006 - Der Teufelsbeschwörer
eingetrockneter, mumifizierter Arm legte sich quer auf Pattys Kehle. Mir war klar, daß das Mädchen sterben würde, wenn ich den Finger krümmte. Vielleicht hätte ich einen oder zwei Mönche von den Beinen holen können, aber dann wäre Patty Febbey nicht mehr zu retten gewesen.
Auch Roxane erkannte zum Glück rechtzeitig, daß sich die Teufelsmönche einen Trumpf verschafft hatten, den wir im Augenblick nicht überstechen konnten. Sie griff nicht ein. Ich ließ den Colt sinken.
»Laßt das Mädchen los!« verlangte ich.
Der Anführer der Mönche lachte teuflisch. »Wer bist du, daß du denkst, uns Befehle erteilen zu können?«
»Ballard. Tony Ballard.«
»Du bist sehr mutig, Tony Ballard.«
»Ich habe Erfahrung im Umgang mit Horror-Wesen. Laßt die Finger von dem Mädchen, und ich zeige euch, was ich im Laufe der Jahre alles gelernt habe.«
Die Teufelsmönche ließen sich nicht herausfordern. »Wir sind an einer solchen Demonstration nicht interessiert.«
Mir fiel auf, daß die Kutte eines Mönchs an der Schulter wie von Säure zerfressen war. Spuren von Weihwasser aus meiner Pistole.
Schade, daß dem Kerl die Ladung nicht ins widerliche Gesicht geklatscht war. Sie hätte ihn bestimmt zerstört.
Die Mönche rückten ab.
Mit ihrer bleichen, zitternden Geisel zogen sie sich zur Hintertür zurück. Niemand wagte sich ihnen in den Weg zu stellen.
»Wenn uns jemand folgt, muß dieses Mädchen sterben!« sagten die Mönche.
»Was geschieht mit ihr, wenn wir euch in Frieden lassen?« wollte ich wissen.
»Sei nicht so neugierig, Tony Ballard!«
»Was ihr einmal in euren Klauen habt, gebt ihr nicht mehr her.«
»Bist du sicher?«
»War es nicht immer so?«
»Vielleicht hat das Mädchen noch eine Chance, Tony Ballard. Wenn du dich nicht an unsere Anweisungen hältst, machst du sie zunichte.«
Einer der Teufelsmönche stieß die Hintertür auf. Die sieben Horror-Gestalten setzten sich mit ihrer Geisel langsam ab. Patty Febbey glaubte, mit ihrem Leben abschließen zu müssen.
Aber Roxane und ich dachten nicht daran, das Mädchen seinem Schicksal zu überlassen. Die Mönche schoben sich durch einen schmalen Gang. In der Kneipe schienen Wachsfiguren zu stehen.
Keiner der Anwesenden rührte sich. Die Satansmönche erreichten eine zweite Tür.
Als sie sie öffneten, begrüßte sie ein brüllender Donner. Die schwarzen Wesen tauchten in der Sintflut unter. Denselben Weg einzuschlagen, hatte wenig Sinn. Wir wären bemerkt worden, und Patty Febbey hätte es zu büßen gehabt.
Entkommen lassen wollten wir die Teufelsmönche jedoch nicht, deshalb machten Roxane und ich blitzschnell auf den Hacken kehrt und rannten aus der Kneipe, in der sich die Wachsfiguren nacheinander zu regen begannen.
Wir kamen überein, daß Roxane links um den Block herumrennen sollte, während ich die andere Richtung einschlug. Hastig trennten wir uns. Trotz des Regenschutzes hatte ich das Gefühl, ich wäre naß bis auf die Knochen. Kälte ließ mich frösteln. Sie verflüchtigte sich jedoch, nachdem ich laufend hundert Meter zurückgelegt hatte.
An der Ecke blieb ich stehen, peilte vorsichtig die Lage, bevor ich weitereilte.
Patty Febbey sollte nicht durch meine Schuld zu Schaden kommen.
Die nächste Ecke. Dasselbe Spiel.
Von den Mönchen keine Spur.
War es ihnen gelungen, uns abzuhängen? Dieser Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht. Dicht an der Hausfassade rannte ich weiter.
Eine Haustürnische.
»Pst!« machte es in der Dunkelheit.
Es war Roxane. Ich trat keuchend auf sie zu. »Weißt du, wo sie sind?«
»Ich habe sie in das Haus dort drüben verschwinden sehen«, antwortete die Hexe aus dem Jenseits.
Mit einem Blick erkannte ich, daß das betreffende Gebäude nicht mehr bewohnt wurde. Im Erdgeschoß waren sämtliche Fensterscheiben eingeschlagen. Die Eingangstür hing schief, ließ sich nicht mehr schließen. Eine Tafel hing daneben: BETRETEN VERBOTEN!
EINSTURZGEFAHR!
Dort drinnen befanden sich die Teufelsmönche also.
Patty Febbey sollte keine Minute länger als nötig in der Gewalt dieser Schreckensgestalten bleiben. Wir mußten den Teufelsmönchen ihre Geisel abjagen. Ein gefährliches Unterfangen. Nicht der kleinste Schnitzer durfte uns passieren.
»Wie gehen wir vor?« fragte Roxane.
»Das Haus hat zwei Stockwerke und einen Keller«, gab ich zurück. »Wir wissen nicht, wo sich die Mönche aufhalten.«
»Vielleicht sollten wir uns noch mal trennen.«
»Okay. Aber keine Experimente, Roxane. Und gehe kein zu
Weitere Kostenlose Bücher