006 - Ende eines Quellherren
Ankunft nicht um uns gekümmert hat. Wenn sieben bewusstlose Gestalten in meinem Transmitter erscheinen, interessiert es mich doch, wer mir da einen Besuch abstattet.«
»Zumal dieser Besuch noch unfreiwillig ist«, bestätigte die Survival-Expertin. »Glaubst du, es ist irgend etwas schief gegangen?«
»In letzter Zeit geht doch alles schief. Zuerst kommen wir nicht in der Gegenstation auf dem Mond heraus, sondern auf Phönix, dann fallen wir Barbaren in die Hände, die uns für Handlanger ihrer bösen Götter halten, dann wollen wir zur Erde zurückkehren und landen auf einer Dschungelwelt … und nun kümmert man sich ganz einfach nicht um uns. Wenn du mich fragst – es ist etwas schief gegangen.«
»Aber was?«
»Eine gute Frage …« Ken ballte die Hände zu Fäusten. »Vielleicht wieder ein Transmitter-Fehler? Vielleicht sind wir auf einer anderen Welt gelandet, die gar nicht unser ursprünglicher Zielplanet ist?«
Aber diese Erklärung reichte ihm selbst nicht aus.
Tanyas gedehntes »Oder …?« verriet ihm, dass seine Kollegin sie ebenfalls für unzureichend hielt.
»Oder«, sagte Ken, »wir sind auf der richtigen Welt, aber hier ist etwas passiert, wovon die Transmitter-Konstrukteure noch nichts wissen.«
»Das setzt voraus, dass ihr Transmitter-System weit verzweigter ist, als wir bislang annahmen.«
»Wir konnten doch nur Vermutungen treffen. Sicher war nur, dass ein weiteres zweites Star Gate existieren muss.«
»Und was«, fragte Tanya leise, »könnte hier passiert sein?«
»Sieh dich doch um. Die Kuppel wirkt völlig verlassen. Keine Menschenseele in Sicht. Es gibt tausend Möglichkeiten: Eine Atomkatastrophe, ein Bürgerkrieg …? Vielleicht haben die Hüter dieser Station aber auch nur die Lust verloren und sind einfach durch ihr Star Gate davon marschiert.«
»Das würde bedeuten …«
Ken nickte.
»Das würde bedeuten«, bestätigte er langsam, »dass wir hier so gut wie lebendig begraben sind, wenn es den Beherrschern dieser Station nicht allmählich in den Sinn kommt, einmal nach ihrem ungebetenen Besuch zu sehen.«
*
Luft, scharf wie Messer. Eigentlich nicht vorhanden und doch schmerzhaft mit einem Gewicht, das ihm den Atem aus den Lungen presste.
Seine Haare zerrten wie lebendig gewordene kleine Schlangen an seiner Kopfhaut. Die Luft schoss explosionsartig in die Falten und Öffnungen seines Umhangs, blähte den Stoff auf, zerrte daran und zerriss ihn fast.
Tritar fühlte sich dem Boden entgegenstürzen, wehrlos dem Aufschlag ausgeliefert. Dann kam er, aber nicht mit jener todbringenden, grausamen Härte des gestampften Erdbodens, die Tritar erwartet hatte, sondern weich, federnd. Der Untergrund gab zunächst nach, nur um ihn erneut ein Stück hoch zu schleudern und ihn dann erst endgültig abzufangen.
Ungläubig blickte er sich um. Er lag mit dem Bauch auf den dünnen Seilen eines engmaschigen Netzwerks, das zwischen den Terrassen zweier gegenüberliegender Gebäude aufgespannt worden war. Durch die Maschen des Netzes sah er die Bodenfeuer mit den um sie hockenden oder tanzenden Menschen.
Benommen wälzte er sich auf den Rücken.
»Hierher«, vernahm er eine leise, drängende Stimme. »Auf festen Boden.« Helfend streckte sich ihm eine Hand entgegen. Der Quellherr ergriff sie, ließ sich von ihr in das Turmhaus ziehen und stand zum zweiten Mal Trinon gegenüber, der ihn stützte, dann zwei Finger in den Mund steckte und leise pfiff.
Aus der Dunkelheit der gegenüberliegenden Hauswand lösten sich zwei Männer. Sie bückten sich und trennten mit ihren Dolchen die Befestigung des Netzwerks. Langsam taumelte es in die Tiefe des Abgrunds.
»Schnell«, sagte der ehemalige Hausverwalter des Triten-Clans. Er führte ihn durch verlassene Räume und über verschwiegene Treppen, die selbst Tritar nicht kannte, in die unterste Etage des Gebäudes.
Dort wartete sein Halbschlepper auf ihn.
»Wie bist du Olmishs Häschern entkommen?«, fragte er, während er den Motor des Gefährts startete.
Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und lächelte nichts sagend.
»Und warum hilfst du mir? Warum hast du es dir zur Aufgabe gemacht, das Leben eines abgesetzten Quellherren zu retten?«
»Ich sagte doch, ich habe ein Versprechen zu erfüllen«, gab Trinon nur zurück und schob ihn in die Kabine des Schleppers. Im nächsten Moment war er schon wieder in der Finsternis des Raums verschwunden.
Tritar ahnte, dass er den Mann maßlos unterschätzt hatte. Dennoch verstand er den
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