Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes

0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes

Titel: 0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte den Mörder meines Freundes
Vom Netzwerk:
wunderbare Gebilde aus Farben und Formen. Der Süchtige hört rote Töne, schmeckt grünen Geschmack, sieht gelbe Musik. Alle Werte, die bei einem normalen Zustand durch die Sinnesorgane voneinander getrennt sind, werden im Meskalinrausch verschmolzen. Stimmt es, Mr. Sheppard?«
    »Ich bewundere Ihr Wissen, Doc«, Versuchte der Mann im Sessel zu lächeln, aber es wurde eine Grimasse daraus.
    »Wie alle Alkaloide«, fuhr der Arzt fort, »ist auch Meskalin ein Gift, das auf das Zentralnervensystem einwirkt, also Gehirn und Rückenmark. Ein Stück getrockneten Peyotls bewirkt bei dem Kranken, daß sich seine Persönlichkeit spaltet. Zugleich werden die einfachen sinnlichen Eindrücke in unerhörter Weise vertieft. Für Sie, Mr. Sheppard, erschloß dieses Gift eine neue Welt. Da der Meskalinrausch umgekehrt verläuft wie etwa der Alkoholrausch, blieb Ihnen nach Abklingen der Visionen immer genug Kraft, um etwas von dem, was Sie im Rausch gesehen hatten, auf die Leinwand zu bringen. Ihre abstrakten Gemälde stammen aus der Giftdroge einer mexikanischen Wüstenpflanze.«
    Doc Fathery wandte sich an die Frau. »Mrs. Sheppard. Sie müssen Ihren Mann unverzüglich in eine Heilstätte bringen. Und Sie, Mr. Sheppard, werden sich alle Mühe geben, den Ärzten zu helfen, Sie wieder zu einem normalen Menschen zu machen. Meine Arbeit ist beendet.«
    »Nun, Mr. Sheppard«, begann Captain Loveman, »werden wir uns noch etwas unterhalten. Ich glaube fest, daß Sie so vernünftig sind, meine Fragen nach bestem Wissen zu beantworten. Um was es mir geht, können Sie sich wohl denken.«
    »Sie wollen wissen, woher ich das Peyotl habe«, murmelte der Maler. »Ich muß Sie enttäuschen, ich sage es nicht.«
    Der Captain zog alle Register der Überredungskunst. Die Frau tat ihr möglichstes, Phil und ich halfen, wie wir konnten. Sheppard krümmte sich in seinem Sessel, seine Augen blickten ins Leere, auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Aber kein Wort kam über die Lippen.
    Ich war drauf und dran, dem Captain zu Hilfe zu kommen, indem ich ihm die am Ende von Tobys Notizen aufgeschriebene Zahl sagte — tat es dann doch nicht. Hätte ich damit nicht meinen Vorsprung eingebüßt?
    Die Zahl XX4-9503 mußte irgendwie auch mit diesem Fall Zusammenhängen. Obwohl Mexiko an die Staaten grenzt, war das Rauschgift Peyotl fast unbekannt. Was das Nichtwissen der medizinischen Rauschgiftexperten bewies, die von Mrs. Sheppard konsultiert worden waren.
    Aber Toby war dahintergekommen, daß die Bande, die seine Sheila an den Rand des Verderbens gebracht hatte, sich neuerdings mit dem Vertrieb dieses Giftes befaßte. Das Wort Peyotl in seinen Aufzeichnungen bewies es. Zweifellos hatte auch dieses menschliche Wrack im Sessel durch Mittelsmänner der gleichen Bande das getrocknete Zeug erhalten.
    Ich konnte es kaum erwarten, die Bedeutung der Zahl zu eruieren. Während der Captain mit bemerkenswerter Geduld Sheppard zum Reden zu bringen versuchte, überlegte ich angestrengt: XX4-9503. Polizeiakte? Telefonnummer? Ersteres kam nicht in Frage. Sowohl bei der CP als auch beim FBI wurde auf andere Art registriert. Blieb nur die Rufnummer. Plötzlich wußte ich es. Anstatt des XX einen Stadtteil — schon war das Rätsel gelöst. Eine Heidenarbeit, aber der Erfolg brachte todsicher das Bindeglied zwischen Fall Chatham, Fall Sheppard und Fall Sheila Mullins. Und den Hinweis, wo die Bande zu suchen sein würde.
    Die Vernehmung des Malers mußte abgebrochen werden. Der Mann begann plötzlich zu toben. Schaum bildete sich in seinen Mundwinkeln, dann fiel er in sich zusammen und wimmerte wie ein Kind.
    Phil und ich hatten hier nichts mehr zu schaffen. Wir bedankten uns bei dem Captain und machten uns davon. Obwohl es bald Mitternacht war, dachten wir beide nicht daran, schlafen zu gehen.
    Ich ließ den Wagen stehen und zog Phil in eine etwa hundert Yard entfernte Bar. Wir setzten uns an einen der kleinen Tische und bestellten starken Kaffee. Dazu zwei Steaks mit Chilisauce, eine Angelegenheit aus Tomaten und Chilepfeffer. Dann holte ich das große Telefonbuch beim Barkeeper.
    Wir aßen, schlürften den heißen Kaffee, und dann arbeiteten wir. Es war eine scheußliche Sache. Haben Sie schon einmal fast fünfzig Nummern nachgeprüft? Wir begannen mit Manhattan bei der Battery und hörten ganz oben in Kingsbride auf. Jedesmal rannte einer von uns zum Telefon und suchte herauszufinden, ob vielleicht der Fernsprechteilnehmer etwas mit der Geschichte zu tun haben

Weitere Kostenlose Bücher