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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zeit«, fuhr er rasch fort. »Ich brauche jeden Augenblick des Tages für meine eigenen Pläne und für meine Privatgeschäfte. Sie können sich alles Drum und Dran nicht vorstellen, mein lieber Junge« - er legte seine Hand auf Leslies Schulter -, »aber glauben Sie mir nur, daß ich jeden Rat, den Sie mir geben können, dringend nötig habe, und mehr als den Rat, um den ich Sie bitte, will ich nicht haben.«
    »Das soll heißen, daß ich meine Nase nicht in Ihre Geschäfte hineinzustecken habe, bis ich eine besondere Einladung auf einer schön gedruckten Karte bekomme. Sehr gut«, lachte Leslie. »Nun kommen Sie mit mir in meinen Klub. Ich nehme an, Sie haben als junger Ehemann nicht gleich eine Abneigung gegen alle Klubs gefaßt?«
    Gilbert gab keine Antwort, und sie berührten den Gesprächsstoff erst wieder, als sie es sich in dem geräumigen Rauchzimmer des Junior-Klubs bequem gemacht hatten.
    Zwei Stunden lang saßen die beiden Männer dort, und Gilbert stellte eifrige und genaue Fragen und machte sich Notizen auf ein Blatt Papier. Leslie antwortete, und es wurde ihm manchmal schwer, dem brennenden Wissensdurst seines Freundes gerecht zu werden.
    »Ich wußte gar nicht, wie wenig ich weiß«, bekannte der junge Mann wehmütig, als Gilbert die letzte Antwort auf seine allerletzte Frage niederschrieb. »Was für ein allseitiger Fragesteller sind Sie! Sie sind der geborene Examinator, Gilbert.«
    Gilbert lächelte und schob den Papierstreifen in die Tasche.
    »Übrigens«, sagte er beim Verlassen des Klubs, »ich habe heute morgen mein Testament gemacht und möchte Sie bitten, das Amt des Vollstreckers zu übernehmen.«
    Leslie schob seinen Hut mit einem Seufzer ins Genick. »Sie sind wirklich der traurigste Vogel, den ich seit langer Zeit getroffen habe«, seufzte er verzweifelt. »Gestern haben Sie geheiratet, und heute wandern Sie mit einem Gesicht herum, so lang wie das eines Leichenbestattungsagenten.«
    Wieder lächelte Gilbert mit grimmigem Humor; vor dem Klubhaus schüttelte er dem jungen Mann die Hand und winkte einem Taxi.
    ,»Ich werde nach St. Johns Wood fahren; ich vermute, Sie haben einen anderen Weg?«
    »Es beruhigt mich zu hören, daß Sie nach St. Johns Wood wollen«, entgegnete der andre mit spöttischer Höflichkeit. »Ich fürchtete schon, Sie würden zum nächsten Krematorium fahren.«
    Als Gilbert nach Hause kam, fand er seine Frau in seinem Arbeitszimmer. Sie saß in einem großen Lehnstuhl. Die Aufregung des vorigen Abends hatte keine Spuren in ihrem schönen Gesicht hinterlassen. Sie begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. Unbewußt hatten sie beide eine Einstellung zueinander gewonnen, die unter den augenblicklichen Umständen die denkbar beste war. Schon in dieser kurzen Zeitspanne war ihre Achtung vor ihm gewachsen; er hatte sich so gut in der Hand gehabt, selbst in jenem Augenblick des Schreckens - jenes Schreckens, der sich auf unerklärliche Weise auch auf sie übertragen hatte. Beim Frühstück am nächsten Morgen begrüßte er sie heiter; aber sie hatte keinen Zweifel, daß er eine schlaflose Nacht verbracht hatte, denn seine Augen wiren schwer und müde, und seine Munterkeit klang gezwungen. Er schritt nun gleich auf seinen Schreibtisch zu. »Möchtest du allein sein?« fragte sie. Er fuhr zusammen und blickte sie an.
    »Nein, nein«, erwiderte er hastig. »Ich habe nicht den Wunsch, allein zu sein. Ich will nur noch ein bißchen arbeiten, aber du störst mich nicht. Ich muß dir übrigens mitteilen«, sagte er mit scheinbarer Gleichgültigkeit, »daß ich meine Stellung aufgeben werde.«
    »Deine Stellung!« wiederholte Sie.
    »Ja; ich finde, ich habe so viel zu tun, und das Auswärtige Amt nimmt einen so großen Teil meiner Zeit in Anspruch, die ich wirklich nicht entbehren kann, daß ich vor die Frage gestellt wurde, diese Beschäftigung aufzugeben oder etwas anderes …«
    Er gab ihr keine Aufklärung darüber, was dieses ›etwas anderes‹ bedeutete; und sie konnte es auch nicht ahnen. Schon fing er an, ihr ein Rätsel zu sein; so sonderbar es ihr selbst vorkam, sie begann, sich für ihn zu interessieren. Daß mit seinem Leben ein Geheimnis verknüpft war, von dem sie früher keine Ahnung gehabt hatte, dessen war sie sicher. Er hatte ihr ruhig und unumwunden die Geschichte seiner Enterbung erzählt; auf sein Verlangen hatte sie die ganze Sache in einem Brief ihrer Mutter mitgeteilt. Sie fühlte weder Gewissensbisse noch Angst in der Aussicht auf die unvermeidliche

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