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0036 - Die Nacht des Feuergottes

0036 - Die Nacht des Feuergottes

Titel: 0036 - Die Nacht des Feuergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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blitzschnell von der Wand ab. Er warf sich auf die Beine des Fliehenden, umklammerte sie und brachte Gaos auf diese Weise zu Fall.
    Gaos schlug lang hin. Der Aufprall machte ihn für wenige Sekunden benommen. Diese Sekunden brachten umgehend die Entscheidung. Als Ovidi Gaos wieder bei vollem Bewußtsein war, erblickte er Felipe Solano über sich.
    Der einstige Freund riß seinen Mund so weit auf, als wollte er Gaos verschlingen. Die brennenden Zähne näherten sich blitzschnell Gaos’ Kehle. Der Biß war entsetzlich schmerzhaft…
    Als Felipe Solano sich wieder aufrichtete, zuckte ein zufriedener Ausdruck um seine Lippen. »Jetzt gehörst du zu uns!« sagte er.
    »Ja«, murmelte Gaos. »Nun bin ich einer von euch!«
    Felipe Solano hatte ihm den Keim des Bösen ins Fleisch gepflanzt…
    ***
    Wir saßen zu viert in Jean-Claude Fravals Privaträumen beisammen. Suko, Fraval, ich und… Alicia Montilor. Die junge dunkelhaarige Frau war in Fravals Betrieb das Mädchen für alles.
    Sie half in der Küche aus, sie empfing die Gäste, wenn der Clerk verhindert war, sie vertrat den Barmixer…
    Und sie wärmte auch in manchen Nächten Fravals Bett.
    Ich schätzte sie auf fünfunddreißig Jahre. Sie war eine hundertprozentige Dame mit nußbraunen Augen, einer phantastischen Figur und auffallend schmalen, schlanken Händen.
    Sie war intelligent und kannte die Welt, die sie in jüngeren Jahren bereist hatte. Auch sie fürchtete – genau wie Jean-Claude Fraval – den Feuergott.
    Ich spürte, daß sie Suko und mich bewunderte, weil wir den Mut hatten, uns gegen die Ausgeburten der Hölle zu stellen.
    Ich bat Fraval, uns mehr über den Feuergott zu erzählen. Der Hotelbesitzer blickte in sein leeres Glas und hob die Schultern. »Niemand weiß etwas Genaues. Aber es gibt viele Gerüchte.«
    »An jedem Gerücht ist zumindest ein Körnchen Wahrheit«, sagte Suko.
    Fraval sah ihn an und nickte bedächtig. »Da haben Sie allerdings recht. Es heißt, daß der Feuergott bereits eine Menge Diener hat.«
    »Er macht die Menschen in diesem Land zu seinen Dienern?« fragte Suko.
    »Ja.«
    »Wie?« wollte mein chinesischer Freund wissen.
    »Niemand kann Ihnen darauf eine Antwort geben, Mr. Suko. Ich weiß aber, daß das Heer der vom Feuergott Abhängigen täglich größer wird. Der Bazillus des Bösen breitet sich rasend schnell aus. Die Diener des Feuergottes ebnen ihrem Herrn die Wege, damit er sich ohne Schwierigkeiten zum Herrscher dieses Landes aufschwingen kann. Seine lebenden Werkzeuge sind um uns. Sie bespitzeln uns. Bald wird man niemandem mehr trauen können.« Fraval seufzte. »Ich habe mir hier mühsam eine Existenz aufgebaut. Ich fühle mich zu alt, um von hier wegzugehen und in einem anderen Land wieder von vorn anzufangen. Deshalb werde ich bleiben. Aber ich weiß heute schon, daß mich kein leichtes Leben erwartet.«
    »Vielleicht sehen Sie die Zukunft ein bißchen zu schwarz«, sagte ich.
    Jean-Claude Fraval schüttelte ernst den Kopf. »O nein, Mr. Sinclair. Ich sehe sie realistisch. Ich wollte, ich könnte daran glauben, daß Sie mit diesem mächtigen Dämon fertigwerden. Ich werde Sie nach besten Kräften unterstützen. Aber wir sind zu schwach, um diesem Satan das Handwerk zu legen. Ich bin sicher, er weiß bereits, daß Sie und Mr. Suko hier sind. Er weiß bestimmt auch, weshalb Sie nach Nicaragua gekommen sind. Möglicherweise bereitet er in diesem Augenblick schon die ersten Schritte gegen Sie und Ihren Freund vor.«
    Ich konnte Fravals Pessimismus verstehen.
    Doch für mich gab es noch keinen Grund, den Kopf genauso hängen zu lassen wie er.
    »Ich kann Ihnen nur raten, sich vorzusehen«, sagte der Hotelbesitzer.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Feuergott sich um Sie beide kümmert. Er wird nicht warten, bis Sie ihn angreifen. Er wird zuerst zuschlagen. Das hat er bisher immer getan…«
    Mitten in Fravals Rede hinein platzte ein schriller Schrei.
    Alicia Montilor hatte ihn ausgestoßen.
    Sie war schlagartig bleich geworden und starrte mit schreckgeweiteten Augen zum Fenster, an dem das fahle Oval eines Gesichts zu sehen war. Es löste sich in diesem Moment vom Glas und zog sich in die Dunkelheit zurück.
    War das die erste Aktion, die der Feuergott gegen uns setzte? Darauf wollte ich sofort eine Antwort haben!
    Suko sprang synchron mit mir auf, und dann jagten wir wie von Furien gehetzt aus dem Raum.
    ***
    Kevin Jewesbury und Marion McNally hatten ihren Humor verloren. Seit ihnen der Feuergott erschienen

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