Abenteuer informieren. Und in der Zwischenzeit musst du dich um sie kümmern, John."
Chloe nickte entschieden. „Natürlich, mein Lieber."
„Was soll ich denn mit ihr machen?" donnerte er.
„Ganz einfach", entgegnete Simone. „Lächle sie an. Zu-Zu vergöttert lächelnde Männer."
„Wie meinst du das?" fragte er misstrauisch. Als sie nicht antwortete, starrte er seine Frau an. „Was soll das heißen?"
Gleichmütig zuckte sie die Achseln.
„Du musst lächeln", erklärte Simone, die bereits den Flur entlangeilte. „Oder Comtesse Zambeau wird das Regiment im Chacun à Son Goût übernehmen."
„Hm", murmelte er.
Als die Comtesse de Fonbeaulard um eine Ecke des Korridors bog, lächelte sie erfreut. Wie reizend die beiden in der Schlafzimmertür ausgesehen hatten . . .
Offenbar legte John großen Wert darauf, seine junge Frau zu beschützen. Und sie schien ihm mehr zu bedeuten, als man vermutet hätte. Wie Sir Percy sagte, res ipsa loquitur - die Sache spricht für sich. Chloe musste John nur dazu bringen, auf sie zu hören. Keine Bange, Simone de Fonbeaulard hatte bereits einen Plan geschmiedet.
Aber vorher musste sie sich mit diesem Biest Zu-Zu befassen. Was würde sie nur ohne die liebe Comtesse Zambeau tun, um ihr Leben interessant zu gestalten? Ein Glück, dass die Frau der Hinrichtung entgangen war.
Eine gewisse Würze gehörte nun einmal zum Leben. Vor allem, wenn man eine neue Ehe anstrebte.
„Direkt vor meinen Augen! In voller Größe!"
Alle im Zimmer schnappten nach Luft. Nur John nicht. Stattdessen flüsterte er etwas vor sich hin, was man besser nicht mit lauter Stimme aussprach. Chloe saß neben ihm auf dem Sofa und stieß ihren Ellbogen zwischen seine Rippen.
Triumphierend brüstete sich die Comtesse Zambeau und betrachtete das vernehmliche Luftschnappen als den Beifall, der ihr zustand.
Simone war die Erste, die ihre Sprache wieder fand. „Dein Retter?"
„Non!" Irritiert runzelte Zu-Zu die Stirn. „Ich meine die Guillotine!"
„Ohhhh!" hauchten alle ein wenig enttäuscht.
„Und wie wurden Sie gerettet, Madame?" fragte Chloe.
„Ja, erzählen Sie uns die ganze Geschichte, Zu-Zu!" Neugierig beugte sich Percy in seinem Sessel vor. Da er stets nach Sensationen lechzte, staunte John nicht sonderlich über das Verhalten seines sogenannten Freundes.
„Bien,, mitten auf der Place de Grève zerrte mich ein Soldat vom Wagen, und da sah ich eine Vision voll eiserner Entschlossenheit und gnadenloser Präzision."
„Die Guillotine", warf Simone ein.
„Non, meinen Retter!" Zu-Zu warf ihrer langjährigen Freundin und Rivalin einen giftigen Blick zu. „Was für ein großartiger Mann! Zu schade, dass du ihn nicht gesehen hast, meine Liebe!"
Simone verdrehte die Augen. „Oui, demnächst werde ich mich vor die Guillotine stellen, um diesen edlen Ritter zu bewundern."
John schnaufte verächtlich.
„War's die Schwarze Rose?" fragte Percy begierig.
„Natürlich! Wer sonst hätte mich, die Comtesse Zambeau, retten können?"
Ein weniger imposanter Retter hätte auch genügt, dachte John. Was für eine unmögliche Frau! Kein Wunder, dass die Bauern revoltieren . . . Gelangweilt schloss er die Augen und lehnte seinen Kopf an die Rückenlehne des Sofas.
„Wie sah er denn aus?" erkundigte sich Chloe.
John öffnete ein Auge. „Warum interessiert dich das?" fragte er argwöhnisch.
Entzückt über seine Eifersucht, entgegnete sie in unschuldigem Ton: „Das will jeder wissen, John. Die Gesellschaft kennt kaum ein anderes Gesprächsthema."
„Oh, er ist fabelhaft!" seufzte Zu-Zu dramatisch.
„Wirklich?" Während Chloe auf genauere Erklärungen wartete, beobachtete sie John aus den Augenwinkeln. Er schien zu schmollen. Ein ermutigendes Zeichen.
„Soviel ich weiß, pflegt er sich zu verkleiden, Madam. Auf welche Weise konnten Sie feststellen, wie er aussieht?" Percy runzelte verwirrt die Stirn, als wäre er unfähig, die komplizierten Probleme einer Verkleidung zu ergründen.
„Nun, die anderen erblickten nur seine Tarnung. Aber für mich war er einfach er selbst! Auf der langen Reise nach England wurden wir sehr intim."
„Während der ganzen Fahrt über den Kanal", bemerkte John sardonisch. Wegen seines strahlenden Lächelns entging der Comtesse Zambeau die Ironie.
„Und wie sieht er wirklich aus?" wiederholte Chloe ihre Frage.
„Er ist sehr attraktiv. Hoch gewachsen, mit braunem Haar und dunklen Augen.
Faszinierend - und im boudoir ungemein
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