0040 - Die Nebelgeister
weiterhelfen.«
Bittend sah Madeleine den jungen Mann an, und der versicherte sofort, dass er das gerne erledigen würde.
Dann verschwand er, und Madeleine erzählte alles von Anfang an.
Danach wusste Professor Zamorra zwar etwas mehr, erkannte aber immer noch nicht, wohin diese ganze Sache führen sollte.
»Wo ist eigentlich Miriam?«, fragte Zamorra plötzlich.
Nicole fuhr auf und suchte das Zimmer mit ihren Blicken ab. »Sie muss sich herausgeschlichen haben«, sagte sie, »ich habe nichts gehört.«
Madeleine schwang sich aus dem Bett. Das Mädchen war vollständig angekleidet. »Sehen wir doch in ihrem Zimmer nach«, schlug sie vor und ging auf den Flur hinaus.
Die Tür prallte gegen Dr. Johnson, der sich aber schnell fing und fragte: »Wo ist eigentlich meine Sekretärin? Liegt sie immer noch ohnmächtig auf dem Boden?«
Zamorra musterte den Mann, dessen Augen seltsam flackerten.
»Nein«, sagte Nicole, »sie ist schnell wieder zu sich gekommen und verließ das Zimmer meiner Schwester.« Dr. Johnson bedankte sich und verschwand.
Einige schnelle Schritte brachten den Professor neben den Schulleiter. »Sagen Sie, Herr Kollege«, begann Zamorra und legte Johnson wieder die Hand auf den Arm, »können Sie mir vielleicht Unterlagen über die Gesellschaft der Shark-Bruderschaft verschaffen. Ich möchte gerne mehr über diese Sekte wissen.«
»Aber selbstverständlich, Herr Professor«, lautete die Antwort.
»Ich verfüge über eines der lückenlosesten Archive über diese Vereinigung. Ist es doch das einzig Besondere, was meine engere Heimat hervorgebracht hat.«
»Ach, Sie stammen von hier?«
»Ja. Ich bin in Brechin geboren. Einer meiner Vorfahren war sogar der Großmeister dieser Sekte, oder besser gesagt, dieser Loge.«
»Es war also ein Geheimbund?«, fragte Zamorra und schien sehr interessiert.
»Ja und nein, das kann man nicht so genau auseinander halten. Auf jeden Fall beeinflusste die Shark-Bruderschaft in kürzester Zeit das ganze Leben in der näheren Umgebung. Aus den Unterlagen geht hervor, dass sie die Absicht hatten, sich über ganz Schottland und dann auch über England und Irland auszubreiten.«
»Ach, und wieso kommt es, dass nirgends etwas von dieser Bruderschaft bekannt ist?«
»Einige Menschen waren wohl neidisch auf den Erfolg, den diese Glaubensgenossen hatten. Sie erwirtschafteten mehr, als die anderen Landbesitzer. Sie legten ihr Geld klüger an und erlitten keine Verluste. Nach kurzer Zeit hatten sie alles freie Land hier aufgekauft und machten sich daran, den Orden zu vergrößern. In dieser Zeit aber verschwanden einige Leute spurlos, und die Menschen hatten nichts anderes zu tun, als den Verdacht auf die Sharks zu lenken. So ist es zur Auflösung des Ordens gekommen.«
»Wenn Sie mir einige Unterlagen mitgeben könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar, Herr Kollege«, sagte Zamorra.
Johnson versprach das und fragte: »Wo bleiben Sie denn heute Nacht?«
»Das weiß ich noch nicht so genau. Wahrscheinlich werde ich mir in Brechin ein Zimmer suchen. Ich nehme an, dass Nicole bei ihrer Schwester bleiben wird, das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Natürlich nicht, das wäre ja noch schöner«, entrüstete sich Dr. Johnson, »selbstverständlich kann Miss Rimbaud bei ihrer Schwester bleiben. Aber warum wollen Sie sich denn in ein Dorfgasthaus verziehen? Bleiben Sie doch auch hier. Platz genug habe ich. Für Sie ist immer ein Zimmer frei, Herr Professor.«
Zamorra hatte seine Hand vom Arm des Schulleiters genommen und sah den stumpfen Ausdruck in Johnsons Augen.
Sofort wusste er Bescheid und antwortete: »Herzlich gern, Herr Kollege. Nichts würde mich mehr freuen, als mich heute Abend mit Ihnen über die Dinge zu unterhalten, die uns beide interessieren.«
»Ich lasse ein Zimmer herrichten und bringe auch die Unterlagen über die Sharks mit«, sagte Dr. Johnson, »am besten, wir geben Ihnen das Zimmer neben dem der beiden Schwestern, dann sind Sie immer in der Nähe, falls Madeleine Rimbaud etwas zustoßen sollte!«
»Ich verabschiede mich, Herr Kollege, bis heute Abend also«, sagte Zamorra und sah dem Schulleiter nach, der eilig davonhastete.
***
Nachdenklich legte der Gelehrte das Buch aus der Hand, in dem er bis jetzt gelesen hatte. Tatsächlich sagte diese Schrift nicht viel mehr aus, als ihm der Schulleiter bereits mitgeteilt hatte.
Zamorra sah auf seine Uhr. Es war elf Uhr dreißig, noch etwas Zeit bis zur Geisterstunde. Der Gelehrte rechnete fest
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