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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schauplatz unsrer Tätigkeit zurückgezogen hatten. Nun, Herr Standerton, dieser junge Mann mag ausgezeichnete Gründe für sein ganzes Tun haben, aber er bildet eine beträchtliche Gefahr für unsre Sicherheit.«
    »Wer ist der junge Mann?« fragte Gilbert Standerton.
    »Der junge Mann«, sagte Herr Wallis, »sind Sie selbst.«
    »Woher wissen Sie das?« meinte Gilbert gelassen.
    »Ich weiß es«, entgegnete der andre mit einem Lächeln, »und das genügt. Ich kann es merkwürdigerweise beweisen, ohne Ihr Gesicht erkannt zu haben.« Er schob ein Tintenfaß vom Tischende heran. »Möchten Sie nicht einen kleinen Fingerabdruck auf dieses Blatt Papier machen?« und legte ihm einen Briefbogen hin.
    Gilbert schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich sehe keinen Grund, warum ich es tun sollte«, erwiderte er kühl.
    »Ganz richtig. Wenn Sie es täten, würden wir einen sehr interessanten Fingerabdruck zum Vergleich damit finden. Ich habe hier im Geschäft«, fuhr Herr Wallis fort, »einen großen Geldschrank, der schon mehrere Monate bei uns steht.«
    »Eigentum eines Kunden, der die Schlüssel hatte«, stimmte Gilbert zu.
    »Ganz recht«, meinte Wallis. »Sie erinnern sich gut an meine Lüge. Zu diesem Schrank gibt es drei verschiedene Schlüssel und ein Chiffreschloß. Ich habe drei gesagt« -er verbesserte sich -, »tatsächlich sind es aber vier. Ich beging eine grobe Nachlässigkeit, als ich vor drei Wochen die Schlüssel zu diesem Geldschrank in einer Rocktasche hier in diesem Büro ließ.
    Ich muß gestehen«, fuhr er nach einer Weile fort, »daß ich Sie nicht gleich im Verdacht hatte. Meine Dummheit fiel mir um elf Uhr des gleichen Abends ein, und ich kam noch einmal zurück, um das Vergessene zu holen. Ich fand die Schlüssel genau da, wo ich sie gelassen hatte, aber jemand anders hatte sie inzwischen ebenfalls gefunden - und dieser jemand anders hatte einen Wachsabdruck davon genommen. Überdies«, er beugte sich zu Gilbert und dämpfte seine Stimme, »dieser jemand anders hat sich seitdem die Gewohnheit angeeignet, nächtlicherweile aus bestimmten Privatgründen an diesen Ort zu kommen. Sind Ihnen diese Gründe bekannt, Herr Standerton?«
    »Vielleicht will er sich einen Geldschrank aussuchen?« meinte Gilbert ironisch.
    »Er kommt, um uns den Ertrag unsrer Arbeit zu rauben«, sagte Wallis. Da er Sinn für Humor hatte, lächelte er sogar bei diesen Worten.
    »Irgendeine Persönlichkeit, deren Gewissen oder rechtschaffner Sinn sie hindert, ein berufsmäßiger Einbrecher zu werden, gibt sich mit dem reizvollen Unternehmen ab, den Räuber zu berauben. Mit andern Worten, etwa zwanzigtausend Pfund in gutem Geld sind aus meinem Schrank entnommen worden.«
    »Geliehen, darüber gibt es keinen Zweifel«, sagte Gilbert Standerton und lehnte sich mit den Händen in den Taschen und einem harten Ausdruck in den Augen in seinen Stuhl zurück.
    »Was meinen Sie damit - geliehen?« fragte Wallis überrascht.
    »Geliehen von jemandem, der Geld verzweifelt nötig hat; von jemandem, der sich auf Börsengeschäfte viel besser versteht als viele von den Leuten, die ein besonderes Studium daraus machen; von jemandem, dessen Kenntnisse ihm die schwierigsten Spekulationen mit der geringsten Verlustgefahr erlauben würden, der aber trotzdem fürchtet, irgendeinem unglückseligen Makler durch einen zufälligen Mißerfolg Schaden zuzufügen.«
    Er beugte sich, mit dem Ellbogen auf dem Tisch und halb abgewandtem Gesicht, gegen Wallis vor. Er hatte die äußere Tür sich laut schließen hören und wußte, daß sie jetzt allein waren und daß Wallis es so geplant hatte.
    »Ich brauchte Geld um jeden Preis«, sagte er. »Ich hätte es leicht stehlen können. Ich wollte es sogar. Ich habe Sie einen Monat lang beobachtet, wie ich andre Verbrecher jahrelang beobachtet habe. Ich kenne ebenso viele Tricks von diesem Gewerbe wie Sie. Erinnern Sie sich, daß ich im Auswärtigen Amt in der Abteilung war, die sich hauptsächlich mit ausländischen Spitzbuben befaßt, und daß ich in Wirklichkeit ein Polizeibeamter war, obwohl ich nicht die Befugnisse eines solchen hatte.«
    »Ich weiß das alles«, entgegnete Wallis.
    Er war neugierig und wünschte sehr, sich zu seinem unmittelbaren Nutzen belehren zu lassen.
    »Ich bin ein Dieb - tatsächlich, der Grund braucht Sie nicht zu kümmern.«
    »Hatte die ›Melodie in F-Dur‹ irgend etwas damit zu tun?« fragte der andre trocken.
    Gilbert Standerton sprang auf.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Genau

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