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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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alles auf deinen Namen eingetragen habe«, scherzte er, »etwas davon geht auch auf meinen.«
    »Gilbert«, fragte sie, »warum hast du Geheimnisse vor mir?«
    »Was für Geheimnisse?« erwiderte er.
    »Warum hast du mir die Tatsache verschwiegen, daß du vorgestern nacht in der Bank gewesen bist, als sich diese schreckliche Geschichte zutrug?«
    Er antwortete nicht gleich.
    »Ich habe es dir verschwiegen«, sagte er dann. »Ich habe es tatsächlich zugegeben - es ist mir entschlüpft, das gestehe ich, aber ich habe es zugegeben.«
    »Was hast du dort getan?« forschte sie.
    »Meinem Glücksstern bin ich nachgegangen«, erklärte er feierlich. Aber sie ließ sich durch seinen scherzhaften Ton nicht abbringen.
    »Was hast du dort getan?« fragte sie wieder.
    »Ich habe drei interessante Einbrecher bei ihrer Arbeit beobachtet«, antwortete er, »wie ich sie nicht nur einmal, sondern schon viele Male beobachtet habe. Siehst du, ich habe eine besondere Begabung nach einer Richtung. Von Natur aus hätte ich wohl ein Einbrecher werden sollen, aber meine Abkunft und Erziehung und eine gewisse Achtung vor dem Gesetz verhinderten diesen Lebenslauf. Ich bin ein Dilettant: Ich begehe keine Verbrechen, aber ich habe ein ungeheures Interesse dafür. Ich suche herauszufinden, welchen Zauber das Verbrechen auf ein normales Gemüt ausübt; außerdem habe ich einen besonderen Grund, die Schätze, die diese Leute sammeln, zu kontrollieren.«
    Ihre sorgenvolle Stirn offenbarte ihre Verwirrung; sie tat ihm leid. Er wollte sie nicht aufregen, aber sie wußte nun schon so viel, daß er ihr mehr erzählen mußte.
    Er hatte an die Möglichkeit geglaubt, alles vor ihr geheimzuhalten; doch zwei Leute können nicht zusammen im gleichen Haus leben und sich gegenseitig für das Kommen und Gehen des ändern interessieren, ohne daß etwas von ihren wohlbehüteten Geheimnissen enthüllt wird.
    »Was ich nicht begreifen kann …«, sagte sie gedehnt und um einen Anfang für dieses heikle Thema verlegen.
    »Was kannst du nicht begreifen?« fragte er.
    »Ich kann nicht begreifen, warum du plötzlich auf alle deine normalen Vergnügungen verzichtet hast, warum du aus dem Auswärtigen Amt ausgetreten bist, warum du die Musik aufgegeben hast, vor allem, warum dieser Umschwung in deinem Leben unmittelbar, nachdem die ›Melodie in F-Dur‹ gespielt wurde, eingetreten ist?«
    Er schwieg einen Augenblick, und als er wieder sprach, klang seine Stimme leiser und verwirrt.
    »Du hast nicht ganz recht«, meinte er. »Ich hatte meine Beobachtungen schon begonnen, bevor jene Melodie gespielt wurde.« Er hielt ein. »Ich habe allerdings befürchtet, daß früher oder später die ›Melodie in F-Dur‹ unter meinem Fenster gespielt werden würde, und war auf diesen bösen Tag schon halb und halb gefaßt. Das ist alles, was ich dir sagen kann«, erklärte er.
    »Sag mir nur noch das eine«, sagte sie, als er aufstand. »Wenn ich dich geliebt hätte und dir alles gewesen wäre, was du dir wünschtest, hättest du dann auch diesen Weg eingeschlagen?«
    Er sann eine Weile nach. »Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete er schließlich. »Möglich, daß ich es getan hätte, vielleicht auch nicht. Ja«, erklärte er mit einem Kopfnicken, »ich hätte getan, was ich jetzt tue, nur wäre es mir viel schwerer gefallen, wenn du mich geliebt hättest. Wie es nun einmal ist…« Er zuckte die Achseln.
    Bald danach ging er aus dem Haus; sie fand die Zeitung, die er gelesen hatte, und entdeckte ohne Mühe die Anzeige.
    Dann war er also der ungebetene Gast von Hatton Garden, und was er gesagt hatte, beruhte auf Wahrheit. Er hatte diese Leute beobachtet, und sie hatten davon gewußt.
    Es schwirrte in ihrem Kopf, als sie sich hinsetzte, um die Fäden des Geheimnisses zusammenzuknüpfen. Zum Schluß mußte sie es aus bloßer Erschöpfung aufgeben und war der Lösung nicht näher als am Anfang.
    Es hatte nicht in Gilberts Absicht gelegen, den Abend außer Haus zuzubringen. Er sagte sich, seine Frau würde sich ängstigen und sorgen; abgesehen davon hatte er die Häuslichkeit in gewissem Sinn schätzen gelernt; war auch das Leben, das er führte, außergewöhnlich, so hatte es doch seine reizvollen und anziehenden Seiten.
    Das Bewußtsein, sie jeden Morgen zu treffen, tagsüber mit ihr zu sprechen und einen immer besseren Freund an ihr zu haben, bereitete ihm eine ganz besondere Freude.
    Er war nach seinem kleinen, über einem Laden gelegenen Büro in Cheapside gegangen, das er

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