Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
fantastischen Steinbrunnen. Eine Reiterfigur saß auf einem Sockel, umklammerte ihr Schwert und reckte es drohend gegen den Himmel.
    Ruckartig wurde der Fiat gestoppt. »Aussteigen«, sagte der Fahrer. »Es war mir ein Vergnügen, bitte sehr.« Er warf einen Blick auf meine feuchte Kleidung und meinte: »Umziehen.«
    »Du bist schon in Ordnung«, sagte ich, klopfte ihm auf die Schulter und gab ihm noch einen Schein.
    Blitzschnell verschwand die Note. Dann sprang der Kleine wieder in den Fiat, drehte noch hupend eine Runde und fuhr davon. Es wurden einige Leute aufmerksam. Zwischen den Häusern war der Nebel nicht so dicht. Mißtrauisch wurden wir angestarrt.
    Wir standen da wie zwei Touristen. Suko hielt unser Gepäck in den Händen. Ich trug unseren Einsatzkoffer, der allerlei hübsche Überraschungen für unsere »Freunde« aus der Jenseitswelt barg.
    Ich wollte schon eine Frau herbeiwinken und sie nach Mareks Adresse fragen, als aus einem alten Haus ein Mann trat und winkend auf uns zulief.
    »Das Empfangskomitee«, sagte Suko. »Bestimmt wird noch der rote Teppich ausgerollt.«
    Das geschah zwar nicht, aber dafür fragte der Mann: »John Sinclair aus London?«
    »Ja, dann sind Sie Marek?«
    »Nein, nein, nur der Bürgermeister, bitte sehr.« Er strich über seine Halbglatze. »Aber bei mir ist das Telegramm für Marek eingetroffen. Bei uns ist auch gleichzeitig die Poststation.«
    Ich mußte achtgeben, daß ich die Worte verstand, denn der Knabe sprach ziemlich schnell.
    »Gut, dann können Sie uns sicherlich erklären, wo Marek wohnt.«
    Ein listiger Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Bürgermeisters. »Was wollen Sie denn von ihm?«
    »Das erzähle ich ihm selbst.«
    Die Miene des Bürgermeisters verschloß sich. Jetzt wurde er dienstlich. Er fragte nach den Visa.
    Ich gab sie ihm.
    Genau studierte er die Papiere, dann reichte er sie uns zurück. »Ich muß wissen, was in meiner Stadt vor geht, meine Herren. Deshalb werde ich Sie zu Frantisek Marek begleiten. Ich darf vorausgehen.«
    Suko und ich grinsten uns an. Wir nahmen unser Gepäck hoch und folgten dem Bürgermeister.
    Wir schritten die Straße wieder hinunter. Mittlerweile brach die Dämmerung an. Vergeblich versuchten die Laternen, die dunkelgraue Nebelwand mit ihrem Licht zu durchbrechen. Sie warfen nur verwaschene Kreise mit faserigen Rändern.
    Die Menschen grüßten respektvoll, wenn sie ihren Bürgermeister sahen. Schließlich blieben wir vor einem einstöckigen Haus stehen. Die Tür des Anbaus stand offen.
    Der Bürgermeister schritt zur Haustür und setzte einen alten Klopfer in Bewegung.
    Eine Frau öffnete. Sie war ziemlich vollschlank. Die meisten würden sagen dick, hatte aber gütige Augen und ein frisches Gesicht.
    »Was willst du, Mirca?« fragte sie den Bürgermeister. Dann sah sie uns und lächelte. »Sie sind die Herren aus England?«
    »Ja.«
    »Und einen Chinesen haben Sie auch mitgebracht?«
    »Red nicht soviel, Marie, laß uns endlich rein. Es ist ziemlich kalt hier draußen.« Der Bürgermeister hatte keine Lust mehr zu warten, doch die Frau schüttelte den Kopf. »Frantisek ist nicht hier.«
    »Dann warten wir eben«, sagte der Bürgermeister.
    »Aber du nicht.«
    Der Bürgermeister lief rot an. Dann begann er einen Streit vom Zaun zu brechen, der damit endete, daß er verschwand.
    Marie wandte sich an uns. »Frantisek kann ihn nicht leiden. Er will ihn nicht im Haus haben. Er mag keine Leute von der Partei. Kommen Sie bitte rein!«
    Der Bürgermeister blieb noch einmal stehen und schüttelte drohend die Faust. Dann verschluckte der Nebel ihn.
    Marie Marek führte uns in eine peinlich aufgeräumte Küche. Wir nahmen an einem groben Holztisch Platz, und die Frau erkundigte sich, ob wir etwas zu trinken haben wollten.
    Sie bot einen Selbstgebrannten Schnaps an.
    Suko und ich waren einverstanden, doch vorher wollte ich mich umziehen. In einer Nebenkammer konnte ich die nasse Kleidung wechseln.
    Als ich wieder bei Suko saß, standen die Gläser schon auf dem Tisch. Etwas halbhoch schimmerte eine gelblich klare Flüssigkeit darin.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Eine Mischung aus Pflaumen- und Beerenschnaps«, erklärte uns die Frau.
    Wir tranken. Und dann schnappte ich verzweifelt nach Luft. Teufel, das Zeug ging durch.
    Das war kein Obstschnaps, sondern eine Mischung aus Salzsäure, Paprika und Chili-Pfeffer. Ich lief rot an, schnappte nach Luft und verschluckte mich.
    Suko saß daneben und lachte. Er hatte sein Glas leer.

Weitere Kostenlose Bücher