005 - Gekauftes Glück
perfekt."
Patrick Sinclair grinste und enthüllte dabei ebenmäßige weiße Zähne. Sein intelligent wirkendes Gesicht war tief gebräunt. Es war ein gutaussehendes, energisch geschnittenes Gesicht, das gut zu dem gigantischen Mann paßte. Er hatte gewelltes schwarzes Haar, dichte schwarze Brauen und glänzende blaue Augen. Auf dem Rücken der verhältnismäßig langen, aber geraden und schmalen Nase hatte er eine kleine Narbe, die jedoch sein gutes Aussehen keineswegs beeinträchtigte. Die festen Lippen rundeten das Bild dieses interessanten Gesichtes ab. Patrick Sinclair schien einen Hang zu haben, ständig zu schmunzeln, und wie zum Beweis begann er jetzt, während er den Freund anschaute, fröhlich zu lächeln. „Das ist wirklich nicht meine Schuld, Brett! Aber du hast mir noch nicht erzählt, was dich vor einem Moment so erheitert hat. Heraus damit! Sind mir Hörner gewachsen oder so etwas?"
Nun war die Reihe an Brett zu schmunzeln. „Die einzigen Hörner, die man mit dir, du Lüstling, in Verbindung bringen kann, sind die, welche du den Ehemännern aufgesetzt hast, die durch deine Indiskretionen bloßgestellt wurden!"
„Ha!" war die Antwort. „Doch zurück zum Grund deiner Erheiterung. Und ich warne dich - keine weiteren Abschweifungen!"
„Ah, ja", sagte Brett nickend. „Nun, er hat mit einer Begegnung zu tun, die ich heute vormittag mit Lady Jersey und Lady Castlereagh hatte."
„Oje!" In gespieltem Entsetzen zuckte Patrick zurück. „Wie mir zu Ohren gekommen ist, wollen die beiden mir den Zutritt zu Almack's verweigern." Durch lebhafte Grimassen imitierte er, wie eine der hochnäsigen Patronessen einen bei Almack's Eintritt Heischenden von oben bis unten musterte.
„Du hast deinen Beruf verfehlt, Patrick", meinte Brett lachend. „Auf der Bühne hättest du ein Vermögen verdienen können."
Spöttisches Bedauern vortäuschend, nickte Patrick. „Ah, ja. Und ich habe all die Jahre damit vergeudet, nach dem Schiffbruch in Amerika gestrandet zu sein und dort ein Vermögen zusammenzukratzen." Mit geheucheltem Ernst schüttelte er den Kopf. „Traurig, ach, wie traurig!"
„Ja, ganz besonders, was Amerika betrifft", sagte Brett und drohte dem Freund auf eine Weise mit dem Zeigefinger, die ganz zu dem von ihm angeschlagenen spöttischen Ton paßte. „Es waren die dort von dir verlebten Jahre, die zur Aussprache deines Zunamens geführt haben. Saint Clair kommt für Lady Castlereagh nicht in Frage. Sie muß ihn Sinclair aussprechen."
„Ah! So ist das also? Sie will wohl, daß ich öffentlich alle Sünden beichte, die ich im Leben begangen habe? Nun, das alte Mädchen muß die Hoffnung noch nicht aufgeben."
„Jedenfalls nimmt sie dir den Heiligen, als den du dich ausgibst, nicht ab!" erwiderte Brett, und beide Männer brachen in fröhliches Lachen aus. Doch dann veränderte sich Bretts Miene und wurde ernst. „Erzähl mir, da wir soeben von deinem Familiennamen sprechen, ob du bei deiner Suche etwas Neues erfahren hast."
Diese Frage ernüchterte Patrick sofort. Er schüttelte den Kopf, und jede Spur der Erheiterung war verschwunden. „Nichts. Vor Jahren scheint es einen Brand im Büro des Anwaltes unserer Familie gegeben zu haben. Deshalb und aufgrund der vor kurzem bei mir eingetroffenen Nachricht, der Seniorpartner der Kanzlei, mit dem wir zu tun hatten, sei 1802 gestorben, habe ich keine Ahnung, welche Schritte ich als nächste unternehmen soll."
„Das tut mir leid, mein Freund", sagte Brett und legte die Hand auf Patricks. „Was wirst du jetzt tun?"
Patrick seufzte. „Oh, genau weiß ich das noch nicht. Vielleicht kehre ich nach Kent zurück. Schließlich habe ich die Neuigkeit von der Tragödie dort erfahren, nachdem ich dahingereist war."
Brett nickte. „Die Heimkehr war für dich wirklich schrecklich. Sag, hast du nicht vermutet, daß etwas nicht stimmt, da deine Briefe so lange unbeantwortet geblieben waren?"
Wieder ein Seufzer. „Du vergißt, daß ich den größten Teil der Jahre in Amerika damit zugebracht habe, nicht zu wissen, wer ich wirklich war. Ein Dutzend Jahre lang war ich Patrick Saint und hatte nicht die Spur einer Erinnerung, wer ich vor dem Schiffbruch gewesen bin. Der einzige Grund, warum ich mich Saint nannte, war das von mir in meinem Hemd eingenähte Etikett, auf dem noch 'Patrick St.' zu lesen war.
Der Rest fehlte."
„Nein, das habe ich nicht vergessen, Patrick. Aber ich bezog mich auf die Briefe, die du vor etwas mehr als einem Jahr geschrieben hast,
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