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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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John. Ich habe dir den Gefallen getan und die Berichte gelesen.«
    »Was hältst du davon?«
    »Abscheulich. Grauenvoll. Da hat ein schrecklicher Dämon zu wüten begonnen. Hast du vor, dich dieser Sache anzunehmen?«
    Er wußte noch nichts von meinem sonntäglichen Unfall, den der Schwarze Tod inszeniert hatte. Ich berichtete meinem Partner in Schlagworten davon. Er sah mich ärgerlich an. »Wieso erfahre ich erst heute davon?«
    »Wie du weißt, war ich kaum zu Hause. Ich hatte im Yard eine Menge aufzuarbeiten, und meine Freizeit verbrachte ich bei Jane. Du kennst sie ja. Wenn man auf sie nicht aufpaßt, stürzt sie sich sofort wieder kopfüber in die Arbeit – obwohl sie mir versprochen hat, wenigstens diese eine Woche zu pausieren.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Oh, schon wieder leidlich.«
    Ich kam noch einmal auf den Schwarzen Tod zurück und erzählte meinem chinesischen Partner, daß mein Supergegner mir zugerufen habe, wir würden uns in Australien wiedersehen.
    Suko zog die Brauen zusammen. »Vielleicht hat der Schwarze Tod das alles nur inszeniert, um dich nach Australien zu locken.« Der Chinese wies auf die rot umrandeten Berichte.
    Ich hob die Schultern. »Wie auch immer, wir beide werden nach Melbourne fliegen. Die australischen Behörden haben sich an Scotland Yard gewandt. Da wir über eine Abteilung verfügen, die sich mit übersinnlichen Fällen befaßt, hat man uns um Hilfe gebeten. Superintendent Powell hat selbstverständlich eingewilligt, zu helfen. Im Klartext heißt das, daß wir uns unverzüglich in Marsch zu setzen haben.«
    Suko riß seine Schlitzaugen auf. »Unverzüglich?«
    »Richtig«, bestätigte ich schmunzelnd.
    »Läßt sich unsere Abreise denn nicht auf morgen verschieben?«
    »Tut mir leid, Partner. Unsere Maschine geht in einer Stunde. Die Tickets liegen für uns bereit.«
    Suko machte ein Gesicht, als hätte er Essig getrunken. Er wies auf die beiden Gläser, auf die Kerzen, auf den festlich gedeckten Tisch.
    »Ich habe ein ganz bezauberndes China-Girl eingeladen, John.«
    »Ruf sie an.«
    »Aber John…«
    »Sag ihr, sie soll sich in den Kühlschrank setzen. Dann bleibt sie bis zu deiner Rückkehr frisch.«
    ***
    Der Zug, der von Melbourne über Cooma, Canberra und Wollongong nach Sydney fahren sollte, verließ den Hauptbahnhof von Melbourne planmäßig um 17.30 Uhr. Clyde Cook hieß der Lokführer.
    Ein alter Routinier, der die Strecke im Schlaf hätte fahren können. Er kannte jede Schwelle und wußte genau, wo sein Zug was für ein Geräusch machte.
    Clyde Cook war klein und drahtig. Eine kleine Nase trennte die beiden gutmütigen bernsteinfarbenen Augen. Viel Fältchen durchzogen sein Gesicht. Sie hatten Ähnlichkeit mit dem Netz einer Spinne.
    Cook war fünfundfünfzig, sah aber um zehn Jahre älter aus. Das kam daher, weil er sein Leben lang viel gearbeitet hatte.
    Die vierköpfige Familie hatte eine Menge Geld gebraucht. Cooks Söhne hatten sich für das lange Medizinstudium entschieden, und so waren sie dem Vater lange Zeit auf der Tasche gelegen.
    Hinzu war noch eine langwierige Krankheit von Mrs. Cook gekommen, deren Behandlung Clyde Cook ein kleines Vermögen gekostet hatte.
    Aber er war dennoch glücklich, denn er hatte nach wie vor seine Familie, die zu ihm hielt und auf die er sich verlassen konnte.
    Cook beschleunigte. Melbournes Stadtgrenze war bald erreicht. Clyde Cook machte es sich auf dem Lokführersessel so bequem wie möglich.
    Plötzlich irritierte ihn ein fremdes Geräusch. Ein schrilles Pfeifen war es, das ihn in den Ohren schmerzte.
    Aber es war nicht der Zug, der dieses Pfeifen verursachte. Clyde Cook richtete sich auf. Er machte den Hals lang.
    Gewissenhaft, wie er war, wollte er der Sache unverzüglich auf den Grund gehen. Seiner Ansicht nach wäre es unverantwortlich gewesen, weiterzufahren, solange die Herkunft dieses schrillen Geräusches nicht geklärt war.
    Er schaltete auf die erste Bremsstufe.
    Nichts!
    Clyde Cook riß die bernsteinfarbenen Augen auf. Zweite Bremsstufe. Auch darauf reagierte die Lok nicht.
    Clyde Cook wurde warm. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die E-Lok hatte einen Defekt: die Bremsen funktionierten nicht!
    Dabei handelte es sich um einen fast neuen Triebwagen, der erst seit einem halben Jahr in Betrieb war.
    Bisher war die Lok einwandfrei gelaufen. Cook war in diesem halben Jahr schon mehrmals damit gefahren. Es war jedenfalls eine Freude für ihn gewesen.
    Ruhig Blut bewahren! sagte sich der Lokführer. Nur nicht den

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