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0064 - Im Zeit-Gefängnis

Titel: 0064 - Im Zeit-Gefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dunkelbraune Panzerschale, die den ganzen Körper umschloß. Dicht unter dem runden Insektenkopf saßen zwei feingliedrige Greifwerkzeuge, die sich erheblich von den Beinen unterschieden, die dann längs des Körpers folgten und offensichtlich nur der Fortbewegung dienten. „... druuuf ... uuff ..." Die merkwürdigen Töne waren während der Annäherung heller und kürzer geworden, erhielten aber ihren gewohnten dunklen Klang zurück, als die Männer stehen blieben. Schallverzerrung...? Rous nickte, als er die unausgesprochene Frage Steiners ahnte.
    „Ja, das ist es! Die Tiere hier stoßen ihre Rufe aus, die infolge der Zeitdehnung unendlich langsam an unser Ohr dringen. Wir müßten sie auf Tonband aufnehmen und mit zweiundsiebzigtausendfacher Geschwindigkeit wieder abspielen dann erst hörten wir die Originallaute." Ragow nickte.
    „Sie haben recht, Leutnant. Die Tiere verständigen sich untereinander. Sie sind somit nicht mehr als Tiere zu bezeichnen, sondern besitzen einen gewissen Grad von Intelligenz. Vielleicht mehr, als wir ihnen."
    „Ich frage mich, ob sie nicht die ersten Intelligenzen der fremden Dimension sind", sagte Rous.
    „Möglich", gab Ragow zu und bückte sich, um eine der Raupen näher zu betrachten. „Vielleicht werden wir es eines Tages erfahren."
    Rous wollte etwas antworten, aber das feine Summen des Ring-Empfängers hinderte ihn daran. Josua meldete sich. Hastig schaltete er das Gerät ein. „Ja, Josua? Hier Rous! Was gibt's?" Die Stimme des Afrikaners klang unsicher.
    „Ich weiß nicht, Leutnant, ob es etwas ist, aber ich hielt es für besser, Sie zu unterrichten."
    „Ja...?"
    „Ein - ein Ding ist über mir in der Luft. Ich habe es erst jetzt gesehen. Es sieht aus wie ein Schiff, vielleicht zehn Meter lang, wie ein Torpedo geformt. Es muß aus den Wolken gekommen sein und sinkt langsam tiefer. Es sieht aus, als wolle es landen."
    Die anderen Teilnehmer der Expedition horchten auf. Rous wußte sofort, was ihnen aufgefallen war, und faßte es in Worte.
    „Sie können sehen, Josua, wie sich das Schiff bewegt?"
    „Deutlich sogar, Leutnant. Aber auch sehr langsam. Es wird noch zwei Stunden dauern, ehe es landet - wenn es landet."
    „Wir kehren zurück", versprach Rous und warf den versteinerten Raupen einen bedauernden Blick zu.
    „Die Landung eines Schiffes scheint mir wichtig genug zu sein, unsere Untersuchungen hier abzubrechen."
    „Ich melde mich, wenn etwas geschieht", sagte Josua abschließend.
    Ragow schüttelte Sekunden später mißmutig den Kopf „Ob es richtig ist, wenn wir unseren Fund einfach ignorieren? Wenn wir wenigstens eine der Raupen mitnehmen könnten..."
    „Sie wissen selbst, daß das unmöglich ist, wenigstens unter den gegebenen Umständen und ohne Hilfsmittel. Wollten Sie eine der Figuren hier von der Stelle bewegen, benötigen Sie die gleiche Energie, die notwendig wäre, einen Menschen auf der Erde innerhalb von einer Sekunde auf eine Geschwindigkeit von siebzig Kilometern pro Sekunde zu beschleunigen. Anders ausgedrückt: Sie werfen mit den bloßen Fäusten leichter einen Menschen in die Kreisbahn um die Erde, als, daß Sie eine der Raupen hier auch nur einen Meter anheben. Es sei denn, Sie lassen sich Zeit dabei. Ich würde sagen, pro Meter zwanzig Stunden."
    Ragow blickte verzweifelt. „Allmählich beginne ich zu begreifen, welche Rolle der Begriff der Zeit spielt. Nur fürchte ich, daß ich verrückt werde, wenn ich es endgültig begriffen habe..."
    Rous warf noch einen Blick auf die Raupen und lauschte dem merkwürdigen Hallen ihrer Rufe nach, die langsam in sein Ohr krochen.
    „Wir sehen uns die Druuf später noch an, jetzt werden wir..."
    „Wen?" fragte Steiner überrascht. „Ich nenne sie Druuf, weil sich ihre Rufe genau so anhören", erklärte Rous. „Und jetzt brechen wir auf, um uns das seltsame Schiff anzusehen, das in der Nähe unseres Lichtfensters zu landen gedenkt."
    Teils erleichtert, teils unbefriedigt, setzten sich die Teilnehmer der Zeit-Expedition in Marsch. Selbst wenn sie schlichen, konnten sie die Zukunft jederzeit noch einholen...
     
    4.
     
    Das Schiff war mehr als tausend Meter lang und umkreiste den Planeten in großer Entfernung. Sein Inneres bestand aus einer Unzahl komplizierter Kontrollgeräte, automatisch arbeitender Alarmeinrichtungen und Räumen voller positronischer Instrumente. Undeutlich bewegten sich in dem Halbdunkel nicht genau erkennbare Gestalten, die das einzige Lebendige in dem riesigen Schiff

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