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0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ist, gesagt, wo er hin wollte?«
    »Ach, keinen Ton hat er gesagt. Aber ich weiß es trotzdem. Sie wollten zu den Bergen hinauffahren und von oben herunterschauen. Ganz zufällig habe ich zugehört, wie die beiden Mädchen sich unterhielten.«
    »Ganz zufällig«, sagte Zamorra.
    »Aber si, Señor. Glauben Sie, ich lausche an fremden Türen?«
    Zamorra glaubte das tatsächlich. Doch er vermied es wohlweislich, diesen Verdacht auszusprechen. »Das würden Sie sicher nie tun«, meinte er. »Sie sind also nachmittags aufgebrochen?«
    »Nein, es war Mittag. Ich erinnere mich, dass ich früher für sie kochen musste. Sie sind schon um ein Uhr weg. Ja, und seither hat man nichts mehr von ihnen gehört. Die Polizei sagt, sie wären von einem Unwetter überrascht worden. Vielleicht ist auch der Sturm so stark gewesen, dass er sie von der Straße heruntergeweht hat. Wir haben oft Stürme hier, kann ich Ihnen sagen.«
    Zamorra stoppte ihren Redefluss. »Danke, das reicht. Wo sie genau hin wollten, wissen Sie nicht?«
    »Nach Benasque, glaube ich. Das ist ungefähr fünfundzwanzig, Kilometer von hier. Sie nahmen die Strecke durch die Berge. Ich habe sie noch davonfahren sehen. Eine fürchterliche Strecke.«
    »Hat dort in der Gegend nicht einmal die Burg von Jaime y Ronza di Saratoga gestanden?«
    Die Freundlichkeit verschwand vom Gesicht der Frau, wie ein Kerzenlicht verlöscht, wenn man es ausbläst. Die Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden.
    »Ich habe diesen Namen nie gehört«, sagte sie tonlos und brüchig.
    Zamorra sah, dass ihre Beine zitterten. Er zückte seine Brieftasche ein zweites Mal und reichte ihr einen Fünfzig-Peseten-Schein hinüber.
    Die Frau zögerte. Habgier und Angst fochten in ihr einen Kampf aus.
    Die Habgier siegte. Sie nahm den Schein und schob ihn schnell in die Tasche ihrer Schürze. »Gehen Sie zu Vincente, vielleicht sagt der Ihnen etwas. Ich kenne diesen Namen nicht.«
    »Gracias«, bedankte sich Zamorra, nahm Nicole am Arm und zog sie hinter sich her aus dem gepflegten Vorgarten des Casa Pyrenäa.
    »Warum ist die Frau auf einmal so komisch geworden?«, fragte Nicole, als sie außer Hörweite waren. »Die war ja richtig erschrocken, als du von diesem komischen Jaime gesprochen hast.«
    Zamorra ging bedächtig weiter und schaute die Spitzen seiner Schuhe an. »Es gibt ein Sprichwort hier«, meinte er nach einer kurzen Pause. »Übersetzt heißt es ungefähr so: Nenne nie einen verstorbenen Namen.«
    »Verstorbene Namen? Was soll das nun wieder sein?«
    »Die Leute hier sind abergläubisch. Namen, mit denen sie ein Unheil verknüpfen, sprechen sie nicht aus. Sie sind für sie gestorben oder verstorben. Hier in den Bergen haben sich die alten Tabus noch erhalten. Ich hätte ihr tausend Peseten geben können, sie hätte diesen Namen nicht erwähnt.«
    Nicole zweifelte zwar daran, doch dann glaubte sie ihrem Chef. In diesen Dingen hatte er fast immer Recht. Sie zog die Nase kraus und schaute ihren Chef an. »Gehe ich recht in der Annahme, dass wir jetzt diesen mysteriösen Vincente besuchen?«
    »Du gehst vollkommen recht, meine liebe Nicole.«
    »Und wie sollen wir den finden?«
    »Dazu bedarf es nun keines kriminalistischen Verstandes«, meinte Zamorra. »Wir werden den nächsten Menschen fragen, den wir auf der Straße treffen.«
    ***
    Als sie die Straße, an der das Casa Pyrenäa lag, hinter sich gelassen hatten, trafen sie auf einen Eseltreiber, der sein mit schweren Säcken beladenes Tier hinter sich herzog. Der Mann grüßte freundlich, und Zamorra grüßte zurück. Erstaunt war der Eseltreiber nur, dass sich dieser gut gekleidete Mann ausgerechnet nach Vincente erkundigte.
    Vincente galt nicht viel in der Stadt. Es wurde allgemein von ihm behauptet, dass er verrückt wäre. Er lebte weit draußen vor Ainsa, hoch über der Stadt in einer Höhle. Es führte nur ein kaum sichtbarer Pfad dorthin.
    Der Eseltreiber beschrieb den Weg so gut er konnte.
    Professor Zamorra bedankte sich und drängte weiter. Nach den Aussagen des Mannes brauchte man mehr als eine halbe Stunde, um zur Höhle zu kommen.
    Professor Zamorra hätte die Strecke vielleicht schneller geschafft, doch Nicole war mit dabei. Sie hatte sich geweigert, in das Hotel zurückzukehren. Sie war eben eine Frau und Frauen sind neugierig.
    Auch sie war schon gespannt auf diesen verrückten Vincente, der sich von der Menschheit zurückgezogen hatte und einsam in einer Höhle lebte.
    Sie brauchten fast eine dreiviertel Stunde für den

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