0049 - Ich und der Teufel MAM
Vorschriften so gut wie nichts. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie sich die Sache viel komplizierter und damit schwerer machen, als sie überhaupt ist.«
»Was meinen Sie damit, Senor Rivas?«
»Das, was ich bereits gesagt habe. Entweder bekamen die drei miteinander Streit und schossen sich gegenseitig tot — so etwas habe ich selbst schon erlebt — oder, sollte das Blut im Garten wirklich von einem Menschen stammen, muß einer jener Tagediebe, die es in allen Häfen gibt, einen Einbruch versucht und als er sich entdeckt sah, geschossen haben. Von der Möglichkeit, daß eine Senorita im Spiel war, sprach ich ja schon.«
Er trank sein Bier aus und fuhr fort: »Sie wollten von mir etwas über Señora Fox hören. Da kann ich nur das sagen, was Ihnen jeder hier erzählen wird: die Dona muß im tiefsten Herzen bedauert werden. An einen Mann gekettet, der ständig betrunken ist, seine Frau mit völlig unbegründeten Eifersuchtsszenen belästigt, sich auch sonst in keiner Weise ihr gegenüber wie ein Caballero benimmt, trägt sie ihr Martyrium mit heroischer Geduld und Tapferkeit.«
»Señora Fox soll mit den Indios auf besonders gutem Fuß stehen. Wie erklären Sie sich das?«
»Sie werden bestimmt schon erfahren haben, daß ihre Mutter eine India war. Und nicht nur das, sie stammt sogar aus einem alten Kazikengeschlecht der ›Itza am See‹. Von ihrer Mutter lernte sie die Indiosprache, Sitten und Gebräuche, so daß man sie hier sehr bald — vor allem ihres hellen Haares wegen — als ›eine von Kukulcan Gesandte‹ verehrte. Natürlich lassen wir die Indios dabei, denn für uns ist es nur zum Vorteil. Während andere Expeditionen und Pflanzer ständig Scherereien mit ihren Indios haben, bleiben wir davon verschont. Entstehen einmal Differenzen, bedarf es nur eines Wortes der Dona — und schon sind sie behoben.«
»Wie mir Ihr Companero erzählte, steht sich Dona Sol auch mit dem alten Kaziken der Indio prächtig, einem Pi… Pa…, ich kann diese zungenverwirrenden Namen schlecht behalten…«
»Sie meinen Pichale«, Juan Rivas lachte. »Ein schlauer Fuchs, aber alter Querkopf und Weißenfresser. Die Dona wickelt ihn um den Finger.«
Ich bedankte mich für die Unterhaltung und begab mich in den ›Klub‹. Es war Lunchzeit, und ich saß ganz allein am Tisch. Der servierende Neger erklärte mir, die verheirateten Senores und Senoritas speisten nur abends im Klub, den anderen, sofern sie in den Ruinen wären, würde das Essen gebracht.
Als ich meinen Bungalow betrat, bemerkte ich nirgends meinen Boy Yukatan. Wo mochte der Bengel stecken? Ich schritt auf der Veranda um das Gebäude herum und sah den Vermißten im Schatten einer Phönixpalme mit einer Pistole hantieren.
Des Glaubens, er habe meine Nullacht stibitzt — der Hitze halber hatte ich sie samt Halfter in meinem Koffer liegenlassen — riß ich sie ihm aus den Händen… stutzte… es war gar nicht meine Null-acht, sondern ein belgischer Sechs-fünf-Millimeter-Browning.
Die Waffe war verrostet und die Führungsgabel fehlte. Zum Glück steckte keine Patrone mehr im Lauf.
Diese Entdeckung ließ meinen Herzschlag stocken. Denn nach den Worten des Comissarios Labastida waren die beiden Studenten Craig und Capillo mit einem belgischen Browning des gleichen Kalibers erschossen worden, wie die Untersuchung der Projektile ergeben hatte.
»Weißt du nicht, daß für euch der Besitz einer Schußwaffe verboten ist?« rief ich mit grimmiger Miene, um den zitternden Jungen einzuschüchtern.
»Komm mit zum Leutnant, damit er dich fesseln und nach Campeche ins Gefängnis bringen läßt!«
»O Senor… Yukatan doch nur gefunden…«
»Wo gefunden?«
Seine Hand wies irgendwohin.
»Zeige mir die Stelle!«
»Senor armes Yukatan wollen wirklich ins Gefängnis bringen?«
Tränen traten in seine schwarzen Kirschaugen.
»Wenn du mir die Stelle richtig zeigst, will ich mal nicht so sein.«
Aufatmend trabte der Indio vgr mir her und brachte mich zu einer von dichtem Unterholz bedeckten Stelle. Ein bunter Teppich von Konvolvulus, Vinda alegre und Corallio leuchtete zwischen den Ästen hervor?
»Hier hat gelegen«, sagte Yukatan und deutete auf eine Stelle, an der sich das Gras noch nicht wieder aufgerichtet hatte. Die Stelle war handtellergroß, und es bestand kein Zweifel, daß der flache Browning hier längere Zeit gelegen haben konnte. Durch meine Lupe prüfte ich nach. Es stimmte, was Yukatan gesagt hatte, hier mußte er die Waffe
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