Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hoch.
    Der alte Santini wurde nach hinten katapultiert und krachte zu Boden.
    Roger Calf sprang ebenfalls auf. Er stürzte auf Santini zu, die Fäuste hielt er erhoben, dann jedoch blieb er dicht vor dem Alten stehen.
    Zwei gläserne Augen starrten ihn an.
    Roger wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ging in die Knie. Eine unsichtbare Hand schien sein Herz zu umfassen.
    »Santini!« flüsterte er, »so rede doch, sag was! Mach keinen Mist…«
    Der Alte gab keine Antwort. Er konnte auch keine mehr geben, denn er war tot.
    Roger schluckte. Er begann plötzlich zu zittern. Die nervliche Anspannung löste sich. Schuldgefühle kamen auf. Er machte sich Vorwürfe, am Tod des Mannes schuldig zu sein.
    Es kam ihm gar nicht in den Sinn, an einen Unglücksfall zu denken. Erst nach zehn Minuten hatte er sich wieder gefangen. Er schaute sich den Toten an und stellte fest, daß er beim Fall mit dem Hinterkopf aufgeprallt war.
    Das hatte Santini nicht überlebt.
    Roger sprach ein kurzes Gebet. Er fühlte sich nicht kompetent, um über den alten Santini zu richten. Er machte ihm auch keinen Vorwurf, daß er ihn angegriffen hatte. Vielleicht hätte er an seiner Stelle ebenso gehandelt.
    Roger Calf verließ die Hütte. Der eisige Wind trocknete sein nasses Gesicht. Rasch bildete sich eine Eishaut. Roger wischte sie weg und band den Schal wieder vor.
    Aufmerksam schaute er sich die nähere Umgebung an. Nichts deutete auf eine Anwesenheit der Riesenameisen hin. Aber Roger wußte, daß sie irgendwo lauerten. Er schaute hinunter ins Tal. Von hier oben konnte er nur einen kleinen Ausschnitt überblicken, aber er sah die zahlreichen Lichter des Städtchens Grindelwald. Und er sah oberhalb des Ortes eine regelrechte Lichterkette, die sich in einer langen Linie einen Hang hochbewegte.
    Mit seinen Blicken verfolgte er den zurückgelegten Weg der Lichterprozssion und stellte fest, daß sie sich vom Grand Hotel Alpina wegbewegte.
    Die Gäste hatten sich schon auf den Weg gemacht.
    Roger Calf dachte darüber nach, wie er sich verhalten sollte. Er konnte nach Grindelwald hinunterfahren und alles melden, er konnte aber auch den Gästen entgegenlaufen.
    Und noch eine dritte Alternative blieb.
    Zurück ins Hotel. Zu seiner Freundin Colette. Das war wohl am besten. Er wollte das Mädchen nicht schutzlos lassen.
    Roger hatte den Vorsatz kaum zu Ende gedacht, als er nach den Stöcken griff und sich abstieß. In rasender Schußfahrt jagte er seinem Ziel entgegen. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß Colette seine Hilfe dringend benötigte.
    ***
    Suko sprach das aus, woran ich auch schon gedacht hatte. »Eigentlich ist es verdammt riskant, die Angestellten des Hotels ohne Schutz zurückzulassen.«
    Ich nickte. »Recht hast du. Aber wie willst du das ändern?«
    »Es müßte eben einer von uns hierbleiben.«
    Ich widersprach. »Nein, das ist nicht drin. Dann sind die anderen ohne Schutz. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Ameisen die relativ schutzlosen Menschen draußen im Freien angreifen.«
    Suko gab mir recht.
    Wir hielten uns in meinem Zimmer auf. Suko hatte inzwischen die Molotowcocktails gebastelt. Das hochexplosive Gemisch befand sich in mehreren Wein- und Schnapsflaschen verteilt. Suko hatte Korken durchbohrt. Aus ihnen schauten die Dochte hervor. Die »Cocktails« hatten wir in einem Rucksack verstaut. Jede Flasche war mit einem Tuch umwickelt worden, damit sie während des Marsches beim Aneinanderstoßen nicht zerplatzten.
    Wetterfest waren wir beide angezogen. Wir trugen dicke, gefütterte Parkas, wattierte Hosen und Handschuhe. Fäustlinge hatten wir abgelehnt. Sie hätten uns zu sehr behindert. Unter den festen Schuhen befanden sich griffige Sohlen. Die starken Taschenlampen hingen an unseren Gürteln. Wir hatten auch noch Erste-Hilfe-Material und zusammengerollte Seile in den Rucksäcken verstaut.
    Ich wollte mir gerade die Pelzmütze aufsetzen, als Bill Conolly das Zimmer betrat. Auch er war schon umgezogen. Wie Suko und ich trug er eine Fellmütze mit Ohrenschützern.
    »Alles klar?« fragte Bill.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Wieso?«
    Ich erzählte ihm, was uns Sorgen bereitete. Bills Gesicht wurde sehr nachdenklich.
    »Verdammt«, sagte er, »du hast recht. Die Leutchen hier im Hotel sind wirklich schutzlos. Was machen wir?«
    »Einer von uns müßte hierbleiben. Am besten du«, platzte ich hervor. Die Idee war mir ganz plötzlich gekommen.
    Bill schaute mich an, als hätte ich Ausschlag. Er ging zwei Schritte

Weitere Kostenlose Bücher