0046 - Wir deckten seine Karten auf
Gangster aufzunehmen.
Hinzu kam das Erscheinen Phils, der den Aufenthaltsraum erreicht hatte und mich im ersten Moment mit einem Gangster verwechselte. Er verlangte allen Ernstes von mir, ich sollte die Hände hochnehmen…
Eine Verfolgung Clargos war aussichtslos. Ganz abgesehen von seinem Vorsprung, wäre es mehr als leichtsinnig gewesen, so einfach in die Dunkelheit hineinzustürmen, Phil und ich hätten ein erstklassiges Ziel abgegeben. Clargo war schließlich ein durchtriebener Gangster, dem es auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankam.
Siworski lebte noch, aber ich sah, dass er es nicht mehr lange machen würde. Die Kugel hatte ihn lebensgefährlich verletzt.
Phil und ich betteten ihn auf den Tisch und bemühten uns erst einmal, die Wunde zu verbinden. Verbandsmaterial stand uns nicht zur Verfügung. Wir begnügten uns mit Taschentüchern, Siworskis Hemd und einigen Handtüchern, die wir im nebenan liegenden Waschraum fanden.
Anschließend machte sich Phil auf den Weg, den Arzt zu holen. Ich schärfte ihm ein, die ausgelagerten Möbel diesmal in Ruhe zu lassen. Beim Einsteigen durch ein Fenster hatte er sich auf einer schwankenden Pyramide niedergelassen und war zusammen mit ihr zu Boden gepoltert.
***
Als Phil gegangen war, beugte ich mich über Ed Siworski und rief ihn an. Überraschend schnell öffnete er die Augen und sah mich klar und verständig an.
»Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich zu ihm. »Antworten Sie möglichst wenig, Ed. Nicken Sie nur, wenn Sie etwas bejahen wollen. Ich kam leider zu spät, um den Schuss verhindern zu können.«
Er schloss für Bruchteile von Sekunden die Augen.
»Wohin kann Clargo sich abgesetzt haben?«, fragte ich. »Sie wissen, Ed, dass er Sie angeschossen hat, ja?«
»Ich hatte das erwartet«, sagte er etwas mühsam und heiser. »Ich habe ihm nie über den Weg getraut. Er ist ein Bluthund. Fassen Sie ihn und bringen Sie ihn auf den Stuhl.«
»Was weiß er von dem Säure-Attentat?«
»Er und Locallo haben das zusammen aufgezogen. Ich wusste davon, habe mich aber nicht getraut, etwas dagegen zu unternehmen. Ich ahnte, dass das FBI erscheinen würde.«
»Wer steht als Auftraggeber hinter Clargo?«
»Vielleicht Bandy?«, gab er mit Vorbehalt zurück.
»Wer könnte es noch sein?«
»Bandy«, murmelte er leiser und schloss die Augen, diesmal für längere Zeit.
»Wo wird sich Clargo jetzt versteckt halten?«
Er wollte antworten, aber er hatte nicht mehr die Kraft, den Mund zu öffnen. Seine Mundwinkel zuckten und bebten, und dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Seine Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig. Das Weiß ging in ein fahles, graues Gelb über. Plötzlich versuchte er sich aufzurichten, verkrampfte sich und fiel dann schwer und hart auf die Tischplatte zurück.
Ed Siworski war tot. Ich drückte ihm die Augen zu und setzte mich nachdenklich auf eine Bank. Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet hatte, stand ich unruhig auf und wanderte in der Glasbox auf und ab. Wir mussten diesen Clargo erwischen, koste es, was es wolle. Aber darüber durften wir uns den Blick nicht trüben lassen.
***
In überraschend kurzer Zeit erschienen Phil und die Mordkommission. Siworski wurde dem Arzt übergeben, und die Kollegen von der Mordkommission machten sich an die Arbeit. Phil und ich aber setzten uns nach einer kurzen Erklärung ab. Wir hatten noch eine Menge zu tun.
Als wir auf der Straße standen, war es inzwischen dämmerig geworden. Erst jetzt spürte ich die Müdigkeit und erinnerte mich daran, dass ich die ganze Nacht über noch kein Auge zugetan hatte. Ich hatte das dringende Bedürfnis nach einer Tasse Kaffee, und ich sehnte mich nach dem Bett.
Doch ich musste diese Gelüste erst einmal verschieben. Es bestand die Chance, dass sich Clargo bei seiner Freundin, der Inhaberin des Phönix neu ausrüstete, um ungehindert die Flucht ergreifen zu können.
Selbstverständlich war Phil sofort damit einverstanden, dem Phönix einen Besuch abzustatten. Weit hatten wir nicht zu gehen, und wir verzichteten darauf, erst ein Taxi herbeizuwinken. Nach einem kurzen Fußmarsch, der mich wieder einigermaßen fit machte, hatten wir dann das Nachtlokal erreicht, das um diese Zeit allerdings geschlossen war.
Wir stellte die Bude auf den Kopf, aber von Clargo war nichts zu entdecken. Ein ziemlich freches Hausmädchen band uns auf, Miss Waggon, die Inhaberin, sei schon seit Tagen verreist. Von einem Joe Clargo wollte sie überhaupt nichts wissen.
»Diese
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