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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Meter hoch und ungefähr ebenso breit. Drei verschiedene Schlösser schützten das Innere, und dazu kam noch ein Chiffreschloß. »Das ist aber ein mächtiger Schrank«, meinte Gilbert. »Nicht wahr«, sagte der andere gleichgültig. »Wieviel kostet so einer?«
    »Er ist verkauft«, entgegnete der Besitzer etwas kurz angebunden.
    »Verkauft? Ich möchte gern das Innere sehen«, bat Gilbert. Der Mann lächelte ihn an und strich sich übers Kinn. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht damit dienen kann«, sagte er dann. »Der Grund ist einfach der, daß der neue Besitzer nach Abschluß des Verkaufs die Schlüssel mit sich genommen hat.«
    »Das ist sehr schade«, erwiderte Gilbert, »denn das ist einer der interessantesten Geldschränke, die ich je gesehen habe.«
    »Er ist gar nichts Besonderes«, sagte der andre kurz und klopfte mit seinem Fingerknöchel nachdenklich an die Stahlwand. »Es ist eigentlich ein ziemlich teures Vergnügen.«
    »Er sieht aus, als ob Sie ihn ständig hier gehabt hätten.«
    »Sieht er so aus, ja?« erwiderte der andere zerstreut. »Ich mußte ihm eben einen praktischen Platz geben.«
    Lächelnd geleitete er seinen Kunden in einen andern Teil des Ladens. Gilbert wollte zuerst mit einem Scheck zahlen, aber irgend etwas ließ ihn davon Abstand nehmen. Er suchte in seinen Taschen die fünfzehn Pfund zusammen, die für seinen Tresor verlangt worden waren.
    Mit einem freundlichen »Guten Abend« wurde er zum Laden hinausgeleitet und die Tür hinter ihm verschlossen.
    »Wo habe ich dieses Gesicht schon gesehen?« sagte der Besitzer für sich.
    Obwohl er in vielen Beziehungen ein äußerst gewandter Mann war, bleibt die seltsame Tatsache bestehen, daß er seinen Kunden erst viele Monate später in seinem Gedächtnis einordnen konnte.

7
    Drei Männer saßen im hinteren Zimmer eines Büros in der City. Die äußere Eingangstür war verriegelt, während die Verbindungstür zwischen dem äußeren Büroraum und dem Chef-Kontor weit offenstand.
    Die Männer saßen an einem Tisch und waren mit einem einfachen Frühstück beschäftigt, das sie sich aus einem Restaurant in der Nachbarschaft hatten bringen lassen. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.
    Aus George Wallis’ Sprechweise konnte man entnehmen, daß er als Autorität galt und eine leitende Stellung den andern gegenüber einnahm; er war ein Mann in den Vierzigern, neigte etwas zu Korpulenz, war von mittlerer Größe und hatte nichts Besonderes in seinen Gesichtszügen, abgesehen von dem kurzen borstigen Schnurrbart und den pechschwarzen Augenbrauen, die seinem Gesicht einen etwas finsteren Ausdruck verliehen. Seine Augen blickten müde und schläfrig, aber seine eckige Kinnlade verriet ungeheure Tatkraft, und die Hände, die müßig mit einem Federhalter spielten, waren klein, aber stark; es waren die Hände eines Künstlers, und tatsächlich war George Wallis unter diesem Namen oder einem andern als Künstler in seinem besonderen Fach auf jedem Polizeiamt des Kontinents bekannt.
    Callidino neben ihm war ein kleiner, geschmeidiger Italiener. Seinem ziemlich langen Haar nach hätte man eher auf einen schwärmerischen Musiker als auf einen kaltblütigen Geschäftsmann schließen können. Und doch war dieser hübsche Italiener als der praktischste in diesem beachtenswerten Trio bekannt, das viele Jahre hindurch der Schrecken aller Bankdirektoren in Frankreich gewesen war.
    Der dritte, ein stattlicher Mann mit einem freundlichen Gesicht und einem feschen Schnurrbart, war Persh, der sich trotz seiner Wohlbeleibtheit durch außergewöhnliche Gewandtheit auszeichnete. Seine Flucht von der Teufelsinsel und die anschließende Fahrt nach Australien in einem offenen Boot hatten das bewiesen.
    Sie machten aus ihren Personalien kein Hehl und wichen den unverblümten Fragen bei dem Verhör nicht aus, das sie zu bestehen hatten, als die Polizei sie aufgespürt hatte und zu ihnen kam, um den Geschäften dieser ›harmlosen Börsenmaklerfirma‹ nachzuspüren. Die Herren von der Polizei waren ein wenig enttäuscht, als sie entdeckten, daß ein völlig ordnungsgemäßes Geschäft betrieben wurde. Man kann nicht einmal notorischen Bankräubern etwas anhaben, wenn sie es vorziehen, ihren Lebensunterhalt auf irgendeine vom Gesetz erlaubte Weise, mag sie auch noch so schlecht angeschrieben sein, zu verdienen; und mehr als eventuelle Kunden darauf aufmerksam zu machen, daß die Leiter dieses merkwürdigen Geschäfts berüchtigte Verbrecher seien, konnte die

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