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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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übertönte die Schritte der drei Menschen. Unbehelligt erreichten sie die hügelige Hochfläche, und während im Westen ein letzter Streifen des Abendrots verglomm, als stehe fern das Meer in Flammen, orientierten sie sich am leisen Klang der lachenden, singenden Stimmen.
    Nach einer Viertelstunde erreichten sie die Stelle, wo das Plateau in unregelmäßigen Terrassenstufen abzufallen begann.
    Sie sahen die Hütten, die Zelte, die Menschen um die glimmenden Feuer. Aber sie sahen auch die schmale Rampe, die zu einer Höhle in den Klippen führte, sie sahen die beiden Wächter im Licht einer zwischen Steine geklemmten Fackel – und alle drei hatten sie den gleichen Gedanken.
    »Wenn wir Glück haben, stecken sie in der Höhle«, flüsterte Bill.
    »Weit genug weg von Jubel, Trubel, Heiterkeit! Und wenn ich noch richtig sehen kann, müßten wir von hier aus ganz gut hinunterkommen.«
    »Stimmt«, sagte Zamorra trocken. Auch er hatte den Einschnitt entdeckt, der neben der Höhle wie eine Art Klamm nach oben verlief. Er glaubte sogar, das schwache Blinken von Steigeisen zu sehen – und die Erkenntnis, daß es sich hier offenbar um einen vorbereiteten Fluchtweg für Notfälle handelte, ließ ihn das ganze Unternehmen wieder in einem hoffnungsvolleren Licht sehen.
    »Versuchen wir’s«, murmelte er. »Ich gehe als erster und setze die Wächter außer Gefecht. Am besten bleibt ihr ziemlich dicht hinter mir – wenn wir entdeckt werden, ist die Höhle ohnehin der einzige Platz, an dem wir uns einigermaßen verteidigen können.«
    Die anderen nickten.
    Nur wenige Minuten brauchten sie, dann hatten sie den Einstieg in die Klamm gefunden. Tatsächlich waren Steigeisen in die Felsen geschlagen worden. Lautlos kletterten die drei Menschen abwärts. Zamorra erreichte als erster die schmale Rampe – und immer noch von der vorspringenden Felsennase gedeckt tastete er mit der Rechten nach dem silbernen Amulett.
    Er fühlte nichts.
    Der echte Talisman war in der Nähe, das Urbild – und damit hatte das Gegenstück aus einer anderen, späteren Zeit wieder seine Kraft verloren. Aber Zamorra spürte auch keine dämonische Kraft, keine Ausstrahlung des Bösen. Leonardo war hier, der Geist Alban de Bayards in Leonardos Körper – doch nicht der Dämon! Der Ungeist glaubte sich als Sieger, glaubte sich für immer im Besitz der Freiheit und trieb im fernen zwanzigsten Jahrhundert sein Unwesen. Zamorra schauerte beim Gedanken an das, was inzwischen auf Château Montagne geschehen sein mochte. Aber jedenfalls war sein Gegner nicht hier – und wenn es ihm gelang, Alban de Bayard zu befreien, dann würde der Dämon in Leonardos Körper zurückkehren müssen und vernichtet werden.
    Der Professor ließ das Amulett los und zog das Schwert aus der Scheide.
    Bill und Nicole waren dicht hinter ihm, als er sich vorsichtig an den Felsenvorsprung heranpirschte und um die Ecke spähte. Die beiden Wächter lehnten ahnungslos an der Wand, das Licht der Fackel geisterte unruhig über ihre braunen, verwegenen Gesichter. Zamorra atmete tief durch, überzeugte sich mit einem Blick, daß niemand drüben auf dem Plateau der Höhle sonderliche Beachtung schenkte – und dann handelte er so schnell, daß seine Gegner nicht einmal mehr dazu kamen, Schrecken zu empfinden.
    Mit einem Sprung stand er auf der Plattform vor der Höhle.
    Zweimal rasch hintereinander zuckte das Schwert vor, zweimal genügte eine leichte Berührung mit der Spitze der magischen Klinge – und die sarazenischen Freibeuter verharrten mit leeren Blicken und wie versteinert in ihrer Haltung.
    Zamorra zog die Fackel aus dem Felsspalt.
    Geschmeidig duckte er sich durch den niedrigen Höhleneingang.
    Bill und Nicole folgten ihm. Eine runde Grotte öffnete sich vor ihnen, und im ungewissen Licht begegneten sie den Blicken von vier Männern, die an Händen und Füßen gefesselt und ihrer Rüstungen beraubt an der Felswand kauerten.
    Drei blondhaarige, bärtige Hünen, die sich ähnlich sahen wie Brüder.
    Und Leonardo de Montagne, der sich mit einem Ruck aufrichtete, dessen Augen weit wurden – und dessen Blick von der ersten Sekunde an wie gebannt an Zamorras Waffe haftete.
    »Das Schwert des Feuers«, flüsterte er. Leise, tonlos – als spreche ein Fremder aus ihm. »Das Schwert des Feuers! Das ist…«
    »Alban?« fragte Zamorra.
    Verwirrt schüttelte Leonardo den Kopf. »Nein… nein … ich heiße nicht Alban …« Sein Blick löste sich von der schimmernden Klinge, glitt höher,

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