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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gemietet hatte, weil seine Geschäfte in der City es nötig machten.
    Er schloß die Tür zu dem winzigen Zimmer im dritten Stock auf, trat ein und machte die Tür hinter sich zu. Es waren einige Briefe da, die an ihn in seiner Eigenschaft als Inhaber des Büros gerichtet waren; sie enthielten hauptsächlich geschäftliche Mitteilungen ohne besondere Bedeutung.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch, um eine kurze Nachricht nach Hause zu schreiben; da er glaubte, er werde vielleicht heute abend spät heimkommen, wollte er sein Wegbleiben erklären. Obwohl er seiner Frau keine Rechenschaft über seine Schritte schuldig war, nahm sie nun einmal einen wichtigen Platz in seinem Leben ein und konnte mit gutem Grund erwarten, über seine nächsten Pläne unterrichtet zu sein.
    Kaum hatte er angefangen, als es an die Tür klopfte.
    »Herein!« rief Gilbert etwas überrascht.
    Es kam selten vor, daß ihn Leute hier aufsuchten. Er erwartete, vielleicht einen Vertreter zu sehen, der einen Auftrag bekommen wollte; doch der Mann, der eintrat, war nichts so Gewöhnliches. Gilbert kannte ihn als einen Herrn Wallis, einen umgänglichen, freundlichen Mann.
    »Wollen Sie bitte Platz nehmen?« sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Herr Standerton«, erwiderte Wallis, machte aber keine Anstalten, sich zu setzen. »Hätten Sie etwas dagegen, in mein Büro mitzukommen?«
    »Ich meine, wir können uns auch hier unterhalten«, entgegnete Gilbert ruhig.
    »Es wäre mir lieber, Sie in meinem Büro zu sprechen. Wir sind dort ungestörter. Sie haben doch wohl keine Angst mitzukommen?« sagte der Mann mit einem kaum merklichen Lächeln.
    »Jedenfalls bin ich nicht gerade darauf versessen, zu Ihnen zu gehen«, grinste Gilbert. »Aber da dieses Büro hier sehr eng und gar nicht für große Gedankenflüge geeignet ist, will ich es doch tun. Ich nehme an, Sie haben die Absicht, mich in Ihr Vertrauen zu ziehen?«
    Er blickte den andern eigentümlich an.
    Die zwei Männer gingen zusammen fort. Gilbert war wirklich neugierig, welchen Vorschlag ihm der andere machen würde.
    Zehn Minuten später waren sie an dem Laden in der St. Bride Street, jener Geldschrankfirma, deren Geschäfte sich offenbar sprunghaft erweitert hatten.
    Gilben Standerton blickte sich um. Der Geschäftsführer, ein Muster von Ehrbarkeit, war anwesend. Er verbeugte sich höflich vor Wallis und war vielleicht etwas überrascht, ihn zu sehen, denn der Besitzer der Firma war ein seltener Besuch in der St. Bride Street.
    »Gehen wir gleich in mein Büro, denke ich«, schlug Wallis vor Er schloß die Tür hinter ihnen.
    »Nun sagen Sie mal unumwunden, was wünschen Sie eigentlich?« fragte Gilbert.
    »Nehmen Sie eine Zigarre?« Herr Wallis schob ihm die Kiste hin.
    Gilbert lächelte.
    »Sie brauchen keine Angst davor zu haben«, sagte Wallis mit einem Augenzwinkern. »Es ist kein Schwindel und nichts Unrechtes dabei, es ist meine Leibmarke.«
    »Ich rauche keine Zigarren«, erwiderte Gilbert.
    »Lüge Nummer eins«, entgegnete Wallis listig. »Das ist ein vielversprechender Anfang für einen Austausch von Vertraulichkeiten. Nun, Herr Standerton, wir wollen ganz offenherzig zueinander sein, wenigstens ich werde ganz offen zu Ihnen sein. Ich hoffe, Sie werden mein Vertrauen erwidern, weil ich es nach meiner Meinung verdiene. Sie wissen so viel über mich, und ich so wenig über Sie, daß es nur recht und billig wäre, wir glichen das Verhältnis aus.«
    »Ich bin nicht abgeneigt«, sagte Gilbert, »und wenn ich irgendeinen Vorteil darin erblicken kann, dürfen Sie überzeugt sein, daß ich Ihrem Vorschlag entsprechend handeln werde.«
    »Vor einigen Monaten«, begann Herr Wallis, der langsam seine Zigarre paffte und aufmerksamen Blickes die Decke betrachtete, »waren ich und einer meiner Freunde mit einer fachmännischen Arbeit beschäftigt.«
    Gilbert nickte. »Mitten in dieser Arbeit wurden wir von einem Gentleman unterbrochen, der sein Gesicht bescheiden hinter einer Maske verbarg aus einem Grund, den er selbst am besten weiß.« Er zuckte die Schultern. »So sehr ich diesen Zwischenfall beklage, so kann ich doch seiner Verschwiegenheit meinen Beifall nicht versagen. Seitdem«, fuhr er fort, »sind die Bemühungen meiner Freunde in ihrem beruflichen Streben nach Reichtum von dem gleichen Gentleman gestört und vereitelt worden. Manchmal haben wir ihn zu Gesicht bekommen und manchmal haben wir seine Anwesenheit erst entdeckt, nachdem wir uns vom

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