005 - Gekauftes Glück
Anwesenheit die dieser Person überschattet und dieses Flittchen vielleicht sogar zur Abreise veranlaßt? Nimm dich zusammen! Ich erwarte, dich in einer Viertelstunde angekleidet und unten zu sehen!"
„In einer Viertelstunde! Oh, Tantchen, wie kannst du so abscheulich zu mir sein! Ich will nicht nach unten! Hast du gesehen, wie Brett diese Person ansieht? Wirklich, gestern abend beim Essen hat er kaum den Blick von ihr gewandt. Welchen Eindruck wird das machen, wenn andere das in meiner Anwesenheit miterleben? Ich werde über alle Maßen erniedrigt ..."
„Halt den Mund! Setz sich an den Frisiertisch und fang an, dein Gesicht in Ordnung zu bringen!" befahl Margaret. „Ich werde deine Zofe holen lassen." Sie hastete zur Tür, und Elizabeth konnte sie einige Worte zu einem im Korridor stehenden Lakai murmeln hören. Dann drehte Margaret sich wieder zur Patentochter um, die sich widerwillig an den Frisiertisch gesetzt hatte. „Und was deine Sorgen bezüglich der Aufmerksamkeit betrifft, die Brett dieser kleinen Hure zuteil werden läßt", sagte sie ruhig, „so habe ich dir nur eines zu sagen. Dann lasse ich dich allein und übernehme in der Zwischenzeit die Rolle der Gastgeberin, ganz gleich, was Brett und sein Flittchen sagen mögen."
Margaret stand jetzt hinter Lady Elizabeth und sah sie im schief an der Wand über dem Frisiertisch hängenden Spiegel an. „Von Ehen in unseren Kreisen wird nicht erwartet, daß sie aus Liebe geschlossen werden. Die Schlußfolgerung ist daher, daß, wenn ein Edelmann den Blick wandern läßt, das als selbstverständlich betrachtet wird. Er hat ja nicht aus Liebe geheiratet, und deshalb kann ihm zugestanden werden, daß er hin und wieder seine kleinen Amouren hat.
Für die Gäste unten wird Ashleigh St. Clair, falls du fähig bist, deine Rolle so zu spielen, wie ich es dir zutraue, nur eine von Bretts kleinen Amouren sein, nicht mehr. Und niemand wird einen zweiten Gedanken an dieses Verhältnis verschwenden. Der Blick Seiner Gnaden ist also gewandert, na und? War das nicht immer so? Würde eine Verlobung bei einem Mann wie ihm einen Unterschied machen? Die Leute dort unten würden das kaum annehmen. Außerdem denke ich, daß du feststellen wirst, daß es Vorteile hat, einen Gatten zu haben, der seine Bedürfnisse an anderer Stelle befriedigt. Abgesehen von den Zeiten, in denen die ehelichen Pflichten es für dich erforderlich machen, daß du das Lager mit ihm teilst, um Kinder in die Welt zu setzen, wirst du weitestgehend von dieser Notwendigkeit befreit sein. Auf lange Sicht sollte dir das eine willkommene Erleichterung sein."
Margaret hielt inne, legte den Kopf leicht schräg und warf einen prüfenden Blick auf Elizabeths Spiegelbild. „In den Jahren, seit du zu fraulicher Reife gelangt bist, habe ich dich gut im Auge behalten, Elizabeth. Du kommst mir nicht wie jemand vor, der seine fleischlichen Gelüste ständig befriedigt haben möchte. Sag, habe ich mich geirrt?"
Elizabeth starrte in die blauen Augen, die sie im Spiegel ansahen. Dann dachte sie flüchtig an die wenigen Male, die sie mit einem Mann allein gewesen war. Sie entsann sich, daß Sir Peter Halifax mit schrecklich verschwitzten Händen versucht hatte, sie im vergangenen Frühjahr bei einer Gartenparty zu umarmen. Sie erinnerte sich der abstoßend nassen Lippen, die George Mowbry bei ihrem letzten Geburtstagsball auf ihre gepreßt hatte. Sie dachte an die scheußlichen Ausdünstungen von Schnupftabak und Pferden, die ihr in den vergangenen Monaten im Verlauf von Unterhaltungen oder beim Tanzen bei Dutzenden von Männern entgegengeschlagen waren, und plötzlich rann ihr ein Schauer des Ekels über den Rücken, als kröche Ungeziefer ihr über die Haut. Entschlossen den Blick der Patentante erwidernd, antwortete sie: „Nein, du hast dich nicht geirrt."
Margarets Lächeln drückte Zufriedenheit aus. „Das dachte ich mir", sagte Margaret und nickte verständnisvoll. „Warum bist du also derart deines zukünftigen Gatten und seines wandernden Blickes wegen so alarmiert? Nach allem, was ich dir über unsere Kreise erzählt habe, kann bestimmt nicht dein Stolz der Grund sein. Du bist jung, Elizabeth, und trotz deiner erfolgreichen Saison hast du vielleicht zu lange auf dem Land gelebt. Halt nachher die Augen offen und achte darauf, ob du unter unseren Gästen nicht den Beweis für das findest, was ich dir soeben gesagt habe.
Geh nach unten, trag stolz den Kopf hoch, und benimm dich wie die Aristokratin, die du
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