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0064 - Im Zeit-Gefängnis

Titel: 0064 - Im Zeit-Gefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fassungslos den Kopf. „Das kann doch nicht wahr sein! Das wäre... das wäre..."
    „Es ist nichts als eine logische Folgerung, Steiner. Wenn in dieser Dimension alles für uns langsamer ist, weil wir zweiundsiebzigtausendfach schneller leben, dann auch das Licht! Das Licht, Steiner, bewegt sich in dieser Zeitebene für uns mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern in der Sekunde. Noch wissen wir nicht, welche Folgen das haben kann, aber Sie erkennen an dem Blitz dort drüben, daß Folgen vorhanden sind."
    Am irdischen Himmel kann ein Blitz gut und gern eine oder zwei Sekunden am Himmel stehen. Das bedeutete, daß der Blitz dort drüben im Westen zwanzig oder vierzig Stunden bleiben konnte, festgebannt von dem unbegreiflichen Naturgesetz der fremden Dimension.
    „Die rote Sonne", sagte Harras und deutete gen Süden, wo der Himmel wie Feuer brannte, „hat sie etwas damit zu tun?"
    Rous nickte.
    „Sie brachte mich zuerst auf die Idee. Die so unendlich verlangsamten Sonnenstrahlen sind ein deutliches Beispiel für die Auswirkungen des Doppler-Effektes. Ich wundere mich, daß wir überhaupt noch etwas sehen können."
    „Wenn wir länger hier bleiben, werde ich mich mal damit befassen", versprach Steiner und sah mit zusammengekniffenen Augen auf den Blitz, der sich nicht mehr veränderte. „Die Lichtgeschwindigkeit hier beträgt nur noch vier Kilometer in der Sekunde. Was geschieht, wenn ich meinen Strahler in Betrieb nehme? Die Neutronen haben doch ihre Eigenzeit behalten." Rous zuckte mit den Schultern. „Wenn ich darauf eine Antwort wüßte ..."
    Sie schritten weiter, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Eine kurze Anfrage bei Josua ergab, daß sich nichts verändert hatte. Der Afrikaner erhielt den Auftrag, sofort zu funken, wenn das Lichtfenster wieder erschiene, hindurchzusteigen und den LFG für zwei Stunden abzuschalten, damit man zurückkehren könne und die schwarze Wand kein Hindernis bildete.
    André Noir fiel die steigende Temperatur zuerst auf.
    „Ich finde, es ist ziemlich warm", sagte er und sah in Richtung des Gipfels, der ihren Augen verborgen war. „Warum strengen wir uns eigentlich so an? Die ganze Zeit habe ich es schon fragen wollen, aber ich nahm an, es liege ein besonderer Grund dafür vor, zu Fuß zu gehen. Wie ist es damit, Leutnant Rous?"
    „Sie meinen die arkonidischen Kampfanzüge, wenn ich Sie verstanden habe? Ja, das ist so ein Problem für sich. Bedenken Sie die ungeheure Geschwindigkeit, die ein Flug durch diese Welt bedeuten würde. Ich kann es nicht mit Bestimmtheit behaupten, aber schon bei einigen Metern pro Sekunde würden wir verglühen.
    Steiner schaute bärbeißig drein, bückte sich und nahm einen Stein auf. Das heißt natürlich, daß er ihn aufnehmen wollte. Es gelang ihm nicht. Die Massenträgheit des kleinen Kiesels vergrößerte auch sein Gewicht um das Zweiundsiebzigtausendfache.
    Rous konnte ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich weiß genau, was Sie wollen, Steiner, aber ich hätte Ihnen gleich sagen können, daß es nicht geht.
    Der Stein unterliegt anderen Gesetzen, auf die wir keinen Einfluß haben. Ich weiß nun auch, daß wir niemals einen Gefangenen aus dieser Zeitebene mit hinüber in die unsere nehmen können, wenn wir nicht geschickt mit dem LFG operieren. Aber wenn Sie meine Vermutung bestätigt sehen wollen, so nehmen Sie einen Gegenstand, den wir mitbrachten. Eine Münze etwa. Werfen Sie sie dort in die Schlucht hinab. Wir werden sehen, was geschieht."
    Sie waren alle froh, eine Pause einlegen zu können. Der Gedanke, nicht laufen zu müssen, sondern vielleicht fliegen zu können, wirkte anregend. Aber wenn Rous recht behielt, war es auch damit nichts.
    Steiner zog eine schwere Münze aus der Tasche, betrachtete sie eine Weile bedauernd und trat dann bis an den Rand des Abgrundes vor. Der Felsen fiel steil und senkrecht in die Tiefe. Hundert Meter etwa.
    Unten war eine grüne Wiese.
    „Sie brauchen das Geldstück nur fallenzulassen", sagte Rous und bemühte sich, seine innere Spannung nicht zu zeigen. „Das wird genügen." Steiner nickte.
    Noir, Harras und Ragow drängten sich neben Rous und blickten gespannt auf Steiner, der zum Wurf ausholte und dann das Geldstück weit von sich schleuderte.
    Es beschrieb einen flachen Bogen und begann dann senkrecht nach unten zu fallen. Aber höchstens für eine Sekunde, dann ging eine merkwürdige Veränderung mit ihm vor. Zuerst schien es, als würde es von einer nicht sichtbaren Lichtquelle

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