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0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende

0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende

Titel: 0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir machten dem Spuk ein Ende
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Phil lebhaft, weil er ja wußte, was die Wissenschaftler noch aus einem Stummel herausfinden.
    »No«, meinte Baker kopfschüttelnd. »Keinen Stummel, sondern eine Zigarette. Eine Camel. Nicht angesteckt.«
    »Nicht angeraucht? Das ist aber eigenartig. Sollte sie der Täter aus der Packung heraus verloren haben?«
    »Es wäre möglich«, meinte Baker. »Es ist aber auch möglich, daß er so tat, als wollte er sich eine Zigarette anstecken, und Proaks deshalb um Feuer bat.«
    »Yeah«, sagte ich, während wir schon die Treppe zum Kellergeschoß hinabstiegen. »Das wird es gewesen sein. Wenn jemand sein Feuerzeug oder die Streichhölzer sucht, ist er ziemlich wehrlos, weil er ja mindestens eine Hand in der Tasche hat, vielleicht sogar beide, wenn er in beiden Hosentaschen gleichzeitig nachsehen will, wo Feuerzeug oder Streichholzschachtel sind.«
    »Das dachte ich mir auch. Wir haben die Camel sofort ins Labor gegeben, aber sie war noch nicht mit den Lippen des Mannes, der sie verlor, in Berührung gekommen, sonst hätten wir eine mikrochemische Speichelanalyse durchführen können. Der Mann wird sie nur zwischen den Fingern gehalten haben.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Auch nicht. Nicht die leiseste Papillarlinie auf dem Papier der Zigarette. Der Kerl trug mit Sicherheit Handschuhe.«
    »Ein verdammt vorsichtiger Bursche«, knurrte ich. »Wenn wir ihn überhaupt jemals finden sollten, sind wir buchstäblich darauf angewiesen, daß wir die Mordwaffe bei ihm finden. Denn daß er Camel raucht, ist kein belastendes Indiz. In New York rauchen wer weiß wie viele Millionen Camel.«
    Wir hatten inzwischen die Halle des Schauhauses erreicht. Rechts lag der große Kellerraum, der beiderseits an den Wänden backofenähnliche Metalltüren hatte, hinter denen auf Bahren in gekühlten Räumen die Toten aufbewahrt wurden. Weiter links führte eine Tür in eine Art Operationsraum, wo man Leichensektionen vornehmen konnte.
    Proaks war dort aufgebahrt worden, weil der Arzt von der Mordkommission noch auf die Entscheidung darüber wartete, ob eine bis in die letzte Kleinigkeit gehende Obduktion vorgenommen werden sollte oder für überflüssig angesehen wurde.
    Baker zog das weiße Leinentuch, das die ganze Gestalt bedeckte, vom Kopf zurück. Wir warfen nur einen kurzen Blick auf dieses wachsgelbe Gesicht.
    »Kein Zweifel. Er ist es.«
    Baker zog das Tuch wieder über den Kopf.
    Wir gingen hinaus. Es war wie immer, wenn wir eine Leichenschau vorgenommen hatten. Man kann es tausendmal tun, man kann sich an Morde, Totschlag und tödlichen Unfall gewöhnen, weil man täglich mit solchen Dingen zu tun hat — vor einem toten Menschen kommt einem immer wieder dieses eigenartige Gefühl, das man nicht beschreiben kann.
    Es ist etwas von Majestät in einem Raum, in dem ein Toter liegt. Eine unsichtbare Gewalt scheint gegenwärtig. Man wird an die Vergänglichkeit dieser Welt und dieses Lebens erinnert.
    Und bei einem Toten, von dem man weiß, daß er ermordet wurde, kommt noch etwas hinzu: eine instinktive Wut auf den Täter, ein Haß auf den, der mutwillig Leben vernichtete.
    Als wir das Schauhaus verließen, pulsierte draußen der hektische Verkehr der Weltstadt. Die Menschen hasteten in ihrer üblichen Eile durch die Straßen.
    Ein paar Meter unterhalb der Straßenfläche lagen die Toten. Und hier oben raste man Irrlichtern nach, als ob dieses Leben ewig währen würde.
    Phil blieb stehen und murmelte: »Irgendwo unter diesen elf Millionen Menschen in diesem gigantischen Betonbaukasten New York läuft jetzt ein Mann herum, der Proaks und indirekt vielleicht auch alles andere auf dem Gewissen hat. Und wir haben von diesem Mann nur einen einzigen Anhaltspunkt: Er nennt sich manchmal Rock Center. Dabei möchte ich wetten, daß das ein falscher Name ist.«
    »Ich glaube auch, daß es ein falscher Name ist«, stimmte ich zu. »Aber wir werden jetzt trotzdem eine Fahndung nach ihm ankurbeln, die sich sehen lassen kann. Vorher sprechen wir mit Gun Mac. — Vielen Dank, Baker, für die Benachrichtigung. Wenn wir etwas hören in der Sache, geben wir Ihnen Nachricht. Tun Sie das gleiche, wenn Sie etwa auf die Spur von Proaks’ Mörder kommen sollten.«
    »In Ordnung, Cotton. So long.«
    Wir verabschiedeten uns. Baker stieg in die schwarze Polizeilimousine, in der er gekommen war, wir kletterten in unseren Jaguar. Eine knappe halbe Stunde später saßen wir in unserem Office und ließen uns Gun Mac vorführen.
    Er schob sich ins Zimmer wie ein Gorilla.

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