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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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enge Portal des City-Proszeniumklubs betrat, lag ein Telegramm für ihn bereit. Er nahm es an sich, öffnete es lässig und las den Inhalt. Ein verblüfftes Stirnrunzeln war die Folge. Das Telegramm lautete: ›Muß Sie heute sprechen. Vier Uhr Charing Cross Station. Gilbert.‹ Pünktlich auf die Minute war Leslie auf dem Bahnhof. Er fand Gilbert, der unter der Uhr auf und ab schritt, und war bestürzt über sein Aussehen.
    »Um Gottes willen, was ist los mit Ihnen?« fragte er.
    »Los mit mir?« erwiderte der andre barsch. »Was soll denn mit mir los sein?«
    »Ist Ihnen vielleicht etwas Unangenehmes passiert?« fragte Leslie besorgt. Er hatte seinen Freund aufrichtig gern.
    »Unangenehmes?« Gilben lachte bitter. »Mein lieber Freund, ich komme aus den Sorgen nicht heraus. Haben Sie mich je anders gekannt? Ich möchte Sie bitten, mir einen Dienst zu leisten«, fuhr er rasch fort. »Sie haben früher einmal mit mir über Geld gesprochen. Ich bin mir über die tragische Verkettung meiner Angelegenheiten klargeworden. Ich muß mir Geld verschaffen, und zwar rasch.«
    Er sprach lebhaft und in einem sachlichen Ton, aber Leslie hörte eine Entschlossenheit heraus, die sonst nicht zu den Eigenschaften seines Freundes zählte.
    »Ich möchte mich über Aktien, Wertpapiere und dergleichen Dinge unterrichten«, fuhr Gilbert fort. »Sie müssen mich darüber belehren. Ich glaube zwar nicht, daß Sie selbst viel davon verstehen« - er lächelte in einer Anwandlung seines früheren guten Humors -, »aber das wenige, was Sie wissen, müssen Sie mir mitteilen.«
    »Mein lieber Junge«, wehrte der andre ab, »warum, zum Teufel, machen Sie sich in Ihren Flitterwochen über so etwas Kopfzerbrechen? Wo ist übrigens Ihre Frau?«
    »Sie ist zu Hause«, entgegnete der andre. Er hatte keine Lust, über sie zu sprechen, und Leslie hatte trotz seiner Verwunderung genügend Takt, um über die Frage hinwegzugehen.
    »Ich kann Ihnen alles sagen, was ich zur Zeit weiß, wenn Sie einen Tip brauchen«, sagte er.
    »Ich brauche etwas Wichtigeres als einen Tip. - Ich brauche Kapitalanlagen. Ich möchte etwas von Ihnen erfahren, das ungefähr zwölftausend im Jahr einbringt.«
    Leslie blieb stehen und schaute den andren an.
    »Sind Sie ganz -?« begann er.
    Gilbert lächelte etwas krampfhaft.
    »Ob ich recht im Kopf bin?« vollendete er die Frage. »O ja, ich bin ganz bei Vernunft.«
    »Aber begreifen Sie denn nicht«, erwiderte Leslie, »daß Sie etwas über eine Viertelmillion brauchen, um diese Zinsen zu bekommen!«
    Gilben nickte.
    »Ich hatte einen ungefähren Begriff, daß ein solcher Betrag nötig sei. Ich möchte, daß Sie mir in der Zeit zwischen heute abend und morgen früh eine Liste von sicheren Papieren anfertigen, in denen ich Kapital anlegen kann; sie müssen erstklassig sein und mir oder meinen Erben mit Sicherheit, ich wiederhole es, die erwähnte Summe einbringen.«
    »Haben Sie mich wirklich«, fragte Leslie gereizt, »an einem heißen Juninachmittag an diesen scheußlichen Platz bestellt, um mich mit Ihren phantastischen Kapitalanlagen zu behelligen?«
    Aber etwas in Gilberts Gesicht sagte ihm, daß gerade nicht mit ihm zu spaßen war.
    »Im Ernst, meinen Sie es wirklich so?« fragte er.
    »Im Ernst, ich meine es so.«
    »Nun, dann werde ich Ihnen also das Verzeichnis unverzüglich aufschreiben. Was ist passiert? - Hat der Onkel sich eines andren besonnen?«
    Gilbert schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht wahrscheinlich, daß er seinen Entschluß ändert«, sagte er. »Ich habe aber heute eine Mitteilung von seinem Sekretär bekommen, wonach es ihm gesundheitlich recht schlecht geht. Es tut mir schrecklich leid.«
    Ein aufrichtiges Bedauern klang aus seiner Stimme. »Er ist ein anständiger alter Kerl.«
    »Das ist keine Begründung dafür, daß er sein Vermögen diesen verdammten Wauwaus vermacht«, bemerkte Leslie entrüstet. »Aber warum haben Sie mich hierher kommen lassen, mein Sohn, wo Ihr Klub gleich um die Ecke ist?«
    »Ich weiß«, sagte Gilbert; »aber ich trete aus dem Klub aus.«
    »Aus dem Klub austreten?« Leslie stellte sich breitbeinig vor Gilbert hin. »Nun sagen Sie mir aber«, fragte er eindringlich, »was, zum Donnerwetter, soll das alles bedeuten? Sie wollen aus Ihrem Klub austreten, nächstens werden Sie auch noch Ihre Stellung im Auswärtigen Amt aufgeben, Herr Krösus!« Gilbert nickte.
    »Ich habe die Tätigkeit im Auswärtigen Amt schon aufgegeben«, erwiderte er ruhig. »Ich brauche möglichst viel

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