0035 - Wir brachen den Terror
stand in der Mitte des Raumes, mit einer Hand den schmächtigen Buchhalter haltend, der sich nicht zu rühren wusste.
»Vorsicht, Leute«, sagte er. Er sagte es viel zu leise, als dass es hätte gehört werden können. Die Burschen rückten weiter gegen ihn vor.
Und dann lag wie hingezaubert eine Smith & Wesson in Phils freier Hand. Die anrückende Front erstarrte, das Schreien verstummte. Es wurde sehr still, so still, dass deutlich das Knacken zu hören war, als Phil den Sicherungshebel zurückschob.
»Nur Ruhe!«, befahl er. »In ein paar Minuten kommen die Cops. Dann verladen wir euch auf ein paar Wagen, fahren euch zum Präsidium und nehmen eure Aussagen zu Protokoll. Morgen ist ja Sonntag. Ihr und wir haben also Zeit genug.«
Ich zupfte Frost am Ärmel.
»Raus hier, bevor die Cops kommen!«, flüsterte ich ihm zu.
Wir drückten uns nach hinten durch die Mauer der Besucher des Honey Moon, die uns umstanden. Sicherlich bemerkte Phil es, aber er reagierte nicht.
***
Wir tauchten hinter die Bar, schlüpften in die kleine Küche und sprangen von dort aus durchs Fenster ins Freie. Gerade als wir den Hof erreichten, hörten wir das Heulen von Polizeisirenen. Die von Phil avisierten Cops kamen an, um ihm beim Verladen zu helfen.
Frost kratzte sich den Kopf, während wir Tyrontowns Hauptstraßen entlangtrotteten.
»Zum Henker, ist das ein harter Bursche«, schimpfte er.
»Wir werden noch mehr Spaß mit ihm bekommen«, antwortete ich. »Habe mal in Jersey mit G-men zu tun gehabt. Ich sage dir, sie bekommen ganz andere Sachen fertig als dieses Späßchen im Honey Moon.«
Er legte seine niedrige Stirn in besorgte Falten.
»Was willst du jetzt tun?«, fragte ich.
»Denke, ich sage McFish Bescheid. Wird sich nicht gerade darüber freuen.«
»Warum sagst du es nicht gleich Fryler?«
Er sah mich erstaunt an. »Wir wenden uns nie direkt an ihn. Das ist McFish Sache.«
»Unsinn«, entschied ich. »Das hier ist dringend.« Ich zog ihn zur Telefonzelle.
»Lass das lieber«, flehte er. »Slim sieht’s bestimmt nicht gerne.«
»Ich pfeife auf Slim«, erklärte ich und wählte die Nummer der Tyrontown News.
»Ist Mr. Fryler noch im Haus?«, erkundigte ich mich, als die Zentrale sich meldete.
»Augenblick!« Nach ein paar Sekunden erhielt ich den Bescheid, dass Fryler schon gegangen sei. Ich ließ mir seine Privatnummer geben und wählte diese.
Erst meldete sich ein Mann, der sagte, Mr. Fryler sei nicht zu sprechen. Wer dort überhaupt wäre, wollte er wissen.
Ich sagte ihm einige Grobheiten, und seine Stimme knickte ein. Wenig später hörte ich Frylers tiefes Organ.
»Hier spricht Less«, sagte ich. »Der G-man aus New York hat das Honey Moon ausgeräumt, und als wir es ihm besorgen wollten, fummelte er mit einer Kanone herum. Der Junge macht ernst, Mr. Fryler.«
Der oberste Herr von Tyrontown, jedenfalls kannte ich vorläufig keinen höheren Mann, schwieg einige Sekunden.
»Kommen Sie her, Less«, entschied er dann. »Kennen Sie meine Adresse? Lerrington Avenue 16.«
»Soll ich Frost mitbringen?«
»Ja, meinetwegen.«
Zehn Minuten später fuhren wir mit einem Taxi bei der genannten Adresse vor. Fryler bewohnte ein beachtliches Haus, fast schon eine Villa. Er schien eine Gesellschaft zu geben, denn alle Fenster waren hell erleuchtet, und eine Masse von Wagen parkten in der Straße.
Auf unser Läuten öffnete uns ein farbiger Diener, der Bescheid wusste.
Er führte uns in einen kleinen Arbeitsraum, stellte schweigend zwei Gläser mit Whisky vor uns hin und verschwand.
Fünf Minuten später kam Fryler. Er war im Abendanzug und sah darin noch wuchtiger und imponierender aus als gewöhnlich.
Ich berichtete. Fryler hörte mich schweigend an.
»Ihr hättet gleich über ihn herfallen sollen, als er hereinkam«, sagte er, als ich geendet hatte. »Eine Ausrede dafür hätten wir immer gefunden.« Er sagte genau das, was ich in der Spielkneipe schon gedacht hatte. Adam Fryler war nicht auf den Kopf gefallen. »Jetzt bekommen wir eine Menge Ärger!«
»Einen ähnlichen Fall haben wir doch schon einmal gehabt«, wagte Frost zu sagen.
Fryler warf ihm einen Blick zu, der vor Geringschätzung ganz ausdruckslos war.
»Heute Nacht noch quetscht der G-man die Leute aus, die er im Honey Moon geschnappt hat, und er bekommt von den Ölarbeitern eine Menge Aussagen, dass dort tatsächlich gespielt worden ist, und wenn er geschickt ist, sagen einige Leute sogar, dass sie auch in anderen Läden gespielt haben. Was
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