Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich.
    »Besser als gar keine.«
    Darauf gab ich keine Antwort. James Potter war ein Verbrecher, und es ist ziemlich schwierig, solche Menschen von der Sinnlosigkeit ihres Tuns zu überzeugen.
    Der Druck verschwand.
    Ich schöpfte etwas Hoffnung, doch Potter sagte: »Steh auf!«
    Langsam erhob ich mich und vermied es dabei, eine zu schnelle Bewegung zu machen. Ich wußte genau, wie nervös dieser Kerl reagierte.
    »Umdrehen!«
    Ich gehorchte.
    Jetzt stand Potter vor mir. Er hielt ein Gewehr mit beiden Fäusten umklammert. Ich erkannte im Zwielicht nicht genau, um was für eine Waffe es sich handelte, aber es konnte ein alter belgischer Militärkarabiner sein.
    Ich hob sicherheitshalber die Arme, was Potter zu einem Grinsen veranlaßte.
    »Du bist ja gut, Bulle. Oder hast du Angst?«
    »Ich bin nur nicht lebensmüde«, antwortete ich.
    Er lachte.
    Ich hatte keine große Lust, die Zeit mit banalen Gesprächen zu vertrödeln. Ich wollte nur wissen, was mit Shao und Suko geschehen war.
    Und danach fragte ich auch.
    »Ich weiß nicht, was mit dem Gelben los ist«, erwiderte James Potter.
    »Er hatte noch eine Frau dabei«, sagte ich. »Ebenfalls eine Chinesin.«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Sie ist verschwunden.«
    »Schon möglich.« Er grinste widerlich.
    Potter fiel mir mit seinen Kaugummiantworten und seinem miesen Grinsen auf den Wecker, aber ich mußte mich beherrschen. »Dann wissen Sie also, was mit der Frau geschehen ist.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Was wird hier eigentlich gespielt? Dieser Geruch im Zuschauerraum ist doch nicht normal. Lassen Sie hier ein Gas einblasen, Mister? Ich habe vor nicht allzu langer Zeit mit einem Mann gesprochen, der ebenfalls in diesem Kino war und sich auch den Film angesehen hat. Dieser Mann stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Er sprach von Monstern, die nicht nur auf der Leinwand existieren. Was, zum Teufel, hat es mit diesem Film auf sich?«
    »Nichts!« zischte Potter. »Gar nichts, was Sie interessieren könnte! Ich bin es leid. Los, gehen Sie vor mir her, damit wir es hinter uns bringen. Und danach kommt der Chinese an die Reihe!«
    Ich wollte schon gehen, als er rief: »Stopp! Ich habe es mir anders überlegt.«
    Ich blieb am Platz.
    »Gehen Sie etwas zurück!« befahl er.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Schließlich stieß ich mit den Kniekehlen gegen einen heruntergeklappten Sitz in der ersten Reihe.
    Potter war zufrieden.
    Er schlich an mir vorbei. Dabei zeigte die Gewehrmündung immer auf meine Körpermitte. Potter kicherte. »Es wäre doch dumm, den Chinesen nach dir umzulegen. Er könnte inzwischen aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht sein. Nein, ich bringe ihn vorher um.« Er lachte, als hätte er einen tollen Witz gemacht.
    Mir war bestimmt nicht nach Lachen zumute. Ich wußte, daß James Potter es ernst meinte. Es mußte sich um eine große Sache handeln, wenn er zum Mörder werden sollte.
    »Du kennst den Chinesen gut?« sprach er mich an.
    »Ja.«
    »Um so besser. Eine Kugel wird reichen, und dann bist du an der Reihe, Bulle!«
    Ich suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Aber im Augenblick sah ich keine Chance. Dieser Potter hatte alle Trümpfe in der Hand. Er bedrohte mich zwar nicht unmittelbar, doch bevor ich etwas unternehmen konnte, hatte er schon abgedrückt und Suko erschossen.
    Meine eigene, mit Silberkugeln geladene Beretta hatte ich unter der Achsel stecken. Da hing sie jedoch gut. Potter würde meine Bewegung mit einer Kugel im Keim ersticken.
    Er drehte sich jetzt etwas.
    Wenn er feuerte, mußte er das Gewehr senken.
    War das meine Chance?
    Vielleicht, aber Suko konnte ich damit auch nicht retten, und um Potter mit einem Sprung zu erreichen, dafür war die Distanz zwischen uns zu groß.
    Wie man es auch drehte und wendete, es sah schlecht aus. Auf meiner Stirn hatte der Schweiß Tropfen gebildet. Er rann mir in langen Bahnen den Rücken hinunter.
    Wie eine Wand lastete das Schweigen zwischen mir und Potter.
    Ich versuchte es ein letztes Mal. »Wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen?«
    »Nein, Bulle!« Die Antwort klang entschieden. Potter würde um keinen Zoll nachgeben.
    Suko war dem Tod geweiht.
    Und ich mußte es mitansehen. Nicht ein Dämon oder eine Schreckensgestalt aus dem Reich der Finsternis wollte ihn töten, sondern ein normaler Mensch, der eine ganz normale Kugel abschoß.
    Verrückt!
    Potter senkte die Mündung, sie schwang weg von mir.
    Ich sprang!
    Da drückte er ab…
    ***
    Im gleichen Moment

Weitere Kostenlose Bücher