0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes
Verheiratet war er zwar nie, aber Kinder konnte er doch gehabt haben.«
Phil sah mich fragend an.
Ich gab ihm zu verstehen, daß ich alles nach meiner Rückkehr erklären würde. Dann surrten Bud und ich im Lift nach unten. Der Beamte am Portal machte mich auf eine Gestalt an der anderen Straßenseite aufmerksam. Polizistenaugen sehen schärfer als andere Augen.
Da mimte doch mein Freund, der mir bereits am Morgen aufgefallen war, einen harmlosen Passanten. Er hatte den Strohhut in die Stirn gezogen und schlenderte von einem Schaufenster zum anderen. Natürlich beobachtete er im Spiegelglas, was hinter ihm vorging.
»Wie lange wartet er schon?« fragte ich.
»’ne Stunde etwa, Mr. Cotton.«
»War er schon da, als der Junge hereinkam?«
»Ich glaube, nicht.«
»Bud, warte mal einen Augenblick«, sagte ich. ,, Ich verließ das Gebäude durch einen Nebenausgang und preschte mich an meinen Beschatter heran. Er sah mich erst, als ich neben ihm stand.
»Nette Babysachen. Erwarten Sie Nachwuchs?« fragte ich.
Er drehte sich um und wechselte die Farbe. Genauso wie am Vormittag.
»Wer sind Sie?« fragte ich.
»Ich — ich…«
»Beeilen Sie sich. Ich will wissen, wie Sie heißen und wer Sie beauftragt hat, mich zu beschatten.«
Ich packte ihn am Rockaufschlag und schob in aus dem Bereich der Passanten in die Ecke der gläsernen Schaufensterhalle. Hier hinten waren wir ziemlich ungestört, weil die Dekorationen uns verdeckten.
»Ich heiße Steven Weigle«, stotterte er, »und bin Detektiv.«
»Freut mich, Steven«, grinste ich, »einen Kollegen von mir zu sehen. Jetzt möchte ich noch wissen, von welchem Verein Sie sind.«
»Argus-Detektei, 48 Park Row.«
»So was habe ich mir gleich gedacht. Die Argus macht gern Geschäfte mit unseren Ganoven. Und jetzt sagen Sie schnell, wer Ihren Brötchengeber beauftragt hat, mich beschatten zu lassen.«
»Das weiß ich nicht, Mr. Cotton. Wir bekommen vom Chef unseren Auftrag. Den haben wir auszuführen. Gestern abend beim Rapport sagte er zu mir, ich sollte Sie beschatten. Er gab mir Ihre Wohnung und das FBI-Building an.«
»Was wollte er speziell wissen?«
»Ob Sie« — er zog ein abgegriffenes Notizbuch aus der Tasche und blätterte darin — »ob Sie nach Westchester zu einem gewissen Alfonso Matamoros fahren würden. Villa am Pelham Park.«
Ich wurde auf einmal hellhörig. Bislang hatte ich an den Auftrag irgendeines Kerls geglaubt, der auf diese Weise herausbekommen wollte, wann und wo er mir am besten einen Kinnhaken verpassen könnte, vielleicht sogar eine Kugel. Es war nicht so. Der Auftrag gehörte zu dem Fall, der mir so sehr am Herzen lag.
»Was will Ihr Boß noch mehr wissen?«
»Ich soll auskundschaften, ob Sie« — wieder ein Blick ins Notizbuch — »heute abend um zweiundzwanzig Uhr am Pier 98 wären.«
»Großartig. Und wenn ich mich einfinde — was dann?«
»Soll ich sofort vom nächsten Fernsprecher eine Nummer anrufen.«
»Welche Nummer?«
Die Blätterei dauerte mir zu lange. Ich riß dem Kollegen das Buch aus der Hand und fand schnell, was ich haben wollte. Stuyvesant 2785-466. Ich brauchte nicht im Telefonbuch nachzusehen, ich wußte auch so, wem die Nummer gehörte: dem Skiffle Club.
»Jetzt spitzen Sie mal Ihre Ohren, Steven«,, sagte ich. »Ich weiß, Sie sind ein armer Teufel und wollen Ihren Job behalten. Sollen Sie auch. Bestimmt kann ich Ihnen später in anderen Fällen unter die Arme greifen. Eine Hand wäscht die andere.«
»Nett von Ihnen, Mr. Cotton. Was habe ich zu tun?«
»Na, also. Sie klemmen sich gleich erst mal ans Telefon und melden Ihrem Chef folgendes: Ich habe soeben in einer Bar — die können Sie sich aussuchen — ein Gespräch zwischen Jerry Cotton und einem Mann belauscht, den er Roy nannte. Es ist das ein Kerl von der Mordkommission, wie der Keeper sagte. Beide müssen gerade von Westchester zurückgekommen sein. Aus der Unterhaltung hörte ich heraus, daß Matamoros tot sei. Sie klagten beide, wie ungerecht das Schicksal es gemeint habe, indem es den Mörder von Tobias Chatham friedlich im Bett habe sterben lassen. Besonders der G-man Cotton sei sehr wütend gewesen. Bis jetzt alles mitbekommen, Steven?«
»Jawohl, Mr. Cotton.«
»Und heute abend finden Sie sich auftragsgemäß am Pier 98 ein. Das heißt, ist eigentlich gar nicht nötig. Sparen Sie das Benzin für Ihren Wagen. Rufen Sie um zweiundzwanzig Uhr dreißig die bewußte Nummer in Stuyvesant an und melden Sie: Von dem G-man Cotton ist keine
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