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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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Schloß?
    War Leonardo ihrer bald überdrüssig? Schenkte sie ihm Kinder, oder wurde sie von ihm verstoßen? Gequält? Gefoltert?
    Über das Liebesleben seines Urahnen schwieg die Chronik.
    Und ein grausiger Gedanke durchfuhr ihn: Hatte Leonardo de Montagne vielleicht noch mehr Kellerverliese dazu benützt, um Gefangene und Feinde bei lebendigem Leibe einzumauern?
    Noch immer gab es einen ungenutzten, seit langer Zeit leerstehenden Teil des Kellers, den er seit dem Tode seines Onkels Louis selbst noch nicht ergründet hatte. Der Keller der Burg bestand nicht nur aus einem einzigen Geschoß, sondern aus verschachtelten Gewölben und Verließen in verschiedenen Ebenen. Dort unten lag auch die Folterkammer, in der Louis de Montagne, Zamorras Onkel, damals von dem taubstummen Hünen, dem Diener des Dr. Ramondo, zu Tode gemartert worden war.
    Dort unten lag auch die Tür mit dem Wappen der Montagnes, Zamorra war sich klar darüber, daß auch ein cleverer Ingenieur nicht mehr mit Sicherheit feststellen konnte, wie dick die Mauern dieser Kellerverliese waren.
    Ein kühles Prickeln lief Zamorra vom Nacken her über den Rücken, als er sich vorstellte, daß noch mehr Dämonen, die Seelen Gequälter und lebendig Eingemauerter auf ihre Befreiung und auf ihre Rache an der Menschheit lauerten.
    Sekundenlang überfiel ihn die Idee, Schloß Montagne in die Luft zu sprengen und auf diese Weise auch den Dämonen den Garaus zu machen. Aber wie reagierten Dämonen, die Jahrhunderte überlebt hatten, auf Dynamit?
    Ein kaum wahrnehmbares Geräusch von der Tür her ließ Zamorra stutzen. Er sah scharf zu der Tür hinüber und bemerkte, wie sich die Türklinke aus Messing langsam bewegte.
    Zamorra blieb regungslos liegen.
    Ein Dämon hatte es nicht nötig, durch die Tür zu kommen.
    Zamorra schloß die Augen bis auf zwei schmale Spalte und tat, als ob er schliefe.
    Die Tür öffnete sich verstohlen, und der blonde Kopf des jungen Schweizers schob sich herein. Als er den schlafenden Zamorra entdeckte, schien er aufzuatmen. Zamorra spürte es fast körperlich, wie erleichtert er war.
    Umständlich schloß Franz Hämmerli die Tür von innen und kam auf Zehenspitzen auf das Himmelbett zu, auf dem Zamorra lag.
    Der Professor rührte sich nicht. Er atmete regelmäßig. Die Lider über den Augen zuckten nicht. Zamorra hatte sich völlig in der Gewalt.
    Franz Hämmerli stand jetzt neben seinem Bett und beugte sich zu ihm hinunter. Zamorra spürte die Hand des Mannes auf seiner Hemdbrust. Und er bemerkte, wie Hämmerli ihm die Krawatte zur Seite schob und die Hemdenknöpfe öffnete.
    Ich hätte es mir denken können, dachte Zamorra. Sein Auftrag lautet, mir das Amulett zu stehlen.
    Noch immer tat Zamorra, als ob er schliefe.
    Nun schob sich Franz Hämmerlis Hand langsam durch das Hemd und blieb auf dem Amulett liegen.
    Zamorra wirbelte in die Höhe, fegte Hämmerlis Hand zur Seite und sprang auf.
    Franz Hämmerlis Gesicht war verzerrt. Er sprang Zamorra an wie ein wildes Tier. Er sah dem harmlosen Touristen Franz Hämmerli, der für alte Schlösser schwärmte, jetzt nicht mehr im entferntesten ähnlich.
    Hämmerlis Faustschlag erwischte Zamorra an der Halsschlagader.
    Der Schmerz ließ ihn zurücktaumeln. Erst nach Sekunden fing er sich und stoppte den nachsetzenden Hämmerli mit einem aus der Armkugel heraus geführten Schwinger.
    Aber noch war Zamorra vom Schmerz so benommen, daß hinter seinem Schlag keine Wucht war.
    Hämmerli drängte ihn mit kurzen Karateschlägen in die Ecke des Schlafzimmers. Zamorra hob die Fäuste zur Deckung.
    Endlich funktionierten Zamorras Reflexe wieder. Hämmerlis Faust schoß von unten in die Höhe und erwischte Zamorra am Kinn. Zamorra merkte den Blutgeschmack in seinem Mund und versuchte, die Benommenheit abzuschütteln.
    Warum vergaß er alle Boxregeln beim Kampf mit dem Schweizer?
    Er war doch kein ungeübter Kämpfer. Er trainierte doch ständig in dem Sportraum, den er sich im Westflügel des Schlosses eingerichtet hatte, mit Punchingball, Hanteln und allen möglichen Trimmgeräten.
    Er ließ Hämmerli kommen, unterlief seine Rechte und bohrte seinen Kopf in Hämmerlis Magengrube. Hämmerli knurrte böse. In seinen Augen funkelte rücksichtslose Grausamkeit.
    »Was wollen Sie von mir, Hämmerli? Sind Sie wahnsinnig geworden?«
    »Ich töte dich, Zamorra, wenn du mir nicht das Amulett gibst«, keuchte Franz Hämmerli mit völlig fremder Stimme.
    »Nicht jetzt und hier«, sagte Zamorra, dessen Geist keine

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