0033 - Eiswelt in Flammen
Kopf.
„Ich lasse mir meine Überraschung unter keinen Umständen nehmen", verkündete er mit Nachdruck.
„Natürlich gibt es eine Erklärung dafür, aber die sollt ihr selbst finden. Laßt euch nur Zeit, und sonst spürt ihr nichts?"
Felicita zeigte nach vorn in die Finsternis.
„Wohin führst du uns, Gucky? Wie weit ist es noch? Ich habe richtige Angst."
„Ja, du hast Angst", nickte Gucky und schien sich zu freuen. „Genau das habe ich erwartet. Du bist am empfindlichsten und daher das beste Versuchsobjekt."
Tiff hatte plötzlich eine steile Falte auf der Stirn.
„Nun höre mal gut zu, Gucky. Ich gebe ja zu, daß du einige erstaunliche Fähigkeiten besitzest, aber man kann auch alles übertreiben. Du ergehst dich in geheimnisvollen Andeutungen und denkst überhaupt nicht daran, uns Erklärungen abzugeben. Ich bin sicher, du weißt genau Bescheid, was auf dieser Welt gespielt wird. Warum sagst du uns nicht, was das alles zu bedeuten hat?"
Gucky grinste vergnügt. Er schien nicht im mindesten von Tiffs Worten beeindruckt zu sein.
„Du gönnst mir meinen Spaß nicht, das ist alles. Genügt dir denn meine Versicherung nicht, daß es absolut ungefährlich ist? Wenn Felic Angst hat, so bestätigt das nur meine Theorie. Ihr alle werdet die gleiche Angst auch noch verspüren. Ich sage euch das schon jetzt, damit ihr gewarnt seid. Es sind die Gedanken der Halbschläfer, die von eurem Gehirn wie von einer Antenne aufgefangen werden. Ihr spürt also nur die Furcht anderer, nicht eure eigene."
Tiff hatte aufmerksam zugehört. Die Falte auf seiner Stirn war verschwunden.
„Einen Teil deiner Überraschung hast du nun ja doch preisgegeben", stellte er fest. „Wie wäre es mit dem Rest?"
Gucky schob seinen Nagezahn in den Vordergrund.
„Unter keinen Umständen!" wehrte er energisch ab. „Lieber teleportiere ich in die Höhle zurück und helfe spülen."
Milly erschrak. „Tue das nicht, lieber Gucky! Du kannst uns doch nicht allein hier zurücklassen. Ich werde dich heute abend auch eine ganze Stunde lang kraulen, wenn du willst."
Gucky grinste. „Angenommen", nickte er gnädig. „Gehen wir weiter. Es kann nicht mehr so weit sein."
Tiff schüttelte den Kopf. „Ich denke, du weißt, wo es ist?"
„Natürlich weiß ich es, aber ich bin doch nicht den ganzen Weg zu Fuß gelaufen, sondern habe nur Stichproben gemacht. Daher kenne ich die Entfernung nicht. Aber wenn ich mich nicht irre, müssen wir hinter der nächsten Biegung schon das Licht sehen."
Tiff blieb stehen, Hump, der im Schein der einzigen Lampe nicht sehr viel sah und außerdem mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, rannte gegen ihn. Beide fluchten. Dann faßte sich Tiff. „Licht?" fragte er. Gucky nickte ungeduldig und - wie es schien - bedauernd.
„Ja, Licht. Nun habe ich schon wieder etwas verraten. Von jetzt an halte ich den Mund."
Er marschierte weiter, ohne sich darum zu kümmern, ob ihm die anderen folgten oder nicht. Was aber blieb denen schon übrig? Hump grunzte etwas Unverständliches und sagte dann etwas von „schlechter Erziehung", womit er offensichtlich Guckys Manieren meinte. Tiff gab ihm im stillen recht, sagte aber nichts. Auch die beiden Mädchen folgten schweigend. Die angekündigte Biegung kam. Der Gang wurde breiter. Weit vor ihnen schimmerte ein Licht.
„Wahrhaftig!" sagte Milly und erschauerte. „Ein Licht! Gucky, wie kann hier, tief unter dem Berg, ein Licht sein? Ist es ein künstliches Licht?"
„Ich weiß es nicht", entgegnete der Mausbiber, der nun im Schein der Lampe an eine stark vergrößerte Mickymaus erinnerte. Es hörte sich so an, als spräche er ausnahmsweise die Wahrheit.
Sie fragten auch nicht weiter, sondern folgten Gucky, der mit erhöhter Geschwindigkeit voranwatschelte. Der Gang wurde breiter und höher. Tiff schätzte, daß sie nun mindestens einen Kilometer weit gegangen waren. Da sich der Boden unter ihnen stets sanft gesenkt hatte, mußten sie nun etwa fünfzig Meter unter der Oberfläche weilen. Sicher aber mehr, wenn der Gang ins Gebirge geführt hatte.
Das Licht wurde heller. Und dann trat Gucky mit einem letzten Schritt in eine weite Halle und hob mit dramatischer Gebärde seine Arme und machte eine alles umfassende Bewegung. In diesem Augenblick sah er aus wie ein Napoleon in Taschenausgabe. Unter anderen Umständen hätte sich Tiff eine entsprechende Bemerkung sicherlich nicht verkniffen, aber jetzt schwieg er.
Was er sah, raubte ihm die Sprache.
Auch die anderen waren
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