0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende
des zwanzigsten…«
Während wir die Kellertreppen hinabstiegen, brüllte Phil weiter wie ein Jahrmarktschreier. Ich ließ ihn gewähren, denn ich wußte ja, wie es gemeint war.
Der Raum, in dem wir für kurze Zeit gefangen gewesen waren, lag noch genauso da, wie wir ihn im Gedächtnis behalten hatten. Unsere Durchsuchungsexperten hatten wieder einmal gründliche Arbeit geleistet, ohne Spuren einer Durchsuchung zurückzulassen.
Mitten im Raum lehnte noch schräg an einem Regal der große Blechkanister, den ich mit meinem Taschenmesser mühsam aufgerissen hatte, um uns ein bißchen Kaffeepulver zu beschaffen.
Da die von mir geschaffene Öffnung im Kanister nach unten lag, war ein Häufchen Kaffepulver herausgerieselt und lag als kleiner brauner Kegel genau unter dem Loch.
Aber zwischen der Spitze dieses Kaffeehäufchens und dem Loch im Kanister befand sich noch ein freier Abstand von ungefähr zwei Zentimetern.
Und eben das war es doch, was mir zu denken gegeben hatte, als ich es bemerkte. Aber damals war ich durch die Ankunft von Levy Ranger von diesem Kanister abgelenkt worden. In der Zwischenzeit hatten die anderen Ereignisse mich so weit beschäftigt, daß ich nicht wieder daran gedacht hatte.
Jetzt war es mir eingefallen.
»Na, was ist hier schon zu sehen?« fragte Phil mit einer Handbewegung, die den ganzen Raum umschloß.
Ich deutete auf den Kanister.
»Kaffeepulver«, sagte Phil. »Nichts anderes. Denn du siehst ja, daß Kaffeepulver herausgerieselt ist. Also, eine Tarnung für einen anderen Inhalt kann der Kanister nicht darstellen.«
»Doch.«
»Kannst du mir das erklären, Jerry? Ich sehe Kaffeepulver.«
Ich beugte mich nieder und nahm eine Prise des Pulvers auf.
»Sieh dir an, wie leicht das rinnt«, sagte ich und ließ es aus der Hand zu Boden rieseln. »Was ergibt sich daraus?«
»Was soll sich schon daraus ergeben?«
Ich hob den Kanister auf. Ich hielt ihn so, daß die Mündung des Loches immer noch nach unten zeigte.
»Bei einem Pulver, das so fein ist und so leicht rieselt, müßte jetzt der ganze Kanister regelrecht auslaufen! Aber es ist nicht mehr als höchstens ein halbes Pfund herausgekommen, obgleich der Kanister aber ungeöffnet war und nach der Aufschrift ein Fassungsvermögen von zehn Kilogramm hat! Merkst du endlich etwas?«
Phil starrte mich verblüfft an. Plötzlich drehte er sich um und lief hinaus.
»Wo willst du hin?« rief ich ihm nach.
»In die Küche! Die müssen doch einen Büchsenöffner in der Küche haben!«
Das war nun wieder ein guter Einfall. Ich setze mich auf einen der ausrangierten Barhocker und wartete, bis er zurückkam. Er hatte tatsächlich einen Büchsenöffner aufgetrieben.
Wir machten uns über den Kanister her. Aber wir öffneten ihn jetzt nicht auf der Oberseite, sondern unten.
Es kam ungefähr ein halbes Pfund Kaffeepulver herausgerieselt, dann stoppte der Strom des gelbbraunen Pulvers wieder.
»Jetzt reißen wir ihn auf der Seite auf«, meinte Phil eifrig und machte sich darüber her.
Nach ein paar Minuten hatten wir eine ganze Seite des Weißblechkanisters aufgeschnitten.
»Da!« rief Phil.
Er brachte sechs leinene Beutel heraus, die prall mit einem kristallartigen weißen Pulver gefüllt waren.
»Donnerwetter!« raunte ich unwillkürlich.
Sechs Kilogramm Kokain. Das war eine ungeheure Menge. Auf dem Rauschgiftmarkt ' ein Riesenvermögen wert.
»Dafür bringt man im Rauchgifthandel noch mehr Leute um, als bisher schon ermordet wurden«, meinte Phil. »Komm, packen wir den ganzen Krempel zusammen, und fahren wir zurück. Mr. High wird Augen machen.«
Wir fuhren zurück. Unterwegs überlegte ich mir etwas. Phil sah zwar meine nachdenkliche Miene und fragte ein paarmal, worüber ich eigentlich nachdächte, aber ich gab ihm keine Antwort.
Er war ein bißchen eingeschnappt.
Als wir bei unserem Chef im Büro standen und ihm den Fund gezeigt hatten, war er nicht weniger überrascht als wir. Sechs Kilogramm dieses verdammten Giftes sind eine fast unvorstellbare Menge.
»Ich verstehe nur nicht, wie uns das auf die Fährte dieses gesuchten Center bringen soll«, murmelte Phil plötzlich.
Ich stand auf. Mr. High sah mich fragend an.
»Chef«, sagte ich, »sind gegen die Leute, bei denen wir Kokain fanden, Haftbefehle erlassen worden?«
»Selbstverständlich, Jerry!«
»Sie müssen rückgängig gemacht werden. Wenigstens vorübergehend. Diese Leute müssen umgehend auf freien Fuß gesetzt werden. Außerdem muß man dafür sorgen, daß
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