004 - Magie der Liebe
Dorfbewohner nur gewusst hätten, dass dieser gut aussehende Teufel weitaus gerissener war als das pferdefüßige Ungeheuer, das sie so sehr fürchteten!
„Ja, ich habe noch etwas Besseres zu sagen! " rief sie mutig. „Die Zeit steht still und sie verrinnt. Die Wolken ziehen, es weht der Wind."
Plötzlich fuhr ein starker, heißer Wind über sie hinweg.
„Hass macht arm und Liebe reich. Obgleich getrennt, sie sind oft gleich", schrie Arian und kämpfte gegen die Angst an, ohne das Amulett zu versagen. Sie wusste nicht, ob der Zauberspruch wirken würde. Selbst ihrer Großmutter war es niemals gelungen, wirkliche Magie zu bewirken, obwohl sie es ihr ganzes Leben lang versucht hatte. Sie hatte lediglich mit ihren magischen Kräutern experimentiert und bisweilen einen schwachen Zauber von kurzer Dauer zu Stande gebracht.
Linnet warf seine Fackel einem der Männer zu. Dann zerrte er Arian gnadenlos auf den Teich zu, der in der Dunkelheit wie das schwarze Maul eines Ungeheuers aussah, das sie verschlingen wollte. Arians Stimme klang schrill in ihren eigenen Ohren, doch sie hörte nicht auf, die magischen Worte hinauszuschreien.
„In höchster Not, wenn Hoffnung schwindet, sich noch ein Weg zur Rettung findet.
Das Tor steht offen, tritt hinein. Die Hexe sagt: ,Der Sieg ist mein/,, Der Wind wurde immer stärker und wehte ihr das Haar wie eine dunkle Wolke um den Kopf. Ein gewaltiger Donnerschlag ließ die Dorfbewohner zusammenzucken, und Blitze erhellten den Nachthimmel. Ängstlich warf Goody Hubbins den Besen in den Teich, bevor sie auf die Knie sank und ihre Augen mit den Händen bedeckte.
Arian holte noch einmal tief Luft, als Linnet sie zum Ufer des Teiches zerrte und sie ohne Vorwarnung in das eisige Wasser stieß. Sie sank wie ein Stein in die Tiefen des Gewässers, aber es gelang ihr im letzten Moment, den Besenstiel mit den Knien zu umklammern und festzuhalten. Verzweifelt versuchte sie, die Fesseln zu lösen, doch es gelang ihr nur, ihre schweren Stiefel abzustreifen. Gleichzeitig dachte sie angestrengt an den Rest des Zauberspruchs.
Natürlich, die magischen Zutaten, dachte sie. Nimm Nieswurz und ein Krötenauge, Fingerhut und Ingwerwurzel, Asche, Blut und Greifenklaue ... Es gibt nur leider keine Greifen in Gloucester, dachte sie bitter. Soweit sie wusste, gab es diese Vögel nur im Märchen. Warum hatte sie nur so oft in diesem lächerlichen Buch gelesen?
Außerdem reimte sich „Greifenklaue" nicht wirklich auf „Krötenauge", was den Spruch wahrscheinlich ohnehin wirkungslos machte - abgesehen davon, dass sie unter Wasser die Worte nicht aussprechen konnte.
Sie sank immer tiefer. Mit schwindender Kraft kämpfte sie gegen das natürliche Bedürfnis an, den Mund zu öffnen und nach Luft zu schnappen.
Könnte ich nur alles ungeschehen machen, dachte sie.
Wenn Linnet nur nicht ihren unvorsichtigen Flug auf der Lichtung beobachtet hätte . . .
Wenn Marcus sie nur genug geliebt hätte, um ihr zu vertrauen . . .
Wie aus weiter Ferne hörte sie Linnets wütenden Aufschrei und die Stimme der alten Becca, die ihr etwas zurief. „Du bist eine gute Hexe, aber ich bin eine ebenso gute Diebin. Hier hast du deinen Talisman zurück, Mädchen. Er gehört rechtmäßig dir."
Etwas fiel in hohem Bogen in den Teich, und im nächsten Augenblick sah sie das Smaragdamulett versinken. Schnell griff sie nach der Kette. Obwohl ihre Finger vor Kälte ganz steif waren, bekam sie das Schmuckstück zu fassen.
Könnte ich es nur ungeschehen machen, dachte sie noch ein letztes Mal.
Dann öffnete sie gegen ihren Willen den Mund und schnappte nach Luft, fand jedoch nur Wasser.
3. KAPITEL
In Gedanken wiederholte Arian jedes Gebet, an das sie sich erinnern konnte.
Dennoch spürte sie, wie ihr allmählich die Sinne schwanden. Der Druck wurde immer größer, bis sie glaubte, ihre Lungen würden platzen. Panisch bewegte sie ihre Beine, um wieder an die Oberfläche zu schwimmen, doch die Fesseln machten jede Bewegung unmöglich. Es hat keinen Sinn, ich werde sterben, dachte sie.
Mit einem Mal hörte sie das ohrenbetäubende Geräusch von zersplitterndem Glas, und sie wurde durch das Wasser geschleudert. Plötzlich lockerten sich ihre Fesseln, und sie konnte sich wieder frei bewegen. Hastig griff sie nach dem vertrauten Besen, den sie noch immer zwischen ihren Knien festhielt. Seltsamerweise stellte sie fest, dass sie auch atmen konnte. Keuchend schnappte sie nach Luft, bis der Schmerz in ihren Lungen verschwunden war. Doch
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