Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
wollte gern das Mädchen für alles machen, kochen und bedienen, während die grobe Arbeit zwei Aushilfsdienern überlassen blieb, die er für morgens bestellt hatte.
    Doch kein frohes Gefühl kam in ihm auf, als er sie von Zimmer zu Zimmer führte und ihr die Schätze seines Hauses zeigte. Eine Ahnung kommender Sorgen dämpfte seine Stimmung und machte ihn unfrei.
    Edith war unbefangen. Sie bewunderte und kritisierte freundlich und belustigte sich harmlos über seine häuslichen Eigenschaften. Aber die Spannung wich die ganze Zeit über nicht; ein Schatten lag zwischen ihnen.
    Sie ging auf ihr Zimmer, um sich umzukleiden. Man hatte sich vorgenommen, zum Essen auszugehen, und hielt dies Programm ein. Leslie Frankfort sah sie im Speisesaal von › Princes ‹ und tat so, als ob er sie nicht kenne. Es war zehn Uhr, als sie zurückkehrten.
    Gilbert ging in sein Arbeitszimmer; seine Frau hatte sich in ihr Zimmer begeben und versprochen, zum Kaffee wieder herunterzukommen. Er machte sich mit der ganzen Gewiegtheit eines Junggesellen ans Werk, zwei Täßchen Mokka zu brauen. Diese servierte er auf dem Tisch neben dem Sofa, auf dem sie sitzen sollte … Da kam sie herein.
    Er war rasch aus dem Traum am Morgen erwacht und nun wieder bei klaren Sinnen. Schnell stand er auf und ging ihr ein paar Schritte entgegen. Am liebsten hätte er sie in seine Arme geschlossen, aber diesmal hielt sie ihn tatsächlich auf Armeslänge von sich. Sie streckte den Arm steif aus und berührte mit der Hand seine Brust. Er empfand diese Bewegung als schroffe Ab lehnung, und es schien ihm, als kristallisierten sich alle die unklaren Ängste der vergangenen Tage jetzt zu einer bestimmten schrecklichen Wahrheit. Bevor sie noch sprach, wußte er alles, was sie ihm zu sagen hatte.
    Sie brauchte einige Zeit, um die richtigen Worte zu finden; der Anfang war so schwierig.
    »Gilbert«, sagte sie endlich, »ich bin im Begriff, etwas Feiges zu tun. Feige ist es nur deshalb, weil ich es dir nicht schon früher gesagt habe.«
    Er lud sie ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen.
    Diesen Augenblick hatte er sich so schön ausgemalt … Jetzt fiel der Traum in sich zusammen.
    »Ich möchte mich nicht setzen«, sagte sie, »ich habe meine ganze Kraft nötig, um dir das zu sagen, was ich muß. Wäre ich nicht so erbärmlich feige gewesen, hätte ich es noch gestern abend getan. Ich hatte die Absicht dazu«, fuhr sie fort, »aber du kamst nicht.«
    Er nickte.
    »Ich weiß«, entgegnete er fast ungeduldig, »ich konnte nicht kommen. Ich wollte nicht… ich konnte nicht kommen«, verbesserte er sich.
    »Du weißt, was ich dir zu sagen habe?« Ihre Augen waren fest auf ihn gerichtet. »Gilbert, ich liebe dich nicht.«
    Er nickte wieder.
    »Ich weiß es nun«, murmelte er.
    »Ich habe dich nie geliebt«, sagte sie in verzweifeltem Ton. »Es gab nie eine Zeit, zu der ich in dir etwas andres sah als einen lieben Freund. Aber - ich habe dich geheiratet«, fuhr sie langsam fort, »weil - weil du - reich … weil du reich werden wirst.«
    Bei dem letzten Wort wurde ihre Stimme zu einem Flüstern. Ein harter Kampf spielte sich in ihr ab. Sie wollte die Wahrheit sagen, und doch wollte sie auch nicht, daß er zu schlecht von ihr dachte.
    »Wegen meines Geldes!« wiederholte er erstaunt.
    »Ja, ich - ich wollte einen Mann mit Geld heiraten. Wir hatten - sehr schlimme Zeiten durchzumachen.«
    Das Geständnis kam ihr nur mühsam und stockend über die Lippen; sie mußte sich jeden Satz zurechtlegen, bevor sie ihn aussprach.
    »Du darfst Mutter keine Vorwürfe machen, ich habe ebensoviel Schuld; und ich hätte es dir sagen sollen - ich wollte es dir sagen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte er ruhig.
    Es ist wunderbar, über welche Kraftquellen ein Mann im Notfall verfügt. In dieser schrecklichen Krise, diesem Augenblick, in dem sein ganzes Lebensglück ins Wanken geriet und sein ganzes Traumgebilde wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, brachte er es fertig, eine fast phlegmatische Unparteilichkeit zu bewahren.
    Er sah, daß sie wankte, und sprang an ihre Seite.
    »Setz dich hin«, sagte er ruhig.
    Sie gehorchte ihm ohne Widerstreben. Er machte es ihr auf dem Sofa behaglich, schob ihr ein Kissen hinter den Rücken und ging zum Kamin zurück.
    »So, du hast mich wegen meines Geldes geheiratet«, sagte er und lachte. Diese Situation entbehrte nicht der Komik.
    »Bei Gott, was für eine Komödie - das reinste Lustspiel!« Wiederum lachte er. »Mein armes Kind«, sagte er mit ungewohnter

Weitere Kostenlose Bücher