0033 - Eiswelt in Flammen
denn die Blumen waren fast einen Meter hoch. Sie kniff die Augen zusammen, als sie die feinen, jetzt aber fest geschlossenen Spalten bemerkte, die rings um den Kelch angebracht waren. Jedes Blütenblatt, so stellte sie fest, besaß einen solchen Schlitz.
„Vielleicht sind es fleischfressende Pflanzen", äußerte sie eine Vermutung, aber ihr war anzuhören, daß sie nicht fest von ihrer Idee überzeugt war. „Jedenfalls haben sie Öffnungen, die sie nach Belieben schließen können."
Gucky stieß plötzlich ein quietschendes Gelächter aus und begann, auf seinen kurzen Beinen im Kreis herum zu hüpfen. Dabei gab er schrille Töne von sich, die wohl seine Freude bekunden sollten.
„Erraten!" prustete er schließlich, während Tiff und Hump sich in seltener Einmütigkeit ansahen und wohl beide den gleichen Gedanken hegten. Sie nahmen sichtlich an, der Mausbiber habe plötzlich den Verstand verloren. Das aber, so sollten sie bald erfahren, war keineswegs der Fall.
Als Gucky sich beruhigt hatte, sagte er nämlich: „Stimmt, sie können die Schlitze nach Belieben öffnen oder schließen. Aber es sind keine Freßwerkzeuge. Im Gegenteil. Paßt genau auf, was jetzt geschieht, dann werdet ihr es endlich erraten."
Er trat neben Felicita und berührte eine der Pflanzen mit seinen Samtpfoten. Langsam streichelte er die roten Blütenblätter und ging dabei so vorsichtig zu Werke, als liebkose er eine Geliebte. Und das Wunder geschah. Die betreffende Tulpe öffnete die schmalen Schlitze. Die vier Menschen starrten voller Verwunderung in ein sie forschend anblickendes Auge.
„Darf ich euch die Halbschläfer vorstellen?" fragte Gucky und machte eine vollendete Verbeugung.
*
Orlgans sah zu, wie sein Erster Offizier mit einigen anderen Leuten die Bombe ins Eis legte. Mit Hitzestrahlen wurde ein tiefes Loch geschmolzen, bis der Schnee in hartes Eis überging. Die Grube füllte sich mit Wasser, aber das spielte bei dem geplanten Vorhaben keine große Rolle. Wasser war genauso solide Materie wie Eis oder Schnee.
Dann beugte sich Raganzt zu der Bombe hinab und setzte das Zählwerk in Betrieb. Mit einem Seil wurde das tödliche Instrument der absoluten Vernichtung dann in das Loch gelassen.
Orlgans schwieg noch immer. Er hatte den verantwortungslosen Befehl weitergegeben, aber er machte keinen Versuch, seine Ausführung zu verhindern. Noch wäre es dazu nicht zu spät gewesen. Erst in dreißig Minuten würde die Kettenreaktion ausgelöst. Geschähe das im Weltraum, würde sie bald wieder erlöschen, denn dort war die Materie zu dünn, um den Prozeß aufrechtzuerhalten.
Daran aber dachte Orlgans jetzt nicht. Er wollte so schnell wie möglich von diesem Planeten weg, der bald eine Hölle sein würde - eine Hölle, die seine Hand geschaffen hatte.
Zusammen mit Raganzt und den anderen Männern kehrte er ins Schiff zurück. In der Zentrale stellte er die Funkverbindung mit Etztak her und meldete die Ausführung des Befehls. Der Patriarch zeigte sich befriedigt, konnte seine Unruhe jedoch nicht verbergen.
„Komm sofort zurück. Wir erhielten soeben einen Funkspruch von Topthor. Er ist in einem Notsprung von Terra geflohen. Seine Kampfflotte wurde bis auf zwei Schiffe vernichtet. Er weigert sich, uns zu helfen und hat beschlossen, zu seinem Stützpunkt zurückzukehren."
Orlgans hatte seinen ersten Schrecken überwunden.
„Er weigert sich?" flüsterte er verblüfft. „Ein Überschwerer weigert sich, für Geld zu kämpfen? Dann muß etwas Schreckliches geschehen sein."
„Er hatte sechzehn Schiffe - und nun hat er nur noch zwei. Und dabei kämpfte er nur gegen einen einzigen Terraner."
„Rhodan!"
„Ja, gegen Rhodan. Ich fürchte, er wird auch uns noch zu schaffen machen. Vielleicht wäre es besser, wir zögen uns zurück."
„Ohne ihn unschädlich zu machen?" verwunderte sich Orlgans über die plötzliche Sinnesänderung seines Patriarchen. „Das wäre eine Niederlage."
„Wir kämen später zurück. Die Terraner sind zu unterentwickelt, um sich auf die Dauer den Springern entgegenstellen zu können. Nur die Tatsache, daß einige Arkoniden ihnen halfen, machte sie scheinbar überlegen. Aber darum allein geht es nicht. Dieser Rhodan kennt die Position des Planeten des ewigen Lebens. Er muß sie mir verraten."
„Wird er das auch tun?" zweifelte Orlgans mit einiger Berechtigung.
„Er muß - eines Tages!" behauptete Etztak selbstsicher. „Ich werde mit einer riesigen Flotte zurückkehren und..."
Sein Gesicht
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