Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0064 - Im Zeit-Gefängnis

Titel: 0064 - Im Zeit-Gefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
streckte die Hand vor, aber die Augen täuschten nicht. Die Mauer war verschwunden. Sogar auf dem steinigen Boden hatte sie keinerlei Spuren hinterlassen.
    „Wir müssen uns natürlich die Gefahr vergegenwärtigen, wenn wir jetzt weitergehen", sagte Rous nachdenklich und sah seine Gefährten fest an. „Angenommen, jemand schaltet den LFG wieder ein, wenn wir jenseits der Wand sind - wie sollten wir jemals wieder in die Glocke gelangen? Hat sich das einer schon überlegt?"
    „Wir müssen das Risiko auf uns nehmen", erwiderte Steiner ungeduldig. „Im übrigen haben wir Josua zurückgelassen. Wenn es jemanden gibt, der das Gerät einschaltet, dann kann es nur Rhodan sein. Ihm wird es nicht schwerfallen, uns zu suchen. Nein, ich habe keine Bedenken, den Marsch fortzusetzen. Wir können nicht ewig ohne Essen und Trinken existieren."
    „Das Wasser", sagte Rous und zeigte auf die erstarrten Wogen des Flusses, „dürfte nicht besonders erfrischend sein. Ich beginne daran zu zweifeln, daß wir in dieser anderen Welt überhaupt existieren können. Sehen Sie das Gras dort - kann es jemand von Ihnen bewegen? Nein, niemand kann es, weil es uns zuviel Widerstand entgegensetzt. So ist es mit allem, was hier lebt oder besteht. Wir werden verhungern und verdursten, wenn wir den Rückweg nicht finden."
    „Ich habe immerhin einen guten Vorrat an Energietabletten mitgenommen", erklärte Ragow plötzlich und hatte ein verschmitztes Lächeln in den Augenwinkeln. „Ich denke, sie haben den Sprung durch die Zeitmauer ohne Schaden überstanden."
    Rous sah ihn eine Weile an, ehe er den Kopf schüttelte.
    „Das konnten Sie auch ein bißchen früher sagen, Ragow! Sie hätten mir einige sorgenvolle Minuten erspart."
    „Jetzt ist die Freude um so größer", tröstete der Arzt und gab jedem der Männer eine kleine Packung.
    „Vorsicht damit! Sie enthält eine Notration und Wassertabletten. Ein Mann kann damit eine ganze Woche auskommen, wenn er sie einteilt. Jedenfalls werden wir so schnell nicht verhungern. Nun, marschieren wir weiter?" Sie marschierten weiter. Bald veränderte sich der Charakter der Landschaft. Die steinige Ebene machte einer Grassteppe Platz, die das Marschieren jedoch nicht angenehmer gestaltete. Das Gras mit seinen unnachgiebigen und scharfen Kanten erwies sich als äußerst gefährlich. Man mußte jedem einzelnen Halm ausweichen, wollte man sich nicht verletzen. Wie Stahlmesser wirkten die Halme.
    Sie waren froh, als das Gras niedriger wurde und einem Moospolster Raum gab, das zwar ebenfalls hart, aber nicht so hinderlich wirkte. Die Kunststoffsohlen der Stiefel federten sogar unmerklich, was aber auch Einbildung sein konnte.
    Das Gelände stieg bergan. Steiner wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Die Zeit mag ja hier langsamer vergehen", sagte er und blieb stehen, um auf die Ebene hinabzublicken. Irgendwo dort unten stand Josua Wache. Er hatte sich bisher noch nicht gemeldet. „Aber schwitzen kann man genauso schnell wie überall, wo es heiß ist."
    Sie standen auf einem kleinen Plateau. Hinter ihnen fiel das Gelände ab in die weite Ebene, vor ihnen stieg es weiter an, den Gipfeln der Berge entgegen. Nach dem zweistündigen Marsch hatten sie nicht mehr als zehn Kilometer zurückgelegt, aber die Neugier zu erfahren, was hinter den Bergen lag, ließ sie die Anstrengungen vergessen. Und dann sahen sie eine Bewegung. Sie entstand drüben am westlichen Horizont, wo die deutlichste Wolkenansammlung den Himmel bedeckte und es zweifellos bereits seit Stunden - hiesige Zeit - regnete. Unendlich langsam würden dort die Tropfen herabfallen und den Boden in den nächsten Tagen erreichen. Es war verrückt, darüber nachzudenken.
    Die Bewegung, die ihre Augen gefangennahm, entstand in den Wolken und glich einem Lichtstrahl, der schnell in einer Schlangenlinie herabglitt und die Oberfläche nach ein oder zwei Sekunden erreichte. Die Leuchterscheinung aber erlosch nicht, sondern blieb zwischen Himmel und Erde stehen, als sei sie ein Leuchtbogen.
    Steiner starrte lange auf die Erscheinung, dann sagte er: „Was ist das?"
    Rous war blaß geworden. Er sah seine Vermutungen bestätigt.
    „Ein Blitz, Steiner. Ein ganz gewöhnlicher Blitz - nur zweiundsiebzigtausendfach verlangsamt. Es kann sein, daß er noch zehn Stunden dort am Himmel stehenbleibt. Haben Sie gesehen? Er benötigte volle zwei Sekunden, um von den Wolken bis zur Erde zu gelangen. Das bedeutet, daß..."
    „Nein!" unterbrach ihn der Physiker und schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher