Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Waffe kam Roger Calf plötzlich übergroß vor. Jede Sekunde konnte sie Tod und Verderben speien.
    Und Roger saß wie festgeleimt auf seinem schmalen Stuhl.
    Der alte Santini kam näher. Und mit ihm die Mündung. Sie war genau auf Roger Calfs Stirn gerichtet.
    »Sprich schon mal dein letztes Gebet, mein Junge«, flüsterte der alte Santini, »denn gleich ist es aus mit dir…«
    ***
    Ich hatte Roger Calfs Abmarsch beobachtet und drückte dem jungen Mann beide Daumen. Gleichzeitig machte ich mir Sorgen um ihn. Wenn Santini tatsächlich durch eine Beschwörung die Monster auf die Welt geholt hatte, dann war er selbst ein Satan in Menschengestalt. Ein Mann, der keine Gnade kannte.
    Aber ich war nicht mit ihm gefahren. Ich wurde im Grand Hotel Alpina dringender gebraucht.
    Der Nachtmarsch stand dicht bevor. Die meisten Gäste waren mit dem Dinner fertig. Viele gingen schon hoch auf ihre Zimmer, um sich umzuziehen.
    Colette hatte ihren Dienst angetreten. Sie half mit, das große Mitternachtsbüfett aufzubauen. Ich hatte mich wieder in den Speisesaal begeben, saß mit Suko zusammen und rauchte eine Zigarette. Colette warf mir hin und wieder einen besorgten Blick zu. Klar, daß sie sich auch Gedanken um ihren Freund machte.
    Um zwanzig Uhr sollte der Marsch starten. Zwei Stunden würden wir unterwegs sein. Einhundertzwanzig Minuten durch die schweigende, herrlich verschneite Bergwelt. Doch all die Wanderer ahnten nichts von den tödlichen Gefahren, die in der Dunkelheit lauerten.
    Auf uns, die wir Bescheid wußten, lastete eine ungeheure Verantwortung.
    Am liebsten hätte ich dafür gesorgt, daß die Wanderung abgeblasen wurde. Aber dann hätte ich mit Erklärungen herausrücken müssen, und die hätte man mir sicherlich nicht abgenommen. Im Gegenteil, ich wäre als Spinner abqualifiziert worden, und die Gefahr wäre nur noch größer geworden.
    Suko sprach das aus, was ich dachte. »Wir brauchen Waffen, John.«
    Zum Glück hatte ich meine Waffe mitgenommen. Auch Suko war mit einer Beretta ausgerüstet. Beide Pistolen verschossen geweihte Silberkugeln, aber ob die den Panzer der Ameise zerstörten, war fraglich.
    Ich sagte: »Okay, wir haben die Kanonen, aber sonst noch was?«
    Suko rieb sich sein Kinn. »Ich hätte da eine Idee«, meinte er.
    »Rück raus.«
    »Mit Feuer könnten wir die Biester vernichten. Wir werden auf jeden Fall Pechfackeln tragen.«
    »Das reicht nicht.«
    Suko nickte. »Glaube ich auch. Aber, Bill, du und ich könnten uns Molotowcocktails basteln. Die müßten wirken. Ich meine, auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.«
    Da hatte der gute Suko gar nicht mal so unrecht. Aber Molotowcocktails? Der Chinese sah es mir an, daß ich nicht sehr begeistert war.
    »Hast du einen besseren Vorschlag?« fragte er mich.
    Den hatte ich nicht, und das sagte ich ihm auch.
    »Also bleiben wir dabei.«
    »Wenn uns nicht noch etwas anderes einfällt, ja.« Ich hob warnend den Zeigefinger. »Aber wir setzen die Dinger nur im äußersten Notfall ein.«
    »Natürlich. Außerdem ist es gar nicht sicher, daß die Ameisen uns angreifen.«
    »Falls nicht – was ich hoffe –, so werden wir die Tierchen suchen. Aber ich schätze, daß sie uns bestimmt über den Weg laufen.«
    »Denk daran, daß auch aus Grindelwald noch Gruppen unterwegs sind. Und die sind ungeschützt.«
    »Ja, ich weiß.«
    Wir standen auf. Was Suko gesagt hatte, war auch meine große Sorge. In dieser Silvesternacht würden zahlreiche Menschen unterwegs sein. Den Ameisen war der Tötungsdrang eingeimpft worden. Allerdings rechnete ich damit, daß sich die Tiere noch in einer gewissen Höhe aufhielten. Grindelwald lag im Tal. Wir waren den Ameisen also näher, als die Menschen unten im Ort.
    Das Büfett war fast fertig. Es sah prächtig aus und war vollbeladen mit kulinarischen Köstlichkeiten. Normalerweise wäre mir das Wasser im Mund zusammengelaufen, aber im Augenblick spürte ich einen faden Geschmack auf der Zunge. Ich hätte nicht einen Bissen hinunterbekommen. Nicht einmal den Kaviar.
    Colette kam auf uns zu. Sie trug ein rotes Kleid und eine kecke Mütze auf dem dunklen Haar. In ihren Augen las ich die Sorge.
    Ich blieb stehen. Mein Lächeln sollte ihr Mut machen. »Roger wird es schon schaffen«, sagte ich.
    Sie trat dicht an mich heran. »Ich habe Angst, Herr Sinclair. Große Angst sogar. Roger ist allein. Wenn die Ameisen ihn sehen…«
    »Er ist ein blendender Skiläufer«, beruhigte ich sie. »Er ist diesen Bestien schon einmal

Weitere Kostenlose Bücher