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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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es sie gibt!«, schrie er. »Bleiben Sie doch an Bord! Sie werden es ja sehen, wenn es knallt! Ich habe dreimal vierzig Pfund Dynamit an Bord schmuggeln lassen! Dreimal vierzig Pfund! Das reicht aus, um eine halbe Stadt in die Luft zu jagen!«
    »Vielen Dank, mein Lieber«, sagte ich lächelnd. »Dieses indirekte Geständnis wollte ich ja nur haben…«
    In diesem Augenblick öffneten sich die Türen des Speisesaals und Conder trat ein. Er trug seine Paradeuniform, grüßte und sagte: »Ich habe die traurige Pflicht, Sie aufzufordern, sich an Deck zu begeben. Meine Offiziere werden Sie in die Boote einweisen. Die Sicherheit der Mannschaft, der Offiziere und nicht zuletzt der mir anvertrauten Passagiere gebietet mir, das Schiff räumen zu lassen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie wohlbehalten an die Küste kommen. Die Beschaffenheit der Korallenriffe hier hindert mich leider daran, mit dem ganzen Schiff die Küste anzusteuem.«
    »Einen Augenblick, Conder«, sagte ich langsam. »Drei Mann bleiben an Bord.«
    Er runzelte die Stirn: »Warum? Und wer?«
    Ich sagte langsam: »Der Mann, der die Sprengladung anbrachte. Und mein Freund und ich. Wir bleiben an Bord, bis uns der Mann entweder sagt, wo die Ladung versteckt ist, oder bis wir zu dritt in die Luft fliegen…«
    Plötzlich fuhr Verez’ Hand hoch. Aber noch schneller Phils Rechte. Es knallte, und Verez schrie. Seine Hand schwoll an, obgleich sie nicht getroffen war. Phil hatte ihm den Revolver aus der Hand geschossen. Der Aufprall hatte eine Schwellung verursacht, das war alles, wie sich später herausstellte.
    ***
    Aber Verez ließ sich nicht auf halten. Er hatte endlich kapiert, dass er ausgespielt hatte.
    Mit einem Satz sprang er über den Tisch und auf mich ein. Durch den jähen Zusammenprall stolperte ich ein Stück zurück. Als er zum zweiten Mal auf mich eindrang, empfing ich ihn kalt wie bei einem Boxkurs in einer FBI-Schule.
    Er lief geradezu blind vor Wut in einen Haken hinein, den ich ihm in die Brustgrube setzte. Sein Gesicht wurde blasser als es ohnehin schon war.
    Er wich zurück. Plötzlich hatte er ein Messer in der Hand. Vorsichtig tanzten wir umeinander herum.
    Plötzlich schoss er vor. Meine Hände packten zu wie die Backen eines Schraubstockes. Ein Griff, eine rasche Drehung, das Messer fiel und Verez stieß einen spitzen Schrei aus.
    »So, mein Lieber«, keuchte ich, indem ich das Messer mit dem Fuß wegstieß.
    Er knirschte mit den Zähnen, dass es zu hören war.
    »Dich mach ich fertig, du Hund!«, brüllte er.
    »Fang an«, sagte ich.
    Er sprang vor. Ich wich zurück, seine Faust schoss ins Leere. Aber bevor er den verpufften Schlag selbst abgefangen hatte, stand ich wieder am Mann. Zwei rasche, trockne Schläge.
    Er ging in die Knie.
    Ich riss ihn am Kragen wieder hoch. Mit einem Schwung drehte ich ihm den rechten Arm auf den Rücken und nahm ihn in den alten bewährten Polizeigriff.
    Wir gingen an Deck. Die anderen folgten uns schweigend. Überall hingen Scheinwerfer und strahlten die Rettungsboote an. Aber im Osten graute auch schon der Morgen, und die Nacht war bereits einem dünner werdenden Grau gewichen.
    »Lassen Sie uns in die Boote gehen!«, flehte Verez, als er sah, wie die ersten Leute die Schwimmwesten anlegten und in die Boote kletterten.
    »No«, sagte ich.
    »Aber der Zeitzünder ist wirklich auf fünf Uhr eingestellt!«
    »Umso besser. Dann können wir uns noch eine Stunde lang hübsch den grauenden Morgen ansehen.«
    »Schwenkt Boot eins!«, rief ein Offizier.
    In vorbildlicher Ordnung ging die Einschiffung vonstatten. Vier Boote zu je zwölf Mann Besatzung mit je einem Passagier gingen von Bord. Es dauerte knapp zwanzig Minuten.
    Dann befanden sich nur wir drei und Conder an Bord.
    Es war eigenartig, auf einmal auf einem Schiff zu stehen, in dem jedes Leben erloschen war. Kein Vibrieren der Deckböden von den stampfenden Maschinen mehr, kein Klingeln des Maschinentelegrafen, kein Stimmengewirr, kein Radiogeplärr… nichts.
    Nur tödliche Stille.
    Wir hatten Verez zwischen uns genommen und gingen langsam über die Decks. Immer reihum.
    ***
    »Halb fünf«, sagte Phil.
    »Noch dreißig Minuten«, erwiderte ich trocken.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Verez nervös wurde. Wahrscheinlich würde er gleich wieder anfangen zu flehen, dass wir doch von Bord gehen möchten.
    In ungefähr einem Kilometer Entfernung lagen die Boote und warteten. Conder stand auf der Brücke und blickte verloren über die stille See.
    Der Regen hatte

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