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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mit seinen beiden Genossen zusammen. Bis hierher war, wenn auch nur unklar und lückenhaft, Inspektor Golden über Wallis’ Bewegungen an diesem Abend auf dem laufenden geblieben. Aber von da ab ging jede Spur verloren.
    Er mochte noch so viele Mutmaßungen anstellen über das, was sicher geschehen würde - das Wild hatte seine Spur sehr geschickt verwischt.
    Als um Mitternacht der Wächter der Nordprovinzbank seine Runde machte und gerade die Steintreppe vom Kellergewölbe heraufstieg, sprangen drei Männer auf ihn los und knebelten und fesselten ihn mit unglaublicher Geschwindigkeit. Sie taten ihm weiter kein Leid an, sondern versetzten ihn nur mit sachverständiger Gründlichkeit in eine Lage, in der er völlig außerstande war, Widerstand zu leisten oder Hilfe herbeizurufen. Sie schlossen ihn in ein kleines Zimmer ein, das sonst für den Prokuristen bestimmt war, und machten sich dann an ihr Werk im Kellerraum.
    »Das wird uns saure Arbeit kosten«, sagte Wallis und ließ den Schein seiner elektrischen Lampe über das Stahlgitter streifen, durch das man in die Stahlkammer gelangte.
    Persh, der starke Mann an seiner Seite, nickte beruhigend.
    »Das Gitter hat nicht viel zu bedeuten«, meinte er, »ich bring’ es schon auf.«
    »Sieh dich nach der Alarmanlage um. Callidino«, sagte Wallis.
    Der kleine Italiener, ein gewiegter Sachverständiger, prüfte mit Kennerblick die Tür.
    »Nichts zu finden«, sagte er mit Bestimmtheit.
    Persh, der hervorragendste Schloßfachmann der Welt, begann mit seiner Arbeit, und nach einer Viertelstunde sprang die Gittertür auf. Dahinter, am Ende des Ganges, war eine glatte grüne Tür, der zunächst mit keinem der mitgebrachten Werkzeuge beizukommen war. Zudem zeichnete sich der Verschluß dadurch aus, daß er nicht auf der Türfläche selbst, sondern in einer kleinen Stahlkammer darüber angebracht war. Also mußte man unverzüglich den Schneidbrenner in Tätigkeit setzen. Wallis hatte das System der Tür sorgsam in kleinem Maßstab nachgezeichnet, so daß er genau den entscheidenden Punkt in der massiven Stahlfläche kannte. Anderthalb Stunden arbeiteten sie schon, da hielt Persh plötzlich inne.
    »Was war das?« sagte er.
    Ohne ein weiteres Wort rannten die drei Männer den Gang zurück und die Treppe zu den Geschäftsräumen im Erdgeschoß hinauf; Persh an der Spitze.
    Als er auf dem Treppenflur erschien, krachte ein Schuß, und er taumelte. Er glaubte, eine Gestalt im Schatten der Wand zu sehen, und feuerte darauf.
    »Du Idiot!« sagte Wallis. »Gleich wird das ganze Haus umstellt sein.«
    Wieder krachte ein Schuß, und diesmal gab es keinen Zweifel über den Angreifer. Wallis hatte mit dem blendenden Lichtkegel seiner Lampe die Bürotür gestreift. Dort kauerte, mit dem Revolver in der Hand, der Wächter, den sie sicher verwahrt geglaubt hatten. Wallis knipste rasch seine Lampe aus, als der Mann zum drittenmal feuerte.
    »Fort von hier, schnell!« rief er.
    Sie eilten durch einen Seitengang, auf einer kleinen Leiter durch das Oberlicht, wo sie eingedrungen waren, dann an einem schmalen Gesims entlang und durch das Strumpfgeschäft, das sie als Ausgangspunkt zum Einbruch benutzt hatten. Obwohl Persh tödlich verwundet war, nahm er seine ganze Kraft zusammen und brachte die größte und letzte Leistung seines Lebens zustande. Sie sahen die Leute zur Bank laufen und hörten die Pfeifen der Polizei; aber sie traten in aller Gemächlichkeit zusammen aus dem Strumpfladen heraus, wie drei anständige Herren, von denen nur der eine anscheinend etwas zuviel getrunken hatte.
    Wallis rief ein Taxi und gab dem Fahrer in aller Ruhe genau durchdachte Anweisungen, während Callidino dem schweren Mann in das Fahrzeug half; dann fuhren sie langsam fort. Als der Wagen sich in Bewegung setzte, brach Persh in seiner Ecke zusammen.
    »Bist du schwer verwundet?« fragte Wallis besorgt.
    »Ich glaube, ich bin erledigt, George«, flüsterte der Mann.
    George untersuchte ihn mit Hilfe seiner Lampe gründlich, dann seufzte er und streckte seinen Kopf zum Fenster hinaus.
    »Was machst du da?« fragte Persh matt.
    »Ich werde dich ins Krankenhaus bringen lassen«, erwiderte Wallis.
    »Du wirst nichts Derartiges tun«, sagte der andere heiser. »Um Gottes willen, bring nicht die ganze Mannschaft meinetwegen in Gefahr. Ich sag’ dir ja, mit mir ist’s zu Ende. Ich kann …«
    Er brachte nichts mehr hervor, alle Muskeln seines Körpers wurden schlaff, und er sank wie ein Bündel auf den Boden.
    Sie

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