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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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du?«
    Wallis belustigte die Geringschätzigkeit seines Tons.
    »Wer ist der vierte Mann?« fragte Callidino plötzlich.
    »Unser geheimnisvoller Fremder, darüber habe ich keinen Zweifel«, erwiderte George Wallis verdrossen. »Aber wer zum Teufel ist er? Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen umgebracht, aber ich werde außergewöhnliche Maßnahmen treffen müssen, um meine Neugierde in dieser Richtung zu befriedigen.«
    »Es muß eine Teilung der Beute erfolgen«, fuhr er nach einer Weile fort, »ich werde mich heute noch daranmachen. Persh hat irgendwo auf der Welt Verwandte, eine Tochter oder eine Schwester, die muß ihren Anteil haben. In Southwark gibt es einen Winkeladvokaten, der die Sache für uns übernehmen wird; wir müssen einen Onkel zu diesem Zweck sterben lassen.«
    Callidino nickte zustimmend.
    »Was mich anlangt«, sagte er, sich erhebend und reckend, »so locken mich schon längst die Weinberge des Südens. Ich werde mir eine Villa in Montecatini bauen und edle Weine trinken, eine zweite am Lago Maggiore, um dort zu baden. Für den Rest meines Lebens werde ich nichts weiter mehr tun als essen, trinken und baden.«
    »Ein ganz schauderhafter Gedanke!« erwiderte Wallis.
    Das Rätsel des vierten Mannes quälte ihn mehr, als er eingestand. Es rüttelte an seinen Nerven. Mit der Polizei kannte er sich aus; auf sie war er gefaßt und konnte auch gegen sie ankämpfen; aber dieser vierte Mann da war ebenso verschlagen wie er selbst; er kannte ihre Pläne, verfolgte sie und hielt sie unter ständiger Beobachtung. Warum? Was war sein Ziel? Er war sich nicht im Zweifel, daß der vierte Mann der gleiche war, der ihnen in Hatton Garden zugeschaut hatte.
    Wenn es eine Schrulle war, so war sie so außergewöhnlich, daß sie nur einem Verrückten zuzutrauen war. Wenn er aber ein bestimmtes Ziel im Auge hatte, warum trat er dann nicht damit hervor und gab es bekannt?
    »Ich frage mich, wie ich ihn in meine Hände bekommen kann?« sagte er halblaut.
    »Setz doch eine Annonce in die Zeitung«, entgegnete Callidino.
    Eine scharfe Entgegnung lag Wallis auf der Zunge, aber er unterdrückte sie. Schließlich war die Sache nicht ganz von der Hand zu weisen. Man konnte manches durch die Spalten der Tagespresse machen.

12
    ›Will der ungebetene Gast von Hatton Garden mit dem Mann, der auf dem Boden lag, in Verbindung treten und eine Zusammenkunft ermöglichen? Der Mann auf dem Boden hat einen Vorschlag zu machen und verspricht dem ungebetenen Gast persönliche Sicherheit. ‹ Als Gilbert Standerton beim Frühstück diese Anzeige las, spielte ein leises Lächeln um seine Mundwinkel.
    Edith sah das Lächeln.
    »Was belustigt dich, Gilbert?« fragte sie.
    »Es gibt so komische Anzeigen, denke ich gerade.«
    Sie hatte die Richtung seiner Augen verfolgt, merkte sich genau die Seite der Zeitung und wartete auf eine günstige Gelegenheit, um selbst den Grund für seine Belustigung zu finden.
    »Übrigens«, sagte er leichthin, »ich werde heute etwas Geld auf deinen Namen bei der Bank hinterlegen.«
    »Auf meinen Namen?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Ja, ich habe in der letzten Zeit auf der Börse ziemlich Glück gehabt - ich habe aus amerikanischen Eisenbahnpapieren zwölftausend Pfund erzielt.«
    Sie blickte ihn fest an.
    »Ist das dein Ernst?« fragte sie.
    »Warum soll das nicht mein Ernst sein«, entgegnete er. »Weißt du, amerikanische Eisenbahnen sind kürzlich ziemlich in die Höhe gegangen, und so bin ich zu diesem Gewinn gekommen.« Wieder lächelte er. »Ich griff zu, als sie niedrig standen, und stieß sie ab, als sie in die Höhe gingen. Hier ist die Aufstellung des Maklers.«
    Er zog sie aus der Tasche und reichte sie ihr.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte er in scheinbar scherzhaftem Ton, »du solltest wissen, daß ich nicht mein ganzes Einkommen aus meinem dunklen Gewerbe beziehe.«
    Sie gab keine Antwort darauf. Sie wußte, wer der vierte Mann gewesen war.
    Warum war er dorthin gegangen? Was hatte er für ein Ziel damit verfolgt?
    Wenn er ein Detektiv gewesen wäre oder im Dienste der Regierung gehandelt hätte, würde er es ihr gestanden haben. Sie hatte gezittert, als sie die in den Zeitungen entwickelte, aufregende Mutmaßung las.
    Er war der andere Einbrecher.
    Dies alles ging ihr durch den Kopf, während er das Papier vor ihr auf den Tisch legte.
    Die Aufstellung war klar genug; da standen die Beträge schön säuberlich geordnet und nacheinander aufgeführt.
    »Du wirst bemerken, daß ich nicht

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